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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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vermutlich würden sie Aringill obendrein jetzt auch noch besetzt halten. So klein die Garnison auch ist, Aringill verunsichert jeden, der im Osten etwas gegen dich unternehmen will, und je mehr Gardisten aus Cairhien kommen, umso besser, da sie dir fast alle treu ergeben sind.« Für jemanden, der vorgab, nur eine einfache Bogenschützin zu sein, verstand sie die Situation ganz gut. Sie hatte nur eines nicht erwähnt und zwar den Verlust der Zölle aus dem Flusshandel.
    »Wer hat sie denn nun abgefangen, Lady Birgitte?«, fragte Sareitha und beugte sich vor, um an Elayne vorbeizusehen. »Das ist doch sicherlich eine sehr wichtige Frage.« Birgitte seufzte laut, es klang beinahe wie ein Wimmern.
    »Ich fürchte, das werden wir früh genug erfahren«, sagte Elayne. Die Braune schenkte ihr einen zweifelnden Blick, und sie versuchte, nicht mit den Zähnen zu knirschen. Das schien sie seit ihrer Heimkehr sehr oft zu tun.
    Eine Tarabonerin in einem grünen Seidenumhang ging den Pferden aus dem Weg und machte einen tiefen
    Hofknicks; ihre dünnen Zöpfe, in die Perlen geflochten waren, schwangen aus der Kapuze. Ihre Dienerin, eine kleine Frau, die die Arme voller kleiner Päckchen hatte, ahmte ihre Herrin unbeholfen nach. Die beiden großen Männer, die sich dicht hinter ihnen hielten, Leibwächter mit eisenbeschlagenen Stäben, blieben aufrecht und aufmerksam. Ihre langen Ledermäntel würden so gut wie jeden Messerstich abfangen.
    Elayne neigte den Kopf, als sie vorbeiritten, um die Höflichkeit der Tarabonerin zu erwidern. Bis jetzt hatte sie von den Andoranern auf der Straße nichts dergleichen empfangen. Das hübsche Gesicht hinter dem Schleier der Frau zeigte ein zu hohes Alter, als dass es sich um eine Aes Sedai hätte handeln können. Licht, sie hatte genug um die Ohren, um sich jetzt auch noch Sorgen wegen Elaida zu machen!
    »Es ist ganz einfach, Sareitha«, sagte sie mit sorgfältig kontrollierter Stimme. »Wenn sie bei Jarid Sarand sind, wird Elenia Naean vor eine Wahl stellen. Sie überlässt Elenia Arawn und bekommt dafür ein paar Güter, um den Handel zu versüßen, oder man wird ihr irgendwo in einer abgeschiedenen Zelle die Kehle durchschneiden und ihre Leiche hinter einer Scheune verscharren. Naean wird nicht so ohne weiteres nachgeben, aber ihr Haus streitet sich bis zu ihrer Rückkehr, wer nun die Führung hat, also werden sie zittern. Elenia wird ihr Folter androhen und vielleicht auch anwenden und schließlich wird Arawn für Elenia hinter Sarand stehen. Und bald werden sich ihm Anshar und Baryn anschließen; sie werden dorthin gehen, wo sie Stärke sehen. Haben Naeans Leute sie, wird sie Elenia vor die gleiche Wahl stellen, aber Jarid wird über Arawn herfallen, es sei denn, Elenia hält ihn davon ab, und das wird sie nicht, wenn sie Grund zu der Annahme hat, dass er sie rettet. Also können wir nur hoffen, dass wir in den nächsten Wochen die Nachricht erhalten, dass arawni- sehe Güter niedergebrannt werden. Wenn nicht, muss ich mich verbündeten Häusern entgegenstellen, dachte sie, und ich weiß noch immer nicht, ob ich überhaupt zwei hinter mir habe.
    »Das ist... sehr gründlich überlegt«, bemerkte Sareitha und klang etwas überrascht.
    »Ich bin sicher, Ihr wärt auch darauf gekommen, wenn Ihr die nötige Zeit gehabt hättet«, erwiderte Elayne honigsüß und verspürte einen Hauch der Befriedigung, als die andere Schwester blinzelte. Licht, ihre Mutter hätte so etwas von ihr erwartet, als sie zehn war!
    Der Rest des Ritts zum Palast verlief schweigend und sie hatte kaum einen Blick für die hellen mosaikverzierten Türme und großartigen Alleen der Innenstadt übrig. Stattdessen dachte sie über Aes Sedai in Caemlyn und Spione im Königlichen Palast nach, wer Elenia und Naean befreit hatte und wie sehr Birgitte die Rekrutierung beschleunigen konnte, und ob wohl die Zeit gekommen war, das Tafelgeschirr des Palasts und den Rest ihrer Juwelen zu verkaufen. Es war eine düstere Liste, die sie da in Gedanken durchging, aber sie hielt ihr Gesicht reglos und nahm den gelegentlichen Jubel, der sie begleitete, mit Erhabenheit zur Kenntnis. Eine Königin sollte sich nicht ängstlich zeigen, vor allem, wenn sie es war.
    Der Königliche Palast mit den schneeweißen Erkern, Baikonen und Säulengängen erhob sich auf dem höchsten Hügel der Innenstadt, dem höchsten von ganz Caemlyn. Seine schlanken Türme und goldenen Kuppeln erstreckten sich in den mittäglichen Himmel; meilenweit sichtbar

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