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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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Du verdienst es, dass man dich umwirbt. Lass uns noch ein paar Tage warten. Das Warten wird es nur umso aufregender machen. War das nicht süß?»
    Veronika konnte nicht umhin, Godunow stummen Beifall zu zollen. Wie raffiniert! Nach einigen Tagen des Aufschubs wäre Mascha überreif für die Eroberung. Und er hatte recht. Es verlieh dem Ganzen zusätzliche Würze.
    «Hat er gesagt, wie lange er sich in Geduld üben will?», fragte Veronika, während sie die Butter zu kleinen Röllchen formte und kunstvoll auf einer Kristallschale anordnete.
    Mascha schüttelte den Kopf. «Aber wenn es mir zu lange dauert, werde ich mir schon zu helfen wissen!», verkündete sie kess.
    «Man sollte sich immer zu helfen wissen», sagte eine freundliche Stimme, und Hinrichsen erschien im Türrahmen. «Einen schönen guten Morgen. Kann ich mich noch irgendwie nützlich machen? Monsieur Godunow schmettert im Bad bereits russische Volkslieder, er wird also auch bald herunterkommen.»
    «Wenn Sie so nett wären, die Aufschnittplatten zu übernehmen», ging Veronika erfreut auf sein Angebot ein. Sie brannte vor Ungeduld, Jenny im Büro aufzusuchen und sich zu vergewissern, dass die Transaktionen auch wie geplant geklappt hatten. Jenny war die Nacht aufgeblieben, wegen der Zeitverschiebung, hatte sie ihr erklärt. Aber inzwischen müsste die Sache doch über die Bühne gegangen sein!
    Jenny schlief am Schreibtisch, den Kopf auf die Arme gebettet. Veronika rüttelte sie an der Schulter. «Jenny, wach auf. Hat alles geklappt?»
    «Natürlich», brummte die schlaftrunken und vergrub den Kopf vor dem hellen Licht wieder in den Armen. «Kannst es dir anschauen. Dort drüben.» Anscheinend meinte sie damit den Monitor, auf dem blubbernde Fische durch karibikblaues Wasser glitten. Veronika bewegte die Maus, und die Fische verschwanden. Allerdings sah sie anstelle der erwarteten Zahlenreihen einen jungen Mann, der mit geöffneter Hose in die Kamera grinste und begann, sich provozierend zu räkeln.
    «Was soll denn das?», platzte sie heraus. «Jenny, da ist ein halbnackter Mann in deinem Computer.»
    «Was?» Jenny schoss wie von der Tarantel gebissen hoch. Dann grinste sie erleichtert. «Das ist doch nur Sam. Wir haben uns ein bisschen die Zeit vertrieben, während wir gewartet haben.»
    «Dann solltest du ihm vielleicht mitteilen, dass er mehr Zuschauer hat, als er weiß», riet Veronika und beobachtete interessiert, wie Sam seinen Penis streichelte. Er wurde beeindruckend schnell hart. Während er sich mit einer Hand das erigierte Glied rieb, das sich jetzt in majestätischer Größe aus seinem Schoß erhob, tippte er, ohne hinzusehen, mit der anderen auf einer neben ihm stehenden Tastatur.
    Auf dem Bildschirm vor ihnen erschien ein Schriftzug: «Hey, Jenny, may I see your ass?»
    Jenny zog die Tastatur zu sich, tippte hastig ein paar Worte und schaltete die Webcam ein, die auf den Platz vor dem Bildschirm ausgerichtet war.
    «Ups», der junge Mann schien leicht aus dem Konzept gebracht. Geistesgegenwärtig griff er nach einer Lederjacke und legte sie über seine Blöße. «Who’s that?»
    Jenny klärte ihn auf, und er hob charmant lächelnd eine Hand, um Veronika zu grüßen. Die andere tippte «Hy, nice to see you» ein.
    «Das ist also dein Sam», meinte Veronika nachdenklich. «Er scheint nett zu sein. Ihr seid euch ja im Laufe der Nacht offensichtlich ziemlich nahegekommen.»
    «Na ja», Jenny tippte wie rasend und das Bild der Webcam verschwand so plötzlich, wie es aufgetaucht war.
    «Wie funktioniert das eigentlich?», forschte Veronika neugierig nach. «Macht ihr mit den Kameras eure privaten Peepshows, oder wie man das nennt?»
    «Man nennt es Cyber-Sex», erklärte Jenny herablassend. «Und es ist keine schlechte Methode, zusammen Sex zu haben – zumindest ist es die sicherste.»
    «Aber ihr masturbiert doch nur und lasst den anderen dabei zuschauen», wandte Veronika ein. «Das ist doch kein Ersatz für richtigen Sex.»
    «Warum denn nicht? Auf jeden Fall besser, als mit irgendeinem Idioten ins Bett zu gehen, der nur auf einem herumrammelt», verteidigte Jenny die elektronisch gefilterte Nähe. «Ich selber weiß am besten, was ich mag. Und wenn Sam mir dabei zusieht oder mir Anweisungen gibt, dann ist das fast so, als wären wir zusammen im Bett.»
    «Wenn du meinst …» Veronika ließ das Thema Sex via Internet fallen. Nachvollziehen konnte sie es nicht, aber wenn Jenny Gefallen daran fand, war es schließlich ihre Angelegenheit.

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