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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Kohlrouladen mit Rosinen und Pfeffer und ein Kürbiskuchen, ganz zu schweigen von einer kleinen Platte Apfeltörtchen und einer weiteren mit Mandelküchlein mit Sahnehäubchen. Aus zwei silbernen Weinkrügen stieg Dampf auf, nur für den Fall, dass sie eine Würzung der anderen vorzog. Ein dritter Krug enthielt heißen Tee. Und verächtlich in die Ecke eines Tabletts geschoben stand die Mahlzeit, die sie sonst immer Mittags bestellte, klare Brühe und Brot. Reene Harfor missbilligte das; sie behauptete, Elayne sei »so dünn wie eine Geländerstrebe«.
    Die Haushofmeisterin hatte ihre Meinung weiterverbreitet. Die grauhaarige Frau setzte eine tadelnde Miene auf, als sie Brühe, Brot und Tee zusammen mit einer weißen Leinenserviette auf einen Tisch in der Mitte des Raums aufdeckte, dazu kamen noch eine Tasse aus dünnem blauen Porzellan mit der dazugehörigen Untertasse und ein Silbertopf mit Honig. Und ein paar Feigen auf einem kleinen Teller. Ein voller Magen zur Mittagszeit sorgte für einen trägen Kopf am Nachmittag, wie Lini immer zu sagen pflegte. Allerdings wurden Elaynes Ansichten nicht geteilt. Die Dienerinnen waren sämtlich gut gepolsterte Frauen, und selbst die jüngeren von ihnen sahen enttäuscht aus, als sie mit den restlichen Gerichten wieder gingen.
    Es war eine ausgezeichnete Brühe, heiß und leicht gewürzt, und der Tee schmeckte angenehm minzig, aber sie fragte sich, ob sie nicht vielleicht doch ein kleines Mandelküchlein hätte nehmen sollen. Aber sie konnte ihre Mahlzeit nicht lange ungestört einnehmen. Sie hatte noch keine zwei Löffel heruntergeschluckt, als Dyelin wie ein Wirbelwind in einem grünen Reitgewand hereinstürmte und nach Atem rang. Elayne legte den Löffel beiseite und bot ihr Tee an, bevor ihr bewusst wurde, dass es nur die eine Tasse gab, die sie bereits benutzte, aber Dyelin winkte sowieso ab; auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein Unheil verkündendes Stirnrunzeln ab.
    »Im Braem-Wald steht ein Heer«, verkündete sie, »wie man es seit dem Aielkrieg nicht mehr gesehen hat. Ein Händler aus Neu-Braem brachte heute Morgen die Nachricht mit. Dieser Tormon, ein Illianer, ist ein verlässlicher Mann; er phantasiert nicht herum und hat auch keine Angst vor Schatten. Er sagte, er hätte an verschiedenen Orten Arafelianer, Kandori und Schienarer gesehen. Zusammen waren es Tausende. Zehntausende.« Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und fächelte sich mit einer Hand Luft zu. Ihr Gesicht war gerötet, als wäre sie gelaufen. »Was beim Licht tun Grenzländer nahe der Grenze zu Andor?«
    »Ich wette, es ist Rand«, sagte Elayne. Sie unterdrückte ein Gähnen, trank ihren Tee aus und schenkte sich nach. Der Morgen war ermüdend gewesen, aber genug Tee würde sie wieder munter machen.
    Dyelin hörte auf zu fächern und setzte sich aufrecht hin. »Ihr glaubt doch nicht, dass er sie Euch geschickt hat, oder? Um Euch ... zu helfen?«
    Diese Möglichkeit war Elayne gar nicht in den Sinn gekommen. Manchmal bereute sie, dass sie der älteren Frau ihre Gefühle für Rand anvertraut hatte. »Ich kann nicht glauben, dass er so ... dumm war ... ich meine, er würde doch nicht...«
    Licht, war sie müde! Manchmal benahm sich Rand, als wäre er der König der Welt, aber bestimmt würde er nicht... ihr schien zu entgleiten, was er nicht tun würde.
    Sie verbarg ein weiteres Gähnen, und plötzlich weiteten sich ihre Augen über der Hand, und sie starrte die Teetasse an. Ein kühler, minziger Geschmack. Sorgfältig stellte sie die Tasse ab, das heißt, sie versuchte es. Beinahe hätte sie die Untertasse ganz verfehlt und die Tasse kippte und verschüttete Tee auf die Tischplatte. Mit Spaltwurzel versetzter Tee. Sie griff nach der Quelle, obwohl sie wusste, dass es sinnlos war, wollte sich mit dem freudigen Leben von Saidar füllen, aber sie hätte genauso gut versuchen können, den Wind mit einem Netz zu fangen. Birgittes Gereiztheit, nun weniger heiß als zuvor, lauerte noch immer in einer Ecke ihres Bewusstseins. Völlig außer sich versuchte sie Furcht oder Panik zu empfinden. Ihr Kopf schien mit Wolle voll gestopft zu sein, alles erschien ihr wie durch einen Schleier. Hilf mir, Birgitts! dachte sie. Hilf mir!
    »Was ist los?«, wollte Dyelin wissen und beugte sich abrupt nach vorn. »Euch ist etwas eingefallen und Eurem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ist es furchtbar.«
    Elayne schaute sie verständnislos an. Sie hatte vergessen, dass die andere Frau da war. »Geht!«, sagte sie undeutlich

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