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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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sollte. Die Sonden waren nach alten Klikiss-Entwürfen konstruiert und verschwanden spurlos in den Wolken.
    Beneto beobachtete alle Einzelheiten und gab sie im Gebet an den neugierigen und wissensdurstigen Weltwald weiter. Zwar war er der zweite Sohn der regierenden Familie von Theroc, aber hier bei Oncier bestand seine Aufgabe nur darin, Nachrichten über den ehrgeizigen Test mithilfe der Weltbäume weiterzugeben. Diese Kommunikation war viel schneller als jede elektromagnetische Variante – EM-Signale breiteten sich mit Lichtgeschwindigkeit aus und hätten Monate oder gar Jahre gebraucht, um den nächsten Außenposten der Hanse zu erreichen.
    Mithilfe der untereinander in Verbindung stehenden Bäume konnten grüne Priester direkt und unmittelbar miteinander kommunizieren, ungeachtet ihres jeweiligen Aufenthaltsorts. Jeder einzelne Baum war eine Manifestation des ganzen Weltwalds, ein identisches Quantenbild aller anderen. Was ein Baum wusste, das wussten auch die anderen, und grüne Priester konnten dieses Wissensreservoir anzapfen, wann immer sie wollten. Sie nutzten es, um Mitteilungen auszutauschen.
    Während die Zuschauer beobachteten, wie die Anker in den Wolken von Oncier verschwanden, berührte Beneto erneut den Baum. Er ließ sein Bewusstsein durch den Stamm treiben, bis seine Gedanken andere Teile des Weltwalds erreichten. Als sein Selbst kurze Zeit später zurückkehrte und er aufsah, begegnete er dem Blick des Vorsitzenden Wenzeslas.
    Beneto wahrte eine ruhige, würdevolle Miene. Sein tätowiertes Gesicht wirkte attraktiv und edel. Die Augen wiesen Reste von Epikanthusfalten auf, wodurch sie runder aussahen. »Mein Vater Idriss und meine Mutter Alexa entbieten die Gebete aller Theronen für einen Erfolg des Tests.«
    »Freundliche Worte Ihrer Eltern nehme ich immer gern entgegen«, sagte Basil. »Obwohl es mir lieber wäre, wenn Theroc in einer formalisierteren Verbindung mit der Hanse stünde.«
    »Die Pläne und Wünsche des Weltwalds lassen sich nicht immer mit den Erfordernissen der Hanse vereinbaren, Vorsitzender«, erwiderte Beneto in einem neutralen Tonfall. »Wie dem auch sei: Sie sollten diese Angelegenheiten besser mit meinem älteren Bruder Reynald oder meiner Schwester Sarein besprechen. Sie sind dem Geschäftlichen mehr zugetan als ich.« Er berührte die fedrigen Blätter des Weltbaums als Hinweis auf seinen Priesterstatus. »Als zweiter Sohn war es mir immer bestimmt, dem Weltwald zu dienen.«
    »Und dabei leisten Sie bewundernswerte Arbeit. Ich wollte Ihnen kein Unbehagen bescheren.«
    »Mit der Hilfe und dem Wohlwollen der Weltbäume spüre ich nur selten so etwas wie Unbehagen.«
    Der junge Mann konnte sich keine andere Berufung vorstellen. Er war hochgeboren, und deshalb erwartete man von ihm Präsenz bei prunkvollen Ereignissen wie zum Beispiel diesem Test. Allerdings wollte er seine priesterlichen Pflichten nicht nur erfüllen, um Eindruck zu schinden. Es wäre ihm viel lieben gewesen, dabei zu helfen, den Weltwald im Spiralarm auszubreiten und es Ablegern zu ermöglichen, auf anderen Planeten zu wachsen.
    Es gab nur wenige grüne Priester, und ihre Telkontakt-Fähigkeiten waren so gefragt, dass manche missionarische Priester in luxuriösen Villen wohnten, zur Verfügung gestellt von der Hanse oder von Kolonieregierungen. Sie bekamen viel Geld dafür, Nachrichten zu senden und zu empfangen. Andere Priester hingegen führten ein einfacheres Leben und verbrachten ihre Zeit mit dem Pflanzen und der Pflege von Ablegern. Dieser Aufgabe hätte sich auch Beneto gern gewidmet.
    Die Hanse war bereit, so viele grüne Priester in ihre Dienste zu nehmen, wie Theroc zur Verfügung stellen konnte, aber in dieser Hinsicht mussten Geschäftsleute und Politiker immer wieder Enttäuschungen hinnehmen. Gesandte der Hanse wiesen darauf hin, dass sich die Priester den Bedürfnissen der Menschheit unterordnen sollten, aber Vater Idriss und Mutter Alexa hatten kein Interesse an einer Ausweitung ihrer persönlichen Macht. Sie erlaubten es den Priestern, selbst über ihren Tätigkeitsbereich zu bestimmen.
    Mit großer Sorgfalt wählten die Priester gesunde Schösslinge aus dem intelligenten Wald auf Theroc, pflanzten sie auf Kolonialwelten oder nahmen sie an Bord von Handelsschiffen mit. Der Weltwald sehnte sich nicht nur nach Sonnenlicht und fruchtbarem Boden, sondern noch mehr nach Informationen, nach Daten, die er in sein wachsendes Selbst aufnahm. Die Mission der grünen Priester bestand darin, den

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