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Das Hotel

Das Hotel

Titel: Das Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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kam sie dem Geländer näher. Sie versuchte an der Kette zu rütteln, ihre Stellung zu ändern, die Kette um ihre Schulter zu wickeln, sich dagegen zu drücken.
    All das war vergeblich, und Eleanor zog sie langsam aber sicher zurück zum Geländer.
    » Mein Blut ist blau!«, grunzte Eleanor und ergriff Maria an den Handgelenken. » Du kannst mir nicht trotzen!«
    Dann stieß sie Maria in den Abgrund.
    Kelly fiel und landete einen guten Meter tiefer auf dem kleinen Vorsprung.
    Sie drehte sich nicht um und schaute hinunter. Das war nicht nötig.
    Ich vertraue dem Boden. Er trägt mich. Ich werde nicht fallen.
    Sie kroch so nah wie möglich an den Fels, die Knie gebeugt, und wartete auf Cam.
    » Kelly?«, hörte sie ihn kichernd rufen. » Du bist jetzt nicht gerade da runtergesprungen, oder?«
    Eine Sekunde später sah sie Cams Gesicht, wie er über den Abgrund lugte.
    » Wow, das ist ja ganz schön hoch.«
    Dann fing sie zu schreien an. Sie schrie laut und lang und immer und immer wieder.
    » Halt’s Maul!«
    Cam hielt sich die Ohren zu, aber Kelly schrie noch lauter.
    » Warum hast du mich umgebracht, Cam? Warum hast du mich nicht gehen lassen? Ich bin dein bester Freund!«
    » Schnauze, Schnauze, Schnauze!«
    Cam ging, das Skalpell in der Hand, auf die Knie, um sie zum Schweigen zu bringen.
    Kelly sprang hoch, packte Cam bei den Haaren und zog daran, so fest sie konnte. Sie hoffte inständig, dass sie sicher landen würde.
    Der Schwung zog Cam über ihren Kopf hinweg in den Abgrund, während Kelly wieder festen Halt unter ihren Füßen spürte.
    Kelly drehte sich nicht um. Sie musste nicht sehen, wie er auf den Felsen weit unter ihr zerschmetterte. Doch sie hörte es, einen langen, schwächer werdenden Schrei, der mit einem Klatschen endete.
    Ich habe es geschafft.
    Ich lebe.
    Ich lebe!
    Dann kletterte sie von ihrem Felsenriff zurück auf den Vorsprung und rannte in den Wald. Jetzt musste sie ihre Mutter finden.
    Felix kletterte aus dem Abschleppwagen. Er war mit Vollgas durch die Eingangstür gefahren, und weder Haus noch Wagen waren in bester Verfassung. Felix konnte der Liste seiner Verletzungen ein Schleudertrauma hinzufügen.
    Er blickte sich um, und sein Herz setzte einen Schlag aus.
    Es ist ein Schlachthaus.
    Die Toten lagen überall, und Wolken von Fliegen summten durch die Gegend und labten sich an den vielen Leckerbissen.
    Liegt Maria etwa auch unter ihnen? Was ist hier passiert?
    Die meisten Leichen waren deformiert. Felix überlegte, ob er nach ihr suchen sollte, aber dazu hatte er keine Zeit.
    Harry.
    Der Mann mit dem Wolfsrachen rannte die Treppe herunter, genau auf ihn zu. Felix wich zurück, doch Harry war schnell. Seine riesige Hand legte sich um Felix’ Kehle. Harry kicherte, und Speichel und Rotz sprühten aus dem Schlitz in seinem Gesicht. Dann drückte er zu. Felix sah Sterne. Er versuchte, Harry ins Gesicht zu schlagen, verfehlte ihn jedoch. Dann wollte er ihm die Augen auskratzen, aber Harry schüttelte und rüttelte ihn, bis Felix schwarz vor Augen wurde.
    Eine Waffe. Ich brauche eine Waffe.
    Doch es gab keine Waffe. Er hatte lediglich sein Handy dabei. Das Handy, das er seit dem Tag, an dem Maria verschwand, bei sich getragen hatte. Das Handy mit ihrer letzten SMS , die er zigtausendmal gelesen hatte.
    Das Handy.
    Felix griff in seine Tasche und holte es mit Daumen und kleinem Finger hervor.
    Erstick daran, Arschloch.
    Dann rammte er es dem Giganten mitten in das riesige Loch in seinem Gesicht. Felix schob es an der sich windenden Zunge vorbei, bis seine ganze Hand in dem Schlitz verschwand, und drückte Harry das Handy tief in den Rachen.
    Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Harry ließ von Felix ab und griff sich in das Maul, aber seine Finger waren zu groß, und das Handy steckte zu tief.
    Felix raffte sich auf und starrte zu Harry hoch, dessen Gesicht jetzt so rot wie seine blutunterlaufenen Augen war.
    Und dann sah Felix noch etwas. Etwas über Harry. Eine Frau, die sich am Geländer im zweiten Stock festhielt. Ihre Füße baumelten wild hin und her.
    Maria?
    Maria!
    Felix rannte um Harry herum, der zu Boden krachte, ignorierte die unsäglichen Schmerzen überall in seinem Körper und rannte voller neuer Energie die Treppe hinauf, um sie zu fassen, bevor sie fiel.
    Ich muss sie retten. Muss …
    » Schade, Loverboy. Du bist zu spät dran, um den Helden zu spielen.«
    Felix starrte in Richtung der Stimme und fand sich direkt vor dem Lauf eines Gewehrs wieder, das Eleanor auf

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