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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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das war auch einer! Man kam zur Straßenbahn und blieb da auch.Aber wie man da fuhr! Hier fürchtet man sich beinahe schon vor der Begegnung nach drei Jahren: Was denn, immer noch Straßenbahner?, und man spürt: Verkehrstechniker war das mindeste, was von einem erwartet worden war. Hier werden alle Verkehrstechniker, warum du nicht, was ist los mit dir?
    Los mit mir ist, daß ich vierzig bin und nur noch von einem Superlativ träume: Ich möchte Chefredakteur sein, und zwar von der besten Illustrierten der Welt. Ich träume in die Tiefe, nicht in die Höhe. Ich weiß, daß wir nicht viel haben, und ich will das Wenige so wertvoll wie möglich machen. Ich will so lange auf die Kohle pressen, bis sie Diamant geworden ist. Und ich will den Diamanten so lange schleifen, bis man sich um ihn reißt, von Irkutsk bis Houston. Das geht nicht ohne Wissenschaft, ich weiß. Aus derselben Menge Stahl kann man einen Amboß machen oder eine Drehbank; im Gewicht werden sie einander gleichen, nicht aber im Preis, und das Mehr an Preis kommt her von angewandtem Wissen und angewandter Wissenschaft. Nun laßt mich mein Wissen und meine Wissenschaft anwenden! Nun laßt mich mit meinem Pfunde geschulten Hirns planmäßig wuchern! Laßt mir die Neue Berliner Rundschau und verschont mich mit der Leiterpflicht im Republikmaßstab!
    Was kann denn ich für die Daten in meinem Lebenslauf und dafür, daß sie euch freundlich stimmen, weil sie schon beinah ein Muster sind? Was kann ich für all das Positive hinter den Fragen, die euch und uns allen so wichtig sind? Herkunft – Arbeiterklasse; Alter – in den besten Jahren; politisch organisiert – schon lange und historisch richtig; Auszeichnungen – diverse; fachliche Kenntnisse – durchaus und gediegen; Familienstand – in Ordnung.
    In Ordnung heißt bei meinen Jahren: verheiratet. Verheiratet heißt, wenn nichts Gegenteiliges bekannt: glücklich verheiratet.
    Mein Glück heißt Fran, weil Fran »Franziska« nicht ausstehen kann. Aber was kann ich für die?
    Immer wieder ist Regen im Spiel. Regen macht lustigeUnordnung. Regen dunkelt und hellt Farben auf und verteilt die Lichter anders. Regen paßt fast zu jedem Haar, aber einmal entdeckst du, daß er zu kurzem schwarzem am besten paßt und zu grauen Augen, und da sagst du es.
    »Bei diesem Wetter gefallen Sie mir.«
    »Das trifft sich – es wird länger dauern, hieß es im Radio.« Sie ging in die Ecke zu den Kunstbüchern, von denen ich nichts hielt. Ich las nur Romane und Erinnerungen, Gedichte nie, und Bücher mit Bildern waren mir ein Greuel. Bei Geschonnek gab es auch fast nur Romane. Ich hatte das Mädchen noch nie bei ihm gesehen. Ihr linker Strumpf war bespritzt, die Naht saß natürlich schief, der Saum ihres Trenchcoats war über die eine Kniekehle nach oben gerutscht, das Unglück begann am Gürtel.
    »Ist die neu bei euch?« fragte ich den jungen Geschonnek, und er nickte und schielte weiter. Sein Alter döste am Postkartenstand. Ihr Trenchcoat war den halben Rücken hinunter naß; das machte ihre Schultern vielleicht breiter, als sie waren – alter Trick, zu weiter Mantel, zu enger Gürtel. Die kurzen Haare waren auch ein alter Trick, Hals ist was Zärtliches. Flache Absätze – die kann’s vertragen, lang genug, vielleicht ein bißchen zu. Mal rangehen, vergleichen. Ich kann es nicht leiden, wenn sie von oben runtergucken, machen sie so schon genug.
    »Sie sind wohl noch im Bilderalter?«
    »Wie Picasso.«
    »Sie sind ein bißchen groß für mich, finden Sie nicht auch?«
    »Was machen wir denn da?«
    Gleiche Augenhöhe, das ging gerade noch; graue Augen, nichts Sensationelles, aber nett. Ich drehte ab und murmelte: »Vielleicht fällt mir was ein.«
    Ich wartete draußen auf sie … Der junge Geschonnek brachte sie an die Tür und schielte, als er mich sah. Sein Alter war nun wach hinter dem Postkartenstand.
    Ich ging neben ihr her. »Hatten wir das Wetter schon behandelt?«
    »Fangen Sie an«, sagte sie, »sagen Sie: Scheußliches Wetter, oder zeigen Sie mir, wie furchtlos Sie sind, sagen Sie Scheißwetter, sagen Sie es etwas rauh.«
    »Nie«, sagte ich, »ich spreche nie so vom Regen. Ich mag ihn.«
    »Bitte nicht«, sagte sie, »ich weiß es ja: Regen macht lustige Unordnung, Regen dunkelt und hellt Farben auf und verteilt die Lichter anders, Regen paßt zu meinem Haar, und zu meinen Augen erst, wußte ich das schon?«
    »Verlobt gewesen?«
    »Weder Perfekt noch Imperfekt noch Präsens«, sagte sie und lachte mich

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