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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Straßenschlägern niedergeschlagen! Das Licht allein weiß, was hätte passieren können!«
    »Es ist keine Entschuldigung nötig, Birgitte.« Wut und Empörung strömten durch den Bund, aber sie wollte den Vorteil ergreifen. Birgittes Schelte war schon schlimm genug, wenn sie allein waren; sie würde es sich nicht in den Gängen des Palasts bieten lassen, wo überall Diener umhereilten, das Schnitzwerk auf den holzvertäfelten Wänden polierten oder die in diesem Teil des Gebäudes vergoldeten Kandelaber warteten. Sie hielten kaum inne, um Birgitte und sie schweigend zu grüßen, aber zweifellos fragte sich jeder, warum der weibliche Generalhauptmann so finster aussah, und sie hatten die Ohren weit aufgesperrt, um so viel wie möglich aufzuschnappen. »Du warst nicht da, weil ich es nicht wollte. Ich wette, dass Sareitha ihren Ned auch nicht dabei hatte.« Eigentlich war es unvorstellbar gewesen, dass sich Birgittes Gesicht noch mehr verdüsterte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, Sareitha zu erwähnen. Elayne wechselte das Thema. »Du musst wirklich etwas wegen deiner Ausdrucksweise tun. Allmählich klingst du wie der schlimmste Tagedieb.«
    »Meine ... Ausdrucksweise?«, murmelte Birgitte auf gefährliche Weise. Selbst ihre Schritte hatten sich verändert, jetzt ähnelten sie denen einer umherstreifenden Wildkatze. »Du beklagst dich über meine Ausdrucksweise? Ich weiß wenigstens, was die Worte, die ich benutze, bedeuten. Ich weiß wenigstens, was angebracht ist und was nicht.« Elaynes Wangen liefen rot an, ihr Nacken versteifte sich. Sie wusste das auch! Jedenfalls meistens. Oder zumindest oft genug. »Und was Yarman angeht«, fuhr Birgitte mit noch immer leiser und gefährlicher Stimme fort, »so ist er ein guter Mann, aber er schwebt auf rosaroten Wolken, weil er Behüter ist. Vermutlich springt er, wenn Sareitha mit den Fingern schnippt. Ich habe nie auf rosaroten Wolken geschwebt und ich springe nicht. Hast du mir deshalb einen Titel aufgebürdet? Hast du geglaubt, mich damit zu zügeln? Wäre nicht der erste dumme Gedanke in deinem Kopf gewesen. Für jemanden, der die meiste Zeit so klar denkt... Nun. Auf mich wartet ein Schreibtisch, der unter verfluchten Berichten begraben ist, durch die ich mich hindurchkämpfen muss, wenn du auch nur die Hälfte der Gardisten bekommen sollst, die du haben willst. Aber heute Abend werden wir eine nette, lange Unterhaltung führen. Meine Lady«, fügte sie entschieden hinzu. Viel zu entschieden. Ihre Verbeugung war fast schon auf spöttische Weise formell. Sie ging mit langen, raubtierhaften Schritten fort und ihr langer goldfarbener Zopf hätte sich eigentlich sträuben müssen wie der Schwanz einer wütenden Katze.
    Elayne stampfte wütend mit dem Fuß auf. Birgittes Titel war eine wohlverdiente Belohnung, allein seit dem Beginn ihres Bundes hatte sie sich ihn zehnmal verdient! Und zehntausend Mal davor. Nun, sie hatte an das gedacht, was Birgitte da angedeutet hatte, aber erst danach. Es hatte sowieso nicht viel genutzt. Ob die Befehle nun von ihrer Lehnsherrin oder der Aes Sedai kamen, Birgitte suchte sich die aus, denen sie gehorchte. Nicht, wenn es wichtig war - zumindest nicht, wenn sie es für wichtig erachtete -, aber bei allen anderen Dingen, vor allem denen, die sie unnötige Risiken oder ungehöriges Benehmen nannte. Als könnte Birgitte Silberbogen anderen etwas von unnötigen Risiken erzählen. Und was das richtige Benehmen anging: Birgitte trieb sich in Tavernen herum! Sie trank und spielte, außerdem machte sie hübschen Männern schöne Augen! Sie betrachtete gern die Gutaussehenden, obwohl sie jene vorzog, die aussahen, als hätten sie sich oft geprügelt. Elayne wollte sie nicht ändern - sie bewunderte die Frau, mochte sie, betrachtete sie als Freundin -, aber sie wünschte sich, ihre Beziehung wäre mehr wie die zwischen Behüter und Aes Sedai. Und viel weniger wie die einer älteren Schwester zu ihrer unscheinbaren jüngeren.
    Abrupt wurde sie sich bewusst, dass sie dastand und finster ins Leere starrte. Diener gingen zögernd an ihr vorbei und senkten die Köpfe, als fürchteten sie, ihr Blick könnte auf sie fallen. Sie entspannte ihre Miene und gab einem hoch aufgeschossenen, pickelgesichtigen Jüngling, der ihr entgegenkam, ein Zeichen. Er verneigte sich so unbeholfen und tief, dass er stolperte und beinahe gestürzt wäre.
    »Finde Frau Harfor und bitte sie, sofort zu mir in meine Gemächer zu kommen«, befahl sie ihm und fügte dann mit

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