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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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Eigentlich war sie wegen etwas deutlich Wichtigerem hier unten. «Hat alles mit dem Geld geklappt?»
    «Natürlich.» Jenny schien geradezu beleidigt, dass sie fragte. «Hier. Das ist der Code für die Transferfirma.» Sie kritzelte ein paar Zeichen auf ein Stückchen Papier und reichte es Veronika. Die betrachtete fast ehrfurchtsvoll die nüchternen Zahlenreihen. Schon seltsam, dass ein solch unscheinbarer Papierfetzen der Schlüssel zu einem Vermögen war!
    «Und was mache ich damit?»
    «Das ist deine Legitimation», erklärte Jenny leicht ungeduldig. «Oder glaubst du, der Kurier gibt jedem, der die Tür aufmacht, den Geldkoffer?»
    «Bist du denn nicht dabei?» Veronika wurde plötzlich von Nervosität gepackt. «So schnell geht das doch nicht mit deiner Übersiedlung, oder?»
    Jenny grinste übermütig. «Sam ist echt gut! Man weiß nie …» Mit dieser kryptischen Äußerung spazierte sie aus dem Raum.
    Veronika sank auf den Schreibtischstuhl und bemühte sich, ihre Gedanken zu ordnen. Das Ganze erschien ihr surrealistisch – wie einer jener Träume, die einem eine Wirklichkeit vorgaukeln, die so real ist, dass man nach dem Erwachen Probleme hat, Traum und Wirklichkeit voneinander zu trennen.
    Hatte dieser harmlos aussehende Junge mit den zerzausten Locken es tatsächlich fertiggebracht, zusammen mit Jenny eine derart komplizierte Transaktion einzufädeln und durchzuführen? Nachdem sie ihn gesehen hatte, schien es ihr geradezu phantastisch, dass diese beiden Erwins Pläne durchkreuzt haben sollten.
    Vielleicht sollte sie einen Wintergarten anbauen als Frühstückszimmer? Oder das Schwimmbad um einen Außenbereich erweitern?
    Nein, jetzt nicht übermütig werden, rief sie sich selbst zur Ordnung. Noch war das Geld nicht da. Und bis es so weit war, musste sie sich um ihre Gäste kümmern.
     
    Oben waren inzwischen alle um den Frühstückstisch versammelt. «Hoffentlich keine Probleme?» Hinrichsen erhob sich in einer Geste altmodischer Höflichkeit, um ihr den Stuhl zurechtzurücken. «Sie sehen irgendwie besorgt aus.»
    «Nein, nein», wehrte sie ab und nahm dankend die gefüllte Tasse entgegen, die er ihr reichte. «Läuft alles bestens.»
    Neben Hinrichsen sitzend, suchte sie unauffällig in Lous Miene nach einem Hinweis auf seinen nächtlichen Besuch. Irgendeinem Zeichen, das ihr sagte, dass er der nächtliche Liebhaber gewesen war. Aber wenn er es gewesen sein sollte, verriet er es mit keinem Wimpernzucken. Stattdessen wirkte er heute Morgen ungewohnt in sich gekehrt, als wälze er schwierige Entscheidungen.
    Und tatsächlich brach er als Erster auf. Das gewohnte Leinensakko lässig über die Schulter geworfen, in der Hand eine bei ihm ungewohnte prall gefüllte Aktentasche, entschwand er wortlos.
    «Der gute Conte scheint ein Morgenmuffel zu sein», stellte Hinrichsen fest und sah ihm nach, wie er zu seinem Auto ging. «Ist er morgens immer so schlecht gelaunt? Er wäre mir fast ins Gesicht gesprungen, als ich ihn fragte, was er eigentlich beruflich macht.»
    «Vielleicht hat er geschäftliche Probleme. Dann ist man nicht in Hochstimmung», meinte Godunow gutmütig. «Ist es in Ordnung, wenn ich Mascha für ein paar Stunden entführe?» Er sah Veronika fragend an. «Meine Großtante würde sie gerne kennenlernen.»
    «Wir sind bis zum Nachmittag wieder zurück», versprach Mascha, die Veronikas Zögern richtig interpretierte. «Keine Sorge, ich lasse dich schon nicht mit dem Abendessen hängen.»
    «Dann amüsiert euch gut!» Veronika schmunzelte, als Godunow über den Tisch griff, Maschas Hand sanft in seine riesige Pranke nahm und sie zärtlich anlächelte. Dass es die beiden mächtig erwischt hatte, war offensichtlich. So mädchenhaftschüchtern hatte sie die resolute Mascha noch nie erlebt.
    «Es hat doch immer wieder etwas Anrührendes, nicht wahr?», meinte Hinrichsen leise, Veronikas Gedanken aussprechend, sobald Godunows Limousine ihren Blicken entschwunden war. «Die beiden sind wirklich ein schönes Paar!»
    «Ja, ich finde auch, dass sie gut zusammenpassen», stimmte sie ihm zu und verspürte einen leisen Stich. War sie etwa neidisch auf Maschas neues Glück? Erschreckt über sich selbst, flüchtete sie sich schleunigst wieder in ihre Rolle als Hausdame. «Und was haben Sie heute für Pläne, Herr Hinrichsen?»
    «Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich den Tag gerne hier verbringen», sagte er mit einem entschuldigenden Unterton. «Vielleicht könnte ich Ihnen ein wenig zur Hand gehen.

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