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Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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einen Funken und die Kerze brannte. Jess Flynns Gesicht erschien aus dem Schatten.
    Lasseur sagte unruhig: »Ich rieche Rauch.«
    Hawkwood konnte es auch riechen. Er fragte sich, warum er es nicht eher gemerkt hatte. Hatten seine Sinne ihn wieder genarrt? Er sah hoch, doch er konnte nichts Auffälliges entdecken. Die Steine hinter ihm fühlten sich noch immer kühl an. Er nahm einen der Stoffstreifen aus dem Eimer, band ihn um Mund und Nase und nahm die Kerze in die Hand.
    Der Hund fing an, wie wild zu bellen. In der Enge des Kellers war der Lärm so unerträglich, dass Hawkwood dachte, sein Trommelfell müsse platzen.
    Als er zur Falltür ging, wurde das Gebell trotz Jess Flynns Beruhigungsversuchen immer eindringlicher.
    Der Rauchgeruch wurde intensiver. Er vermutete, dass er im Laufe der Zeit, die sie hier unten waren, langsam immer stärker geworden war, woraus er schloss, dass sie einige Zeit hier zugebracht haben mussten.
    Die Unterseite der Falltür zeigte keine Brandspuren, aber der Brandgeruch war durchdringend. Als er die Hand ausstreckte, um den Metallbeschlag zu prüfen, hörte er über sich ein Kratzen, dann ein lautes Poltern.
    Er zog die Hand zurück.
    Pepper! Er war zurückgekommen, um die Sache fertig zu machen.
    Er wusste, er hatte keine Waffe außer dem Messer, und das war hinter ihm bei Jess.
    Doch was tat es, dachte er müde. Sie waren ja ohnehin schon so gut wie tot.
    Die Falltür wurde hochgezogen. Ein Schatten fiel über die Öffnung. Hawkwood spürte, wie jeder seiner Muskel sich spannte.
    »Mensch, du siehst ja aus wie’ne aufgewärmte Leiche«, sagte Jago.

21
     
    »Rasier dir bloß den Bart ab«, sagte Jago. »Der macht dich zehn Jahre älter.«
    Sie standen draußen und sahen, dass die Abenddämmerung begonnen hatte. Sie waren mehr als drei Stunden in dem Keller gewesen. Alle vier mussten irgendwann eingeschlafen sein. Der Rauch war nicht in den Kellerraum gedrungen, denn die Außenwand der Vorratskammer war eingestürzt, so dass der Rauch sich verflüchtigen konnte.
    Der Rest des Hauses war ebenfalls eine Ruine; eine Hülle aus geschwärzten Ziegeln und verkohlten Balken. Von den Möbeln war nichts übrig geblieben, das meiste war zu Holzkohle und Asche verbrannt. Der Rauchgestank war überwältigend.
    Jess Flynn kniete auf dem Boden und stützte Tom Gadd, der aus einer Feldflasche trank, die Jago im Bach gefüllt hatte. Der alte Mann war sehr durstig. Seine Augen waren offen und er blickte umher. Jetzt, wo er an der frischen Luft war, wirkte er munterer. Lasseur saß neben ihr, er hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und betrachtete die Verwüstung. Neben ihnen lag der Hund, den Kopf auf den Pfoten. Er sah aus, als schliefe er.
    Jago wandte sich an die beiden Männer hinter ihm.
    Hawkwood sah einen Mann von ähnlichem Körperbau wie Jago; untersetzt und stämmig, mit breitem Gesicht und den Händen eines Bauern. Der zweite Mann war jünger. Schlank, aber muskulös, mit kräftigen, klaren Gesichtszügen und dunklen Augen. Er betrachtete Hawkwood kühl und abschätzend.
    »Erinnerst du dich an Micah?«, fragte Jago.
    »Natürlich«, sagte Hawkwood.
    Micah nickte. »Captain.«
    »Und das hier ist Jethro Garvey.« Jago deutete mit dem Kopf auf den ersten Mann.
    »Tag, Jethro«, sagte Hawkwood.
    »Seht euch mal ein bisschen um«, sagte Jago zu den beiden.
    Die beiden Männer entfernten sich.
    »Wer ist Garvey?«, fragte Hawkwood.
    Jago dachte einen Augenblick nach. »Der ist sozusagen mein Vertreter in dieser Gegend.«
    »Wie zum Teufel hast du mich gefunden?« Hawkwood konnte es noch immer nicht glauben, dass es wirklich Jago war, der vor ihm stand, und kein Phantom oder weiteres Traumgespinst, wie er sie im Keller gesehen hatte.
    »Dein Boss machte sich Sorgen, als er nichts mehr von dir hörte. Er ließ mich kommen. Er denkt offenbar, dass du allein nicht klarkommst.«
    »Er tat was?«
    »Erzählte mir von deinem Auftrag. Euer Mann Ludd schickte einen Bericht nach Bow Street, dass man dich und den Captain möglicherweise sah, wie ihr in Warden in ein Boot gestiegen seid. Ich dachte, das könnte ein ebenso guter Anfang sein wie jeder andere. Ich hatte ein ruhiges Gespräch mit dem Wirt dort, Abraham heißt er. Sehr hilfsbereiter Mann. Ist anscheinend eine häufig benutzte Route für geflohene Gefangene – und nicht nur Ausländer. Jedenfalls bestätigte er, dass ein Amerikaner und ein französischer Offizier in der bewussten Nacht in einem Boot nach Seasalter gefahren

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