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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Andersen
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Ketten rasselten, Eisen gruben sich in ihre Handgelenke, und sie konnte ihr Gesicht mit den Händen nicht erreichen.
    Ihr wurde klar, dass sie bisher nicht gewusst hatte, was wahre Angst bedeutete.
    „Nein!“ Sie kämpfte sich in eine aufrechte Position, rollte von etwas herunter, das sich wie eine schmale Liege anfühlte, prallte unglücklich mit Hüfte und Schulter auf dem kalten Steinboden auf und verhedderte sich in einer der Ketten. Ihre Füße waren nicht gefesselt, aber ihre Handschellen waren an der Wand befestigt, sodass sie nur ein kurzes Stück gehen konnte.
    Sie verdrehte sich so stark, dass sie spüren konnte, wie ihre Muskeln sich dehnten, brachte die Hände an ihr Gesicht und zog mit schwachen zitternden Fingern an den verknoteten Lappen. Atme, sagte sie sich, als die Taubheit sich ausbreitete und ihre Bewegungen langsamer wurden und ganz anzuhalten drohten. Verdammt noch mal, atme!
    Ihre letzte Erinnerung kam zurück: Sie lag zusammengerollt neben Dayn, während er schlief; sie hörte, wie ein Zweig in der Ferne brach und dann die Stimmen von Männern, die sich leise unterhielten, während sie den Wald durchkämmten. Von ihnen hörte sie, dass Moragh ihre Magie bei der Beschwörung des Feiynd verbraucht hatte und Dayn deshalb nicht mehr durch den Zauber seines Vaters aufspüren konnte. Aber sie wusste, dass er irgendwo verletzt in der Nähe der Stelle liegen musste, an der der Drache gestorben war.
    Ihre Nase verschloss sich vor dem Gestank. Ihr blieb die Luft weg, und sie wurde immer panischer, obwohl sie versuchte, ihre Gedanken zu beruhigen. Eins nach dem anderen. Zuerst den Knebel. Der Knoten ist hinten. Aber sie konnte sich einfach nicht bewegen.
    Weitere Erinnerungen: Die Männer zogen weiter; sie versuchte, Dayn zu wecken, aber vergebens; ihr Dilemma – sie hatte versprochen, bei ihm zu bleiben, aber die Männer würden bald zurückkommen. Sie schlüpfte aus dem Versteck, mit klopfendem Herzen und ohne Plan, außer dem, die Männer fortzulocken. Nicht in den Toten Wald, aber wohin dann? Der Schrein war ihr eingefallen, sie konnte sie an den Schrein locken. Würde ein Vortex die Männer erschrecken und ihr genug Zeit verschaffen, wieder zurückzurennen?
    Der Steinboden fühlte sich kalt und hart an, der Knoten fest und schmierig. Darauf konzentrierte sie sich. Sie zwang sich, sich zu entspannen und das winzige bisschen Sauerstoff einzusaugen, das durch den Knebel in ihren Mund drang. Dann versuchte sie sich noch einmal an dem Knoten.
    Die Erinnerungen kamen jetzt klarer und deutlicher: Sie folgte den Männern, ein saurer Geschmack lag in ihrem Mund, und ihr Herz klopfte wild gegen ihre Rippen; sie hatte sie gefunden und umrundet, um sie an den dreizackigen Baum zu locken, und dann …
    Ein Schlag auf den Hinterkopf. Ein Mann, der auf ihr kniete und ihr Gesicht in den Dreck drückte. Eine Angst einflößende Diskussion darüber, was mit ihr zu tun war, dann die Entscheidung, sie unversehrt der Hexe zu bringen, damit diese sie ausfragen konnte. Noch ein Schlag, dann Dunkelheit.
    Dunkelheit.
    Sie schluchzte gegen ihren Knebel und sank in sich zusammen. Ihre Finger konnten gegen die Knoten nichts ausrichten. Die leisen unterdrückten Geräusche weckten die Aufmerksamkeit der Kreaturen um sie herum. Ein kurzes Stück entfernt, hallend wie durch einen Korridor, hörte sie, wie Metall auf Stein schleifte. Darauf folgte ein leises katzenhaftes Knurren, das wie nichts klang, was sie je zuvor gehört hatte. Und dann, noch weiter entfernt, ein Tröten, das ein bisschen wie ein Elefant, ein bisschen wie eine Posaune klang.
    Das war kein Stall. Die Geräusche gehörten zu Kreaturen, die man eher im Zoo antraf.
    Oder in dieser Welt in einem Bestiarium.
    „Nein“, flüsterte sie mit dem Kopf zwischen den Knien, „bitte, nein.“ Sie wusste nicht mehr, ob sie bereits verhört worden war, aber der tiefe Schlaf und der betäubende Nebel ließen sie an die Magie des Vortex denken. Hatte die Hexe sie verzaubert? Hatte sie etwas ausgeplaudert? „Dayn?“, rief sie, zwischen Hoffnung und Angst hin- und hergerissen. „Bist du da?“
    Es gab keine Antwort von ihren Mitgefangenen, nicht einmal ein Knurren. Doch eine leise Wärme regte sich in ihr, bewegte sich langsam durch ihren Körper und vermischte sich mit der Hitze ihres Blutes.
    Er war am Leben. Sie ließ sich von diesem Gedanken erfüllen, bis er die Kälte ein wenig vertrieben hatte und ihre Muskeln sich entspannten. Wusste er, dass sie auf der Insel

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