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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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Liebe."
    "In der Tat. Wie steht es mit dir?"
    "Ich kann mich nicht beklagen." Er schloss die Augen und genoss es, ihre Finger auf seinem Kopf zu spüren. Hatte eine Frau ihn je zuvor in dieser Weise berührt? Würde ein Mann sich nicht an solche Empfindungen erinnern? Konnte das Gedächtnis tatsächlich derartige Erlebnisse ausblenden? Wie grausam, dass er sich an keine Liebkosung und an keinen einzigen Kuss entsinnen konnte. Selbst die Erinnerung an die einfachste Freude war ihm nicht vergönnt.
    Plötzlich hielt Darcy in ihren Bewegungen inne. Die Schere fiel ihr aus den zittrigen Fingern, doch sie rang um Fassung und blieb regungslos stehen.
    Er hörte förmlich, wie ihr der Atem stockte, und öffnete unverzüglich die Augen.
    Das Erste, was er sah, war sein Spiegelbild. Zweifellos war es sein Gesicht, das ihn anschaute, und doch schien es ein anderes zu sein. Er sah wie ein Fremder aus. Schon als er sich den Bart abgenommen hatte, war er bei dem Blick in den Spiegel erschrocken gewesen. Doch als er jetzt die kurzen Haare sah, erkannte er sich selbst kaum wieder.
    Dann erst nahm er Darcy im Spiegel wahr. Aus ihrem Gesicht war jegliche Farbe gewichen. Rasch sprang er auf und umklammerte ungestüm ihre Handgelenke.
    "Wen siehst du, wenn du mich anschaust, Darcy?" Seine Stimme klang schroff und zornig, und in seinen Augen loderte ein wildes Feuer.
    "Ich sehe …" Gray. Der Name drängte sich an die Oberfläche und ließ sich nicht mehr beiseite schieben. Sein Bild entstand vor ihrem geistigen Auge, so dass sie heftig blinzelte und versuchte, sich auf den Mann zu konzentrieren, der ihr gegenüberstand.
    Sie schluckte schwer, denn die Kehle war ihr wie ausgetrocknet. "Ich sehe dich, Gryf."
    "Nein, das glaube ich nicht", entgegnete er schroff. Er schob sie näher an den Spiegel, hielt sie an den Schultern fest und stellte sich dicht hinter sie. Ihre Spiegelbilder blickten aus dem Glas heraus und schienen sie zu verhöhnen.
    "Sieh mich an, Darcy." Er sprach auffallend ruhig und beherrscht. "Wen siehst du?"
    Sie schluckte nur und war nicht in der Lage, etwas zu erwidern.
    "Ich verstehe. Zumindest bist du endlich ehrlich. Dein Schweigen sagt mehr als tausend Worte." Er ließ sie los und durchmaß eilig den Raum, um sein Hemd aufzuheben. Während er es überstreifte, sagte er mit müder Stimme: "Ich habe mich so von meiner Liebe zu dir blenden lassen, dass ich das Offenkundige nicht wahrgenommen habe."
    "Gryf, bitte …" Flehentlich guckte sie ihn an.
    "Nein." Er hob eine Hand und bewegte sich rückwärts zur Tür. "Ich liebe dich, Darcy. Unermesslich. Ich weiß nicht, ob ich je zuvor in meinem Leben einen Menschen so geliebt habe."
    Er guckte sie an, wie sie mit gesenktem Kopf vor ihm stand. Mit leiser Stimme fuhr er fort: "Du behauptest, mich zu lieben. Aber im Grunde willst du sowohl mich als auch den jungen Mann lieben, den du verloren hast. Du möchtest, dass ich Gryf und Gray zugleich für dich bin. Für eine kurze Zeit habe ich geglaubt, dieses Spiel mitspielen zu können, weil ich dich liebe. Ich zeigte dir mein Gesicht und entblößte meine Narben vor dir, obwohl ich wusste, dass du nicht mich, sondern einen anderen Mann in mir sahst. Doch jetzt erkenne ich, wie töricht diese Spielerei war. Ich kann es von deinen Augen ablesen. Wenn du mich anschaust, siehst du denjenigen, den du verloren hast. Aber ich kann nicht dieser Mann sein, Darcy. Nicht einmal für die Frau, die ich liebe."
    Er nahm seinen schweren Mantel und öffnete die Tür. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um. Offenkundiger Zorn überlagerte alle anderen Gefühlsregungen. Die Worte, die er ihr zum Abschied entgegenschleuderte, waren wie Dolche, die sich unbarmherzig in ihr Herz bohrten. "Warte nicht auf mich. Ich werde nicht wiederkommen. Denn ich kann nicht der Mann sein, den du willst."
    Darcy war nicht in der Lage, auch nur ein einziges Wort zu ihrer Verteidigung hervorzubringen. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass jedes seiner Worte der Wahrheit entsprach. Sie konnte keine seiner Behauptungen entkräften. Und diese Einsicht tat ungeheuer weh.
    Wie erstarrt blickte sie ihm mit weit aufgerissenen Augen nach, als er wütend aus dem Zimmer stürmte.
    Seine lauten Schritte dröhnten auf der Treppe. Wenige Augenblicke später hörte sie, wie die Eingangstür aufgerissen und heftig zugeschlagen wurde. Der Lärm hallte in ihrem Kopf wider, und unwillkürlich hielt sie sich die Hände vor die Ohren.
    Und dann war es vollkommen ruhig.
    Die Stille

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