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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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    Das Haus an der Maple Street war ein Albtraum.
    Nie werde ich diesen Tag im September vergessen, an dem ich es zum ersten Mal sah. Auf den ersten Blick wirkte es vollkommen normal. Auch auf den zweiten. Unglücklicherweise gehöre ich nicht zu den Leuten, die sich damit zufriedengeben. Ich musste schon immer alles ganz genau wissen.
    Im Licht der untergehenden Sonne schimmerten die weißen Holzwände in flammendem Rot, als ich meinen roten VW-Käfer vor der Garage zum Stehen brachte.
    Ich stellte den Motor ab, doch obwohl eine dreitägige Autofahrt - mit mehr als tausenddreihundert Meilen - hinter mir lag, hatte ich es plötzlich nicht mehr eilig, aus dem Wagen zu kommen. Mich erwartete ohnehin nur ein leeres Haus.
    Schon der Anblick des Häuschens stimmte mich traurig. Das war alles, was von Tante Fiona geblieben war; ein Haus am Rande einer Kleinstadt - nicht mehr als ein Haufen alter Dachziegel und Holzbohlen. Für einen Moment war ich versucht, den Zündschlüssel umzudrehen, den Wagen zu
    wenden und so schnell wie möglich nach Minneapolis zurückzukehren. Doch das ging nicht. Erst musste ich mich um Tante Fionas Nachlass kümmern.
    Alles, was ich besitze, vermache ich meiner Nichte Samantha Mitchell. Die Worte des Testamentsvollstreckers versetzten mich selbst jetzt - zwei Wochen später - noch in Unglauben. Obwohl ich immer ein gutes Verhältnis zu Tante Fiona gehabt hatte, wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, sie könne mir einmal ihren gesamten Besitz überlassen. Darüber hatten wir nie gesprochen. Genauer betrachtet gab es nicht viele Alternativen. Tante Fiona hatte keinen Mann und keine Kinder, und mein Vater - ihr Bruder - war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als ich neun war. Zwölf Jahre war das nun her, doch manchmal kam es mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass die Polizisten an unserer Tür klingelten.
    Ich glaube, Tante Fiona fühlte sich immer verpflichtet, die Lücke zu schließen, die Dad in meinem Leben hinterlassen hatte. Trotz der großen Entfernung gab es keine Ferien, keinen Feiertag und keinen Geburtstag, an dem sie mich nicht besucht hätte. Und natürlich war sie im Juni bei meiner College-Abschlussfeier gewesen. Sie war immer für mich da, besonders nachdem Mom wieder geheiratet hatte. Ich komme gut mit Brian zurecht, aber er ist eben nicht mein Dad.
    Mein Blick fiel auf den Briefkasten neben der Einfahrt. Ein rot lackiertes Blechungetüm, von dem allmählich die Farbe abblätterte. Ich fragte mich, wie viele Briefe von mir wohl im Laufe der Jahre darin gelandet waren. Obwohl
    Tante Fiona erst siebenundvierzig war, als sie starb, hatte sie sich immer vehement gegen E-Mails gewehrt und darauf bestanden, zu telefonieren oder Briefe zu schreiben. Früher hatte ich sie oft damit aufgezogen, wie altmodisch das doch sei. Seit ihrem Tod bin ich froh, dass sie sich trotz all meiner Seitenhiebe nie davon abbringen ließ. So bleiben mir wenigstens ihre Briefe als Erinnerung.
    Plötzlich fiel es mir schwer zu glauben, dass ich Tante Fiona über die Jahre zwar häufig gesehen hatte, selbst aber nicht ein einziges Mal bei ihr zu Besuch gewesen war. In erster Linie lag das wohl auch daran, dass Tante Fiona Minneapolis mochte. Sie sagte immer, es tue ihr gut, für einige Tage den Kleinstadtmief hinter sich zu lassen. Doch auch wenn sie sich gerne über das verschlafene Cedars Creek beklagte, hätte sie niemals in Betracht gezogen, fortzuziehen. Dafür hatte sie diesen Ort zu sehr geliebt.
    Nun war ich also zum ersten Mal in meinem Leben in Cedars Creek. Zugleich war es das erste Mal überhaupt, dass es mich in eine Kleinstadt verschlug. Ich bin ein Großstadtmensch - schon immer gewesen. Ich mag die Anonymität dort und habe nichts dagegen einzuwenden, nur ein Gesicht unter vielen zu sein. Wenn ich etwas nicht mag, dann im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen.
    Tante Fionas Haus lag am Rande von Cedars Creek, sodass ich noch nicht viel von der Ortschaft gesehen hatte. Allein die Tatsache, dass es hier nicht einmal Hochhäuser gab, vermittelte mir das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Keines der Häuser schien mehr als zwei Stockwerke
    zu haben. Aus der Entfernung wirkten die hellen Fassaden so idyllisch und altmodisch, dass ich mich fast in ein anderes Jahrhundert versetzt fühlte. Der Anblick eines Fabrikschlotes, der weißen Rauch in den Himmel spie, machte diesen Eindruck allerdings recht

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