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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nötiger gebraucht als Kleidung. Und bevor wir etwas essen und die Lage besprechen, will ich, dass Ihr eines wisst. Keiner wünscht sich mehr als ich, dass Faile noch am Leben ist.« Ihr Ausdruck war so offen und ehrlich, dass er ihr hätte glauben können, wäre sie eine andere gewesen. Sie roch sogar nach Ehrlichkeit!
    »Ich brauche jetzt meine Sachen.« Er wälzte sich herum, um sich auf der Bettkante mit um die Beine gewickelten Decken aufzusetzen. Die Kleider, die er getragen hatte, lagen fein säuberlich zusammengefaltet auf einer von Eisenbändern zusammengehaltenen Reisetruhe, die fast bis zur Unkenntlichkeit mit Schnitzereien und vergoldeten Verzierungen versehen war. Sein pelzverbrämter Umhang war über das eine Ende der Truhe drapiert, und seine Axt lehnte neben seinen Stiefeln auf den mit einem hellen Blumenmuster versehenen Teppichen, die den Fußboden bedeckten. Licht, er war müde. Er vermochte nicht zu sagen, wie lange er im Wolfstraum gewesen war, aber wach war wach, soweit es den Körper betraf. Sein Magen knurrte laut. »Und was zu essen.«
    Berelain gab einen erzürnten Laut von sich, stand auf und glättete die Röcke. Ihr hoch erhobenes Kinn drückte ihr Missfallen aus. »Annoura wird nicht erfreut mit Euch sein, wenn sie von ihrer Besprechung mit den Weisen Frauen zurückkehrt«, sagte sie entschieden. »Ihr könnt die Aes Sedai nicht einfach ignorieren. Ihr seid nicht Rand al'Thor, was sie Euch auch früher oder später beweisen werden.«
    Aber sie trat aus dem Zelt und ließ eine Woge kalte Luft herein. In ihrer Verärgerung machte sie sich nicht einmal die Mühe, einen Umhang mitzunehmen. Als der Eingang kurz aufklaffte, sah er, dass es noch immer schneite. Nicht so heftig wie in der vergangenen Nacht, aber die weißen Flocken schwebten gleichmäßig herab. Jetzt würde selbst Jondyn Schwierigkeiten haben, Spuren zu finden. Er versuchte, nicht darüber nachzudenken.
    Vier Kohlenpfannen wärmten die Luft im Zelt, aber sobald er die Teppiche berührte, kroch die Kälte in seine Füße, und er eilte zu seinen Kleidungsstücken. Eigentlich wankte er zu ihnen, auch wenn er keineswegs herumtrödelte. Er war so müde, dass er sich auf den Teppich hätte legen und weiterschlafen können. Darüber hinaus fühlte er sich so schwach wie ein neugeborenes Lamm. Vielleicht hatte auch der Wolfstraum etwas damit zu tun - wo er doch seinen Körper verlassen und sich so energisch darin hineinbegeben hatte -, aber vermutlich hatte das Heilen alles noch schlimmer gemacht. Da er seit dem gestrigen Frühstück nichts mehr gegessen und die Nacht stehend im Schnee verbracht hatte, hatte er keine Reserven mehr, auf die er zurückgreifen konnte. Und jetzt zitterten seine Hände bei einer einfachen Aufgabe wie dem Überstreifen der Leibwäsche.
    Jondyn würde sie finden. Oder Gaul. Und zwar lebend. Alles andere war egal. Er fühlte sich wie betäubt.
    Er hatte nicht damit gerechnet, dass Berelain noch einmal selbst zurückkehrte, aber ein kalter Luftschwall, der ihr Parfüm mit sich trug, drang ins Zeltinnere, noch während er damit beschäftigt war, seine Hosen anzuziehen. Ihr Blick fühlte sich auf seinem Rücken wie streichelnde Finger an, aber er zwang sich dazu weiterzumachen, als sei er allein. Er würde ihr nicht die Befriedigung geben, zusehen zu können, wie er sich beeilte, nur weil sie ihn beobachtete. Er würdigte sie keines Blickes.
    »Rosene bringt warmes Essen«, sagte sie. »Ich fürchte, wir haben nur Hammeleintopf, aber ich habe ihr gesagt, sie soll genug für drei Männer auftischen.« Sie zögerte und er hörte, wie sich ihre Schuhe auf dem Teppich bewegten. Sie seufzte leise. »Perrin, ich weiß, dass Ihr leidet. Es gibt Dinge, die Ihr sagen möchtet, die Ihr aber keinem anderen Mann sagen könnt. Ich habe nicht gesehen, dass Ihr Euch an Linis Schulter ausweint, also biete ich Euch meine an. Wir könnten einen Waffenstillstand schließen, bis Faile gefunden ist.«
    »Einen Waffenstillstand?« Er beugte sich vorsichtig herab, um einen Stiefel anzuziehen. Vorsichtig, damit er nicht umkippte. Dicke Wollsocken und Ledersohlen würden seine Füße bald wieder erwärmt haben. »Wozu brauchen wir einen Waffenstillstand?« Sie schwieg, während er den anderen Stiefel anzog und die Stulpen oberhalb der Knie umschlug, und ergriff erst wieder das Wort, als er die Schnüre seines Hemds zugezogen und es sich in den Hosenbund gestopft hatte.
    »Also gut, Perrin. Wenn Ihr es so haben wollt.« Was auch immer das

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