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Das Imperium der Woelfe

Das Imperium der Woelfe

Titel: Das Imperium der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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einläutete: »Lass mich dir zunächst erklären, was für Experimente wir mit dir gemacht haben.«
    »Höchste Zeit.«
    »Die Maschine, die wir benutzen, Spezialisten nennen sie auch PET, misst Positronen, und sie basiert auf der Positronenemissions-Tomografie. Indem man die Blutkonzentration untersucht, kann man die Tätigkeit bestimmter aktivierter Hirnzonen in Echtzeit messen. Ich wollte dich gründlich durchchecken und einige Abschnitte der Großhirnrinde auf Funktion überprüfen wie Sehvermögen, Sprache, Gedächtnis, die man allesamt sehr genau lokalisieren kann.«
    Anna dachte an die unterschiedlichen Tests, an die farbigen Quadrate, an die in unterschiedlichen Versionen erzählte Geschichte und an die Namen der Hauptstädte. Welche Bedeutung die Übungen gehabt hatten, leuchtete ihr inzwischen ein, doch Ackermann war in Fahrt gekommen.
    »Die Sprache zum Beispiel. All das spielt sich im vorderen Hirnlappen ab, einer Gegend, die in verschiedene Zonen unterteilt ist. Sie gelten dem Hören, dem Merken von Wörtern, der Syntax, der Bedeutung, der Metrik.« Er wies mit dem Finger auf seinen Schädel. »Das Zusammenspiel dieser Bereiche ermöglicht es uns, Sprache zu verstehen und zu gebrauchen. Durch die verschiedenen Versionen meiner Geschichte habe ich in deinem Kopf jedes einzelne dieser Systeme gereizt.«
    Er ging unaufhörlich in dem engen Zimmer auf und ab. Die Grafiken an der Wand verschwanden und tauchten wieder auf, je nachdem wohin er gerade seine Schritte setzte. Anna sah eine seltsame Zeichnung, die einen farbigen Affen mit einer großen Schnauze und riesigen Händen darstellte. Trotz der Hitze des Lichts durchfuhr eine eisige Kälte ihren Rücken.
    »Und?«, flüsterte sie.
    Er breitete die Arme zu einer beruhigenden Geste aus: »Alles in Ordnung. Die Sprache, das Sehen, die Erinnerung, jede Region im Gehirn wird normal aktiviert.«
    »Nur dann nicht, wenn man mir das Bild von Laurent vorlegt.«
    Ackermann beugte sich über den Schreibtisch und drehte den Bildschirm seines Computers zu Anna, damit sie das digitalisierte Bild eines Gehirns sehen konnte, eine Profilansicht in leuchtendem Grün; im Innern war es tiefschwarz.
    »Dein Gehirn im Moment, als du das Foto von Laurent betrachtet hast. Keine Reaktion. Keine Verbindung. Ein leeres Bild.«
    »Und was bedeutet das?«
    Der Neurologe richtete sich auf, steckte beide Hände in die Taschen und wölbte theatralisch die Brust. Der Augenblick des Urteilsspruchs war gekommen. »Ich glaube, du hast eine Schädigung.«
    »Eine Schädigung?«
    »Eine Schädigung in dem Bereich des Gehirns, mit dessen Hilfe Gesichter erkannt werden.«
    Anna fragte erstaunt: »Gibt es eine Gesichterzone?«
    »Ja, es gibt in der rechten Hirnhälfte Neuronenverbände, die speziell für diese Aufgabe bestimmt sind. Sie befinden sich an der unteren Seite des Temporallappens im hinteren Teil des Gehirns und wurden in den fünfziger Jahren entdeckt. Patienten, die in dieser Hirnregion Durchblutungsstörungen erlitten hatten, konnten keine Gesichter mehr erkennen. Seitdem kann diese Region mithilfe des PET viel besser lokalisiert werden. Man weiß zum Beispiel, dass dieser Bereich bei Menschen, die einen Blick für Gesichter entwickeln - etwa bei Türstehern und Kellnern -, besonders ausgebildet ist.«
    »Aber ich erkenne doch die meisten Gesichter, bei dem Test habe ich alle erkannt«, versuchte Anna zu beschönigen.
    »Alle Fotos - bis auf das Foto deines Mannes. Und das ist ein ernst zu nehmendes Zeichen.«
    Ackermanns Zeigefinger umspielten seine Lippen, er dachte nach, und seine Eiseskälte wich heller Begeisterung: »Wir haben zwei Arten von Gedächtnis. Es gibt die Dinge, die man uns in der Schule beibringt, und das, was wir im Privatleben lernen. Im Gehirn lassen sich diese Gedächtnisformen voneinander abgrenzen. Ich nehme an, bei dir ist die Verbindung zwischen der spontanen Analyse von Gesichtern und ihrer Einordnung in deine persönlichen Erinnerungen gestört. Irgendeine Schädigung setzt diesen Mechanismus außer Kraft. Du erkennst Einstein, Laurent aber nicht, denn er gehört in dein Privatarchiv. «
    »Kann man das behandeln?«
    »Absolut. Wir werden diese Funktion in einen gesunden Bereich deines Kopfes verlegen, immerhin ist die Verformbarkeit einer der großen Vorteile des menschlichen Gehirns. Zu diesem Zweck musst du dich einer Rehabilitation unterziehen, einer Art Geistestraining, regelmäßigen Übungen, die von geeigneten Medikamenten unterstützt

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