Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
er sei zu alt und fett für eine solche Aufgabe. Auf jeden Fall roch er nach Besorgnis, dornig und schneidig, obwohl sein von der Kälte gerötetes Gesicht unbewegt war. »Nicht wie Tallanvor, natürlich nicht, aber ich fühle mich ihr trotzdem verbunden. Der Lady Faile natürlich auch«, fügte er hastig hinzu. »Es kommt mir nur so vor, als würde ich Maighdin schon mein ganzes Leben lang kennen. Sie verdient etwas Besseres.«
    Perrins Seufzer verwandelte sich vor seinem Mund in Nebel. »Ich verstehe, Meister Gill.« Das tat er wirklich. Er wollte selbst jeden retten, aber er wusste, dass er, falls er eine Wahl zu treffen hatte, Faile wählen würde und nicht die anderen. Allein ihre Rettung zählte. Der Geruch nach Pferden lag schwer in der Luft, aber Perrin roch noch jemanden, der gereizt war, und schaute über die Schulter.
    Lini stand inmitten des Gewühls und starrte ihn an; sie wich nur weit genug zur Seite, um nicht versehentlich von den Männern angerempelt zu werden, die sich beeilten, unregelmäßige Reihen zu bilden. Eine knochige Hand umklammerte den Saum ihres Umhangs, die andere hielt eine mit Messingnägeln beschlagene Keule, die beinahe so lang wie ihr Arm war. Es war ein Wunder, dass sie Tallanvor nicht begleitet hatte.
    »Ihr erfahrt das Neueste, sobald ich es erfahren habe«, versprach er ihr. Ein Grollen in seinem Inneren erinnerte ihn eindringlich an den Eintopf, den er verschmäht hatte. Er vermochte das Hammelfleisch und die Linsen förmlich auf der Zunge zu schmecken. Ein weiteres Gähnen ließ seine Kiefer krachen. »Entschuldigt, Lini«, sagte er, als er wieder sprechen konnte. »Ich habe vergangene Nacht nicht viel Schlaf bekommen. Oder einen Bissen zu essen. Ist irgendetwas da? Ein Stück Brot oder was sonst greifbar ist?«
    »Alle haben schon vor langer Zeit gegessen«, fauchte sie. »Die Reste sind weg, die Töpfe sauber gemacht und verpackt. Esst von zu vielen Tellern, und Ihr verdient die Bauchschmerzen, die Euch zerreißen. Vor allem, wenn es nicht Eure Teller sind.« Sie fuhr mit einem unverständlichen Murren fort und schenkte ihm noch ein düsteres Stirnrunzeln, bevor sie fortstapfte und der Welt böse Blicke zuwarf.
    »Zu viele Teller?«, murmelte Perrin. »Ich habe nicht mal von einem gegessen, das ist mein Problem und nicht Bauchschmerzen.« Lini bahnte sich an Wagen und Pferden vorbei einen Weg quer durch das Lager. Drei oder vier Männer sprachen sie im Vorbeigehen an, und sie fauchte jeden an, drohte sogar mit der Keule, wenn sie den Wink nicht verstanden. Die Frau musste wegen Maighdin außer sich vor Sorge sein. »Oder war das eines ihrer Sprichwörter? Normalerweise ergeben die mehr Sinn.«
    »Äh ... was das angeht, nun ...« Gill riss sich wieder den Hut herunter, schaute hinein und setzte ihn wieder auf. »Ich ... äh, ich muss mich um die Wagen kümmern, mein Lord. Mich vergewissern, dass alles seine Ordnung hat.«
    »Ein Blinder kann sehen, dass die Wagen fertig sind«, sagte Perrin. »Was ist los?«
    Gill suchte verzweifelt nach einer anderen Ausrede. Als er keine fand, sank er förmlich in sich zusammen. »Ich... ich schätze, Ihr werdet es früher oder später ja doch hören«, murmelte er. »Wisst Ihr, mein Lord ... Lini...« Er holte tief Luft. »Sie ist heute Morgen zum Lager der Mayener gegangen, noch vor Sonnenaufgang, um zu sehen, wie es Euch geht, und ... äh... warum Ihr nicht zurückgekehrt seid. Das Zelt der Ersten war dunkel, aber eine der Dienerinnen war wach, und sie hat Lini gesagt... Sie hat angedeutet... Ich wollte sagen, sie hat... Seht mich nicht so an, mein Lord.«
    Perrin verbannte das Knurren aus seinem Gesicht. Das heißt, er versuchte es. In seiner Stimme blieb es. »Verdammt noch mal, Mann, ich habe in diesem Zelt geschlafen. Das ist alles, was ich dort getan habe! Sagt ihr das!«
    Ein Hustenkrampf schüttelte den stämmigen Mann.
    »Ich?« Gill holte keuchend Luft, als er wieder dazu in der Lage war. »Ihr wollt, dass ich ihr das sage? Sie wird mir einen Scheitel ziehen, wenn ich so etwas auch nur erwähne! Ich glaube, diese Frau wurde in Far Madding während eines Sturms geboren. Vermutlich hat sie dem Donner befohlen, leise zu sein. Und er hat sicher gehorcht.«
    »Ihr seid der Shambayan«, beharrte Perrin. »Da geht es doch nicht bloß darum, Wagen im Schnee zu beladen.« Er wollte jemanden beißen!
    Gill schien das zu spüren. Er murmelte einen höflichen Gruß, machte eine unbeholfene Verbeugung und eilte mit eng um sich

Weitere Kostenlose Bücher