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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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vor und hauchte einen Kuss auf Louis’ raue Wange. »Wir haben es geschafft, alter Knabe.« Die beiden Archäologen hatten ihre Arbeit geleistet. Jetzt konnten sie sich zurücklehnen und das Endresultat beobachten. Kosmisches Chaos entfaltete sich in den Tiefen von Oncier.
    »Nun, Doktor, es genügt also, genug Gewicht hinzuzufügen, um den Planeten zu zünden?«, erklang hinter Margaret die Stimme eines Journalisten.
    »Genau genommen ist es kein Gewicht, sondern Masse«, antwortete Serizawa. »Aber wie dem auch sei: Der plötzliche Transfer des Neutronensterns ins Innere des Planeten gibt ihm negative Energie – potenzielle Energie, genauer gesagt. Das Gesetz von der Erhaltung der Energie erfordert einen enormen Zustrom von kinetischer Energie, die in der Wurmloch-Thermodynamik als Wärme erscheint. Dadurch werden die Reaktionen ausgelöst, die den Gasriesen in eine Sonne verwandeln. Es geschieht vom einen Augenblick zum anderen.« Diesen Worten folgte eine Geste, die vage Verlegenheit zum Ausdruck brachte. »Nun, es dauert einige Tage, aber man muss die Dinge aus der richtigen Perspektive sehen.«
    Normalerweise ging der Wärmetransport in einer Sonne extrem langsam vonstatten. Photonen brauchten tausend Jahre, um vom Kern auf einem langen Zickzackkurs die Oberfläche zu erreichen, denn unterwegs stießen sie immer wieder mit Gasmolekülen zusammen, wurden absorbiert und erneut emittiert, um dann mit einem anderen Gasatom zu kollidieren.
    »Beobachten Sie einfach«, sagte Serizawa. »Dann werden Sie bald sehen, was ich meine.«
    Im Verlauf der nächsten Stunden ließ das Interesse der Journalisten nach. Die Veränderungen waren sehr langsam, obgleich die gigantische Gaskugel implodierte. Die von den Detektoren tief im Innern der Atmosphäre übermittelten Daten wiesen darauf hin, dass sich der nukleare Brand wie eine Flutwelle ausbreitete. Wenn diese Welle die Oberfläche erreichte, begann Oncier zu leuchten.
    Das erste Flackern von Blitzen und Feuer zeigte sich in Lücken zwischen ausgedehnten Sturmsystemen. Hier und dort kam es zu Verfärbungen, was auf dramatische Ereignisse tief unten hinwies. Margarets Übersetzung der Klikiss-Aufzeichnungen hatte diese spektakuläre Verwandlung ermöglicht, aber sie wusste nicht, ob sie stolz oder entsetzt sein sollte von dem, was sie sah.
    Die ildiranische Septa nahm den Erfolg der Klikiss-Fackel zum Anlass, einen Repräsentanten zur Beobachtungsplattform zu schicken. Adar Kori’nh kam mit einem Shuttle und in Gesellschaftsuniform, um den weiteren Kollaps des Gasriesen zu beobachten. Margaret begegnete ihm mit Neugier und auch Unsicherheit, denn sie hatte noch nie mit einem Ildiraner gesprochen.
    »Ihr Englisch ist ausgezeichnet, Adar«, sagte sie. »Ich wünschte, meine Fremdsprachenkenntnisse wären ebenso gut.«
    »Alle Ildiraner sind durch eine gemeinsame Sprache miteinander verbunden, aber jene von uns, die vermutlich in Kontakt mit Menschen treten werden, lernen Ihre Handelssprache. Der Weise Imperator verlangt es von uns.«
    Louis nutzte die gute Gelegenheit, um Kori’nh von ihrer Arbeit auf den Klikiss-Welten zu erzählen. »Das Ildiranische Reich existierte, lange bevor die Menschen mit der Erforschung des Alls begannen, Adar. Warum hat Ihr Volk nie Prospektoren oder Archäologen ausgeschickt, um mehr über die verschwundene Spezies zu erfahren? Sind Sie nicht neugierig?«
    Kori’nh sah ihn so an, als wäre die Frage außerordentlich seltsam. »Ildiraner schicken keine einzelnen Forscher los. Wenn wir eine Kolonistengruppe entsenden, ›Splitter‹ genannt, so ist sie groß genug, um die Struktur unserer Gesellschaft nachzubilden. Einsamkeit ist ein menschlicher Aspekt, den wir kaum verstehen können. Ich würde niemals beschließen, weit von anderen Angehörigen meines Volkes entfernt zu sein.«
    »Meine Frau hier ist so gern allein, dass sie manchmal sogar mir aus dem Weg geht und in einer anderen Sektion einer Ausgrabungsstätte arbeitet.« Louis wechselte einen Blick mit Margaret und lächelte.
    Sie nickte verlegen. »Soweit ich weiß, gibt es bei den Ildiranern eine schwache telepathische Verbindung. Es ist kein kollektives Selbst, sondern eine Art Hilfssystem. Stimmt das, General?«
    »Wir nennen es Thism«, sagte Kori’nh. »Es geht vom Weisen Imperator aus. Er ist der Knoten, der die Fäden unseres Volkes miteinander verknüpft. Wenn sich ein Individuum zu weit von den anderen entfernt, so könnte der Faden reißen. Menschen halten es vielleicht für

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