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Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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und noch dazu schwulen Abschaum. An Ihrer Stelle wäre ich vorsichtig, Captain. Die Navy mag Sie noch so sehr schätzen, aber hier sollten Sie daran denken, wo Sie sind. Und was diesen Jungen hier angeht, wer hat ausgerechnet Sie zu seinem Vormund ernannt? Sie haben doch nicht etwa ein Recht darauf, oder?« Er unterbrach sich einen Moment. »Schließlich ist er doch nicht Ihr Sohn, stimmt’s?«
    »Du verdammtes Schwein!«, fluchte Lasseur. Er ging einen Schritt vorwärts. Sein Gesicht war starr wie eine Maske.
    Aus Dupins Kehle kam ein warnendes Knurren. Er hob seinen Fassreifen.
    Schnell legte Hawkwood seine Hand auf Lasseurs Arm. Die Muskeln im Arm des Privateers waren hart wie Schiffstaue. Hawkwoods Griff hatte gereicht, um Lasseur zurückzuhalten, aber nur so lange, wie der Franzose brauchte, um die Hand ungeduldig abzuschütteln. »Ich verlange, dass der Junge mir ausgehändigt wird, und zwar sofort!«
    Es folgte eine tödliche Stille.
    Die schwarz gekleidete Gestalt legte beide Handflächen auf den Tisch und erhob sich. Die Bewegung war mühelos, wie das Entrollen einer geschmeidigen Katze.
    »Sie verlangen ? Sie wagen es, hierherzukommen und etwas von mir zu verlangen? Sehen Sie sich um, Captain. Dies ist mein Reich. Hier regiere ich , und sonst niemand. Sie sind gerade erst angekommen, also sind Sie mit der Ordnung hier noch nicht vertraut. Gehen Sie zurück auf Ihr Geschützdeck und nehmen Sie Captain Hooper mit. Und wenn es Ihnen in den Sinn kommen sollte, Hilfe anzufordern, dann überlegen Sie sich das gut. Glauben Sie wirklich, die Briten haben Kontrolle über das, was hier auf dem Schiff vorgeht? Oh ja, sie haben ihre Musketen und ihre schönen Uniformen. Vielleicht haben sie sogar Autorität, aber glauben Sie auch nur einen Augenblick, dass sie Macht über uns haben? Auf diesem stinkenden Pott sind mehr als achthundert von uns eingesperrt. Was meinen Sie, was die machen würden, wenn es zu einer ausgewachsenen Revolte käme? Nicht die Briten halten die Gefangenen hier in Schach, sondern ich . Matisse! Commander Hellard mag mich verachten, vielleicht hat er sogar Angst vor mir. Aber Sie können sicher sein, dass er und der Rest seiner Mannschaft Gott dankten an dem Tag, an dem ich hier an Bord kam!«
    »Du elendes Dreckstück!«, zischte Lasseur.
    Einen schreckensstarren Moment lang dachte Hawkwood, dass Lasseur sich trotz Dupins Nähe über den Tisch werfen würde. Wenn er das täte, wären sie beide tot. Doch so schnell ihm der Ausruf entfahren war, hatte er sich auch wieder gefangen. Er sah Matisse an.
    »In Ordnung, nennen Sie Ihren Preis.«
    »Sie bieten mir Geld?« Immer noch dieser spöttische Ton.
    »Wir wollen den Jungen. Ohne ihn gehen wir nicht.«
    »Bravo, Captain! Mutige Worte. Haben Sie auch schon daran gedacht, dass Sie vielleicht gar nicht mehr zurückgehen werden?«
    »Denken Sie etwa, Sie können uns aufhalten?«, sagte Lasseur.
    »Natürlich kann ich Sie aufhalten. Ich brauche nur mit den Fingern zu schnipsen. Was meinen Sie, wie weit Sie dann kommen? Diesmal ist Ihnen der Feind wirklich an Geschützen überlegen.«
    Hawkwood sah sich um und wusste, der Mann hatte Recht. Trotz Lasseurs Versuch, draufgängerisch aufzutreten, hatte keiner von ihnen eine Chance gegen Matisses Gefolgschaft. Sie wären dumm, es auch nur zu versuchen. Es war ein Fehler gewesen, so unvorbereitet zu kommen. Sie hatten die Macht unterschätzt, die Matisse über dieses Deck hatte; und wenn man seinem Prahlen Glauben schenken durfte, auch über das restliche Schiff.
    »Die Sache muss geklärt werden«, sagte Hawkwood. »Und zwar jetzt.«
    Matisse schüttelte den Kopf, aber ob aus Verwunderung oder Belustigung war schwer zu sagen.
    »Ist Ihnen wirklich so sehr daran gelegen, den Jungen zurückzukriegen?« Wieder schaukelte der Ohrring. Matisse betrachtete seine Leutnants, die ihn eifrig und erwartungsvoll ansahen. Sie rochen Blut. Langsam drehte er sich um, sein Gesicht war listig. Er zog einen Flunsch.
    »In Ordnung, vielleicht gibt es einen Ausweg.«
    »Welchen?«, fragte Lasseur.
    Matisse schwieg. »Einen Wettkampf.«
    Ein Murmeln lief durch die Reihen der Männer.
    Lasseur war verblüfft. »Sie meinen, eine Wette? Sie würden mit Würfeln über das Schicksal des Jungen entscheiden?«
    »Nicht mit Würfeln.«
    »Dann mit Karten? Damit will ich auch nichts zu tun haben!«
    »Es gibt andere Wege, sich ein Bild von der Tapferkeit eines Mannes zu machen, als ihn beim Whist gewinnen zu sehen, Captain.«
    »Zum

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