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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gehalten, dass es Teil Eurer Natur ist, aber Diskretion kann eine feine Sache sein. Vor allem jetzt. Meine Männer wurden nicht von Aiel getötet, es sei denn, Aiel würden neuerdings mit Armbrüsten und Äxten kämpfen.«
    Sein Kopf ruckte hoch und er starrte sie trotz aller Vorsätze an. »Das erwähnt Ihr so ganz nebenbei? Gibt es sonst noch etwas, das Ihr vergessen habt, mir zu sagen, irgendetwas, das Euch entfallen ist?«
    »Wie könnt Ihr das fragen?« Beinahe hätte sie gelacht. »Ich müsste mich nackt ausziehen, um noch mehr zu enthüllen, als ich bereits getan habe.« Sie breitete die Arme weit aus und wand sich wie eine Schlange, als wollte sie es demonstrieren.
    Perrin knurrte angewidert. Faile wurde vermisst, allein das Licht wusste, ob sie noch lebte - Licht, lass sie lebendig sein! -, und Berelain wählte diesen Augenblick, um sich schlimmer zur Schau zu stellen als je zuvor? Aber sie war nun einmal, wer sie war. Er sollte dankbar dafür sein, dass sie sich sittsam benommen hatte, bis er fertig mit Anziehen war.
    Sie betrachtete ihn nachdenklich und zeichnete mit der Fingerspitze ihre Unterlippe nach. »All dem zum Trotz, was Ihr vielleicht gehört habt, Ihr werdet erst der dritte Mann sein, der mein Bett teilt.« Ihr Blick war... verschleiert... und doch hätte sie genauso gut sagen können, dass er der dritte Mann war, mit dem sie heute gesprochen hatte. Ihr Geruch.... Ihm fiel nur ein Vergleich ein: ein Wolf, der einen Hirsch betrachtete, der sich im Unterholz verfangen hatte. »Bei den anderen beiden ging es um Politik. Ihr werdet ein Vergnügen sein. In mehrerlei Hinsicht als einer«, endete sie mit einem überraschend scharfen Tonfall.
    Genau in diesem Augenblick kam Rosene in eine Wolke aus eiskalter Luft gehüllt in das Zelt gestolpert. Sie hatte den blauen Umhang zurückgeworfen und trug ein ovales, mit einem weißen Leinenruch bedecktes Silbertablett. Perrin schloss den Mund und betete darum, dass sie nichts von dem Gesagten mitbekommen hatte. Die lächelnde Berelain schien das nicht zu kümmern. Die stämmige Dienerin stellte das Tablett auf dem größten Tisch ab, lüpfte den mit blauen und goldenen Streifen versehenen Rock und machte einen tiefen Hofknicks vor Berelain und einen weniger tiefen vor ihm. Der Blick ihrer dunklen Augen verweilte einen Moment lang auf ihm, und sie lächelte genauso zufrieden wie ihre Herrin, bevor sie den Umhang zusammenraffte und nach einer kurzen Geste Berelains wieder hinauseilte. Sie hatte also gelauscht. Von dem Tablett wehte der Duft von Hammeleintopf und Gewürzwein. Perrins Magen knurrte erneut, aber er wäre nicht hier geblieben, um zu essen, selbst wenn er ein gebrochenes Bein gehabt hätte.
    Er warf sich den Umhang über die Schultern und stapfte hinaus in den leichten Schneefall, wobei er sich die schweren Handschuhe überzog. Dichte Wolken verbargen die Sonne, aber dem Licht nach zu urteilen war der Tag schon mehrere Stunden alt. Man hatte Pfade in den Schnee gegraben, doch die weißen Flocken, die vom Himmel fielen, sammelten sich auf den kahlen Ästen und versahen das Grün mit neuen Mänteln. Dieser Sturm war noch lange nicht vorbei. Licht, wie konnte diese Frau nur so mit ihm sprechen? Warum sollte sie so sprechen, warum gerade jetzt?
    »Vergesst nicht«, rief ihm Berelain hinterher und machte keinerlei Anstalten, ihre Stimme zu dämpfen, »Diskretion.« Er zuckte leicht zusammen und beschleunigte seine Schritte.
    Wenige Schritte von dem großen gestreiften Zelt entfernt wurde ihm bewusst, dass er vergessen hatte, nach dem Aufenthaltsort von Masemas Männern zu fragen. Überall um ihn herum wärmten sich die Beflügelten Wachen mit voller Rüstung und Umhängen versehen an den Lagerfeuern auf, ganz in der Nähe ihrer angeleinten, fertig gesattelten Pferde. Ihre Lanzen standen griffbereit zu mit stählernen Spitzen versehenen Kegeln aneinander gelehnt, an denen rote Wimpel im Wind flatterten. Trotz der Bäume hätte man durch jede Reihe Lagerfeuer eine schnurgerade Linie ziehen können; sie hatten auch noch alle die gleiche Größe, soweit das menschenmöglich war. Die Ausrüstungswagen, die sie sich nach der Ankunft im Süden besorgt hatten, waren alle beladen, die Pferde angeschirrt, und sie standen ebenfalls in schnurgeraden Reihen.
    Die Bäume verbargen den Hügelkamm nicht vollständig. Dort oben standen noch immer Männer von den Zwei Flüssen auf Wache, aber die Zelte waren abgebaut, und er konnte beladene Packpferde ausmachen. Er glaubte

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