Das Hotel
zufrieden. » Jetzt können wir das mit der Familiengründung angehen.«
Sie küssten einander vorsichtig, um sich nicht weiter zu verletzen, und warteten dann, bis der Hubschrauber kam.
Ein Jahr später
Deb hatte noch nie in ihrem Leben so viel Angst gehabt.
Eine ganze Armee von Augen starrte sie an. Deb drehte sich um und warf Letti einen Blick zu, die sie ebenfalls konzentriert ansah und ihr dann zunickte. Neben ihr stand Maria, die es Letti gleichtat.
Debs Hals war völlig trocken. Ihr Herz pochte so schnell, dass sie beinahe ohnmächtig wurde. Die Stille dröhnte in ihren Ohren.
Dann hörte sie jemanden niesen. Ein Kind. Sie blickte in die Zuschauermenge und sah, dass es Marias und Felix’ adoptierte kleine Tochter war. Sie saß auf Felix’ Schoß. Neben ihnen saß Kelly. Sie sprach zwar lautlos, formte die Worte jedoch mit solchem Nachdruck, dass Deb sie von ihren Lippen lesen konnte.
» Sag es.«
Deb blickte an ihrem völlig überteuerten Kleid herab. Die lange Schleppe bedeckte ihre Prothesen, sodass sie völlig normal aussah. Sie warf dem Priester einen fragenden Blick zu, der sie geduldig anlächelte. Endlich wandte sie sich Mal zu. Er sah in dem Smoking einfach hinreißend aus. So viel Liebe stand in seinen Augen.
Auf einmal hatte sie keine Angst mehr. Mit ihm an ihrer Seite glaubte sie, nie wieder Angst haben zu müssen.
» Ja«, antwortete sie.
Dann küsste sie ihn, ehe der Priester sie zu Mann und Frau erklärte.
Franklin Delano Roosevelt saß in der Sprechkabine in einem Gefängnis im Norden West Virginias und wartete auf seinen Besuch. Franklin vermisste das Leben draußen. Er vermisste das Essen, den Sex mit den vielen Frauen und sogar seine Arbeit als Hotel-Manager in Monk Creek. Am meisten vermisste er seine Mamma und seine Verwandtschaft.
Das Leben im Knast war gar nicht so schlimm. Der Staat gewährte ihm monatliche Bluttransfusionen, auch wenn diese nicht halb so lustig waren wie die Sitzungen im Rushmore Inn. Franklin hatte sich ein kleines Schwarzmarkt-Geschäft mit Zigaretten, Drogen, Tätowierungen und Süßigkeiten aufgebaut. Nach dem Rushmore-Massaker, wie es die Medien nannten, hatte Franklin einen ordentlichen Batzen Geld von seinen toten Brüdern geerbt. Ganz abgesehen von der Summe, die Mamma beiseitegeschafft hatte. Es reichte, um einen erstklassigen Anwalt zu verpflichten, der die Anklage von Mord auf Beihilfe reduzieren konnte. Franklin hatte acht Jahre bekommen, doch er würde bei guter Führung nach vier Jahren frei sein.
Franklins Gesicht hellte sich auf, als Chester den Raum betrat und sich ihm gegenübersetzte. Chester B. Arthur Roosevelt war einer der fünf überlebenden Brüder. Die anderen vier wurden noch immer polizeilich gesucht und lebten im Untergrund. Chester jedoch hatte sich eine falsche Identität zugelegt und alle Spuren, die zu ihm führten, verwischt.
» Hast du was gefunden?«, fragte Franklin.
» Eine Pension. Southern Georgia. Tief im Wald gelegen, weit ab von allem. Mit einem Riesenkeller. Einfach perfekt.«
Eine Pension? Das war einfacher als ein Hotel. Franklin hatte nie die Überzeugung seiner Mutter geteilt, dass es einer von ihnen zum Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten bringen würde. Ihn hatten lediglich die speziellen Schäferstündchen mit den gefangenen Frauen interessiert.
Im Gefängnis hatte Franklin von einem neuartigen, chemischen Enzym gehört, das normales Blut in null Rhesus negativ verwandelte. Das bedeutete, dass sie künftig nicht mehr so wählerisch sein mussten.
» Schon gekauft?«, fragte Franklin.
» Das wird diese Woche über die Bühne gehen. Bald ist alles fix und fertig. Wenn du raus bist, läuft die Sache bereits. Da wird eine ganze Batterie süßer Häschen auf dich warten, alle hübsch gefesselt.«
Franklin lächelte. Er hatte bereits ein Jahr seiner Strafe abgesessen.
Mit einem solchen Ausblick würden die nächsten drei Jahre wie im Flug vergehen.
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