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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Elitetruppe zu rekrutieren. Rasch hatte er Gefallen gefunden an dieser Aufgabe. Während er sich auf dem Opiummarkt etablierte, während er den vom Iran frei gemachten Platz besetzte, begeisterte sich der Baba vor allem anderen für die Ausbildung seiner Kinder.
    Er spürte, wie ihm diese kleinen Bauern, die ihn an den Straßenjungen erinnerten, der er einst gewesen war, immer mehr ans Herz wuchsen. Er verbrachte seine Zeit lieber mit ihnen als mit seinen eigenen Kindern - sie waren erst spät geboren, die Mutter war die Tochter eines ehemaligen Ministers, und sie studierten seinerzeit in Oxford und an der Freien Universität Berlin, privilegierte Erben, die für ihn zu Fremden geworden waren.
    Wenn er von seinen Reisen wiederkam, zog er sich in sein Yali zurück und studierte aufmerksam sämtliche Schriftstücke, jedes Charakterprofil. Er suchte nach Talenten, Begabungen, aber auch einem gewissen Willen, weiterzukommen und das Heimatdorf zu verlassen... Er suchte nach Persönlichkeiten, die viel versprechend waren und die er mit Stipendien unterstützen und in seinen Clan integrieren wollte.
    Seine Suche schlug mit der Zeit in eine Krankheit um, eine Manie. Das Alibi der großen Sache der Nation konnte seine persönlichen Ambitionen nicht mehr verbergen. Was ihn so begeisterte, war, aus der Ferne Menschen zu formen und wie ein unsichtbarer Demiurg Einfluss auf ihr Schicksal zu nehmen...
    Bald interessierte er sich besonders für zwei Namen.
    Einen Jungen und ein Mädchen, beide außerordentlich viel versprechend.
    Azer Akarsa, der aus einem Dorf in der Nähe der antiken Stätte Nemrud Dag stammte, hatte einzigartige Begabungen. Mit sechzehn war er zugleich ein tapferer Kämpfer und ein glänzender Schüler. Vor allem aber bewies er wahre Leidenschaft für die Tradition der Türkei und nationalistische Überzeugungen. Er gehörte zur geheimen Zelle von Adiyaman und hatte sich freiwillig einer Kampfausbildung unterzogen. Und er wollte zur Armee gehen, um gegen die Kurden zu kämpfen.
    Azer litt allerdings an einer Behinderung, er war Diabetiker. Kudseyi hatte beschlossen, dass dieser Schwachpunkt ihn nicht daran hindern würde, seiner Bestimmung als Wolf zu entsprechen. Er hatte sich vorgenommen, jederzeit die beste medizinische Versorgung zu gewährleisten.
    Die andere hieß Sema Hunsen, vierzehn Jahre alt. Sie war in der steinigen Landschaft von Gaziantep geboren, hatte eine höhere Schule besucht und ein Staatsstipendium erhalten. Eine junge, intelligente Türkin, die mit ihrem Ursprung nichts mehr zu tun haben wollte, die aber nicht nur ein anderes Leben, sondern auch ein anderes Land herbeisehnte. Unter den Idealisten von Gaziantep war Sema die einzige Frau, sie hatte sich für einen Lehrgang in Kayseris Lager beworben, um mit Kürsat Milihit zusammenzubleiben, einem Jungen aus ihrem Heimatdorf.
    Diese Jugendliche hatte ihn sogleich begeistert. Er mochte ihren starken Willen, ihre Entschlossenheit und ihren Wunsch, die eigene Herkunft hinter sich zu lassen. Sie war rothaarig, eher pummelig, wirkte wie ein Bauernmädchen. Ihre Begabungen und ihre politische Begeisterung sah man ihr nicht an. Nur ihr Blick war viel sagend, sie sah ihrem Gegenüber immer fest und durchdringend in die Augen.
    Ismail Kudseyi wusste, dass Azar und Sema mehr sein würden als zwei Stipendiaten oder anonyme Soldaten der Sache der politischen radikalen Rechten oder seines kriminellen Netzwerks. Sie würden beide seine Schützlinge werden. Seine Adoptivkinder. Doch sollten sie nichts davon erfahren. Er würde ihnen in der Ferne aus dem Dunkel heraus helfen.
    Inzwischen waren Jahre vergangen, und die beiden Auserwählten hatten den Erwartungen entsprochen. Azer erlangte mit zweiundzwanzig Jahren den Magister für Physik und Chemie der Universität Istanbul und zwei Jahre später das Diplom für Volkswirtschaft der Universität München. Sema hatte mit siebzehn mit Auszeichnung das Gymnasium in Galatasaray beendet und in Istanbul vorrangig an der englischen Fakultät studiert - schließlich beherrschte sie vier Sprachen: Türkisch, Französisch, Englisch und Deutsch.
    Die beiden Studenten hatten weiterhin am politischen Kampf teilgenommen, sie hätten »baskans« werden und die politischen Gruppen bestimmter Bezirke leiten können. Doch Kudseyi wollte die Dinge nicht überstürzen, denn er hatte für seine Geschöpfe ehrgeizige Pläne. Vorhaben, die direkt mit seinem Drogenimperium zu tun hatten...
    Er wollte erst noch Licht in ein paar

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