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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hatte sagen wollen statt »die Weiße Burg«. Und das Licht allein wusste, was er statt »Lord Rand« hatte sagen wollen. Sie nahm ihm das nicht übel.
    Er war ein vorsichtiger Mann, eine Eigenschaft, die er auf seinem Posten brauchte.
    Doch Elaidas Proklamation verblüffte sie. Mit gerunzelter Stirn fuhr sie mit dem Daumen über den Schlangenring. Elaida hatte diesen Ring länger getragen, als sie überhaupt lebte. Die Frau war arrogant, verbohrt und blind gegenüber jedem anderen Standpunkt, aber sie war nicht dumm. Im Gegenteil. »Glaubt sie allen Ernstes, er wird ein solches Angebot akzeptieren?«, sagte sie nachdenklich. »Schutz und Führung? Ich kann mir keinen besseren Weg vorstellen, um ihn abspenstig zu machen!« Führung? Rand konnte man nicht einmal mit einer Bootsstange führen!
    »Möglicherweise hat er sich bereits einverstanden erklärt, meine Lady, zumindest laut meiner Brieffreundin aus Cairhien.« Norry hätte sich geschüttelt, hätte man ihn als Anführer eines Netzes von Spionen bezeichnet. Nun, zumindest hätte er angewidert den Mund verzogen. Der Erste Sekretär verwaltete den Staatsschatz, überwachte die Sekretäre, die die Hauptstadt verwalteten, und beriet den Thron in Staatsangelegenheiten. Er verfügte mit Sicherheit über kein Netzwerk aus Augen-und-Ohren so wie die Ajah und sogar ein paar der Schwestern. Aber er führte einen regen Briefwechsel mit gut informierten und einflussreichen Leuten aus anderen Hauptstädten, damit sein Rat auch dem Stand der Dinge entsprach. »Sie schickt einmal die Woche eine Brieftaube und es hat den Anschein, als hätte kurz vor Abfassung ihrer letzten Nachricht jemand den Sonnenpalast mit der Einen Macht angegriffen.«
    »Mit der Macht?«, rief sie aus und beugte sich ruckartig vor.
    Norry nickte einmal. Er hätte genauso gut über den gegenwärtigen Zustand der Straßenreparaturen berichten können. »Das hat meine Brieffreundin berichtet, meine Lady. Vielleicht Aes Sedai oder Asha'man oder sogar die Verlorenen. Ich fürchte, hier hat sie Gerüchte weiterverbreitet. Der Flügel, in denen sich die Gemächer des Wiedergeborenen Drachen befinden, wurde größtenteils zerstört, und er selbst ist verschwunden. Es wird weithin angenommen, dass er sich nach Tar Valon begeben hat, um vor dem Amyrlin-Sitz niederzuknien. Einige glauben zwar, dass er bei dem Angriff getötet wurde, aber das sind nicht viele. Ich rate Euch, gar nichts zu tun, bis Ihr ein klareres Bild habt.« Er hielt inne, legte nachdenklich den Kopf schief. »Meine Lady, nach dem zu urteilen, was ich von ihm gesehen habe«, sagte er langsam, »würde ich nicht glauben, dass er tot ist, bevor ich drei Tage neben seinem Leichnam gesessen habe.«
    Um ein Haar hätte sie ihn ungläubig angestarrt. Das war ja beinahe eine witzige Bemerkung gewesen. Oder zumindest ein grober Scherz. Von Halwin Norry! Sie glaubte auch nicht an Rands Tod. Und was den Kniefall vor Elaida betraf, dieser Mann war zu stur, um sich irgendjemandem zu unterwerfen. Viele Schwierigkeiten hätten ausgeräumt werden können, hätte Rand sich nur überwinden können, vor Egwene zu knien, aber er wollte es nicht tun, und sie war seine Kindheitsfreundin. Elaida hatte ungefähr so viel Chancen wie eine Ziege auf einem Hofball, erst recht, nachdem er von ihrer Proklamation erfuhr. Aber wer hatte ihn angegriffen? Die Macht der Seanchaner konnte doch nicht bis nach Cairhien reichen. Falls sich die Verlorenen zu einem offenen Angriff entschieden hatten, würde das noch größeres Chaos und Zerstörungen bedeuten, als sich die Welt bereits gegenübersah, aber am schlimmsten würden die Asha'man sein. Falls sich seine eigene Schöpfung gegen ihn gewandt hatte ... nein! Sie konnte ihn nicht beschützen, so sehr er es auch gebraucht hätte. Er würde sich eben um sich selbst kümmern müssen.
    Dieser Narr! dachte sie. Vermutlich marschiert er mit der Fahne voraus voran, als würde ihm keiner nach dem Leben trachten! Du solltest lieber auf dich aufpassen, Rand al'Thor, oder ich prügle dich windelweich, wenn du mir in die Hände fällst!
    »Was haben Eure Brieffreunde sonst noch zu berichten, Meister Norry?«, fragte sie laut und schob den Gedanken an Rand beiseite. Noch stand er nicht vor ihr, und sie musste sich darauf konzentrieren, Andor zu halten.
    Seine Brieffreunde hatten eine Menge zu sagen, aber einiges war schon lange bekannt. Nicht alle Schreiber benutzten Brieftauben, und Briefe, die man nur den vertrauenswürdigsten Händlern

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