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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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und dann während der gefährli chen Rückreise über das europäische Festland und der stürmischen Überfahrt nach England hatte ihn der Gedanke an dieses wunderschöne, grüne Tal aufrecht erhalten.
    Windermere Fold war ein leuchtendes Feuer im Wald, das ihm Frieden und Zuflucht vor den endlosen Schrecken des Krieges bot.
    Er ließ seinen Blick langsam über das Tal schweifen und nahm die breiten Felder wahr, die die Abhänge bedeckten und von niedrigen Steinmauern und dichten grünen Hecken ordentlich begrenzt wurden. Nach diesem Ort hatte er sich gesehnt, und jetzt, da er endlich zurückgekehrt war, musste er feststellen, dass er durch Ränke und Verrat besudelt war. Seine Mundwinkel senkten sich herab, als er an den Namen denken musste, den er sich verdient hatte: Lockvogel des Königs. Er war froh gewesen, seinen Lehnsherrn vor der Bedro hung durch die Heiden schützen zu können. Aber nun mus ste er eine Bedrohung niederschlagen, die aus den eigenen Reihen kam. Und jeder konnte sein Feind sein – sogar sein eigener Bruder.
    Die Sonne ging langsam unter, als Corbett die Reihen sei ner Männer verließ und sein wildes Schlachtross vorantrieb. Genau vor ihnen war der Grenzstein, und er jagte das Tier den schmalen Pfad hinauf, der an seine Spitze führte. Nur ein kleines Sims ragte vor dem mächtigen Stein hervor, und es lieferte nur spärlichen Raum für das große Pferd. Doch weder Mann noch Tier wurden am Zutritt gehindert. Sie ritten hinauf, vorbei an den Männern, die am Fuße des Steines warteten.
    Als das schwere Ross das Ende des gezackten Pfades erreichte, blieb es gehorsam stehen, während sein Reiter ab stieg. Dann suchte Corbett mit seinen Lederschuhen Halt auf dem kalten, rauen Felsen, hielt sich mit beiden Händen an Felsvorsprüngen fest und kletterte bis zur Spitze empor. Sein Atem ging schwer und schnell, als er sein Ziel schließlich erreicht hatte.
    Weit im Süden, seinem Blick fast schon entrückt, erhoben sich die grauen Granittürme von Colchester Castle, und bei diesem Anblick verdüsterte sich seine Miene. Er hatte geglaubt, Colchester zu seinem Stützpunkt machen zu können, während er Edwards Befehlen folgte und den Verrat, der im Norden Englands gärte, mit Stumpf und Stiel auszurotten. Es war ganz natürlich, dass er dorthin zurückkehrte, und nie mand hätte wegen seiner Anwesenheit auf Colchester Ver dacht geschöpft. Aber Hughe wünschte offensichtlich nicht, dass sein Bruder länger unter seinem Dach weilte.
    Einige weitere Sekunden lang starrte Corbett nach Süden zu der in der Ferne liegenden Burg hin. Sein Gesichtsaus druck war hart, seine Augen düster. Schließlich wandte er sich ab, um mit dem Abstieg zu beginnen.
    Genau in diesem Augenblick durchbrach ein Sonnen strahl das bleierne Grau der dichten Wolke n schicht, die über dem nördlichen Teil des Tales hing. Wie ein goldener Finger des Lichts berührte er die hellen Mauern des weit entfernt liegenden Schlosses von Orrick und ließ ihn innehalten. In gleichem Abstand vom Grenzstein beherrschte Orrick die nördliche Hälfte von Windermere Fold, während Co l chester die Oberhoheit über die südliche Hälfte innehatte. Doch er hatte schon seit Jahren nicht mehr an Orrick gedacht.
    Jetzt, da das Sonnenlicht von den wehrhaften Kalkstein mauern zurückgeworfen wurde, konnte er seine Augen nicht abwenden. Ein früher Herbstwind fuhr ihm durch das dunkle Haar, aber er bemerkte es gar nicht, so sehr stand er im Bann dieses fernen Anblicks. Dann erhellte ein leichtes Lächeln sein Antlitz, das seine harten, männlichen Züge weicher erscheinen ließ. Er begann mit dem Abstieg, doch plötz lich ließ eine Erinnerung aus seiner Jugend ihn stehen bleiben. Auf der Stelle entfernte er die üppigen Flechten und Moose, die eine Spalte am Fuße des obersten Steinvor sprungs verdeckte.
    Selbst im trüben Licht des verhangenen Himmels schien das schmale Band des lavendelfarbenen Gesteins zu leuchten. Corbett ließ seinen Finger noch einmal über die seltene Ader aus Meridian gleiten. Als er sich wieder aufrichtete, ließ er den Blick wieder gen Süden wandern.
    Colchester Castle lag im Süden. Aber vielleicht, sagte er sich nachdenklich, vielleicht führte der beste Weg, um dort hin zu gelangen, über den Norden. Durch Orrick.
     
    Bis zur Hochzeit waren es nur noch zwei Tage, und Liliane war entschlossen, bis dahin alles in Ordnung zu bringen. Sollte Odelia doch die schwatzenden Gäste unterhalten; Lil liane arbeitete hart und trug ihr

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