Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker (German Edition)

herumzureisen? Dann können sie ihre Aktionärsversammlungen auf der Oberfläche des Mars oder auf einem Plateau in Pangaea ungefähr 200 Millionen vor Christus abhalten.
    John und ich wussten sehr wenig über sie , was uns dennoch im Vergleich zur restlichen Bevölkerung zu Experten machte. Denn alle anderen wussten gar nicht, dass es sie überhaupt gab. Sie sind Menschen oder nehmen zumindest die Form von Menschen an. Sie sind reich oder haben Zugriff auf Reichtum oder verfügen über irgendwelche Mittel, die Reichtum, wie wir ihn verstehen, irrelevant machen. Der kleine Asiat, der in dem Burrito-Stand verschwand, war sicher einer von ihnen , genau wie der- oder diejenige, die auf den Konvoi der schwarzen Trucks wartete, den wir letzten Sommer gesehen haben.
    Aber alles was ich weiß sind Gerüchte, Geschichten, die John im Internet ausgegraben hat, wahrscheinlich von Leuten, die noch weniger wissen als wir. Manche behaupten, sie seien ein Zusammenschluss reicher Männer, die vor Jahrhunderten all ihren Reichtum in ein Experiment mit dem Okkulten gesteckt haben. An irgendeinem Punkt sind sie , wie es heißt, über eine dunkle Macht gestolpert, die sie als Quelle ausgenutzt haben, so wie die Menschen später lernten, Atome zu spalten und ihre Energie für den Betrieb von Fernsehern und Haarföhnen zu nutzen. Der Legende nach hat diese Macht aber irgendwann Besitz von ihnen ergriffen und sie infiziert. Sie hat diese Männer verdorben, ihnen die Seelen geraubt, und sie haben zu spät begriffen, wem oder was sie sich da ausgesetzt hatten. So heißt es zumindest. Bockmist ist das. Sie haben diese Version der Geschichte erfunden, und die Wahrheit liegt drei Schichten tiefer. Genau so funktionieren sie .
    Wenn man John danach fragt, wie er zusammenfassen würde, wer sie sind, bekommt man immer nur eine Antwort: „Also, es sind keine Scheißvampire, das sage ich dir.“ Dann starrt er einen eine Minute lang stur an, bis man ihn in Ruhe lässt.
    Marconi tippte an eines der Gefäße, in denen die Spinnen schwammen. Sie reagierte nicht, aber mir war trotzdem unwohl dabei.
    „Hier spielen wir schon immer Schach und nicht Dame. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie das je wirklich kapiert haben.“
    „Tennet“, sagte ich. „Sagt Ihnen dieser Name was? Gibt sich als Psychiater aus, aber taucht plötzlich als Berater dieser Behörde auf, von der niemand je gehört hat? REFEE?“
    „Oh, ja, er ist Psychiater. Wenn Sie seine Vergangenheit überprüfen, stoßen Sie auf fünfundzwanzig Jahre, die er in diesem Job verbracht hat. Er ist Experte für die ansteckende Natur der Angst. Wenn er aber als Klempner nützlicher wäre, wenn er sich so besser in die Lage bringen könnte, aus der heraus er bequem eine Situation beobachten und beeinflussen kann, würden Sie bei ihm auf diese Biographie stoßen. Er wäre immer das, was gerade nötig ist.“
    „Kann ihn niemand auffliegen lassen? Wenn seine Lizenz und das alles gefälscht ist, dann –“
    „Ich habe nicht gesagt, dass er mit gefälschten Dokumenten arbeitet. Ich habe gesagt, dass er tatsächlich fünfundzwanzig Jahre Berufserfahrung hat, egal in welchem Job. Verstehen Sie? Schachspiel. Mit einem sehr fortgeschrittenen Spieler, der viele Züge weit vorausblicken kann. Sie sind gut aufgestellt.“
    Marconi prüfte die Lebensfunktionen eines schlafenden Patienten, während er mit mir sprach, und paffte hin und wieder an seiner Pfeife. Wieder fragte ich mich, wie gut sich Dr. Marconi überhaupt mit Medizin auskannte.
    „Was Dr. Tennet angeht, er ist nicht nur seit den 1980ern auf gewalttätige und paranoide Patienten spezialisiert, sondern hat zu diesem Thema auch eine Vielzahl von prominenten Büchern geschrieben und ein Dutzend Artikel für Wissenschaftszeitschriften. Was jetzt aber noch viel relevanter ist – er hat außerdem ausführlich zum Thema der Gruppenparanoia und Gruppendynamik in Krisensituation geforscht. Es war gar nicht nötig, die Regierung zu infiltrieren. Beim ‚Ausbruch‘ kamen sie zu ihm. Verstehen Sie? Die Schachfiguren stehen immer dort, wo sie gerade gebraucht werden.“
    „Okay, und ‚sie‘ sind Arschlöcher.“
    „Aber wir können hier nicht haltmachen. Wir müssen uns die große Frage stellen: Was wollen sie erreichen? “
    „Uns … alle umbringen?“
    „Ha! Wir könnten froh sein über einen Feind mit so simplen Zielen. Nein, im Krieg geht es nie darum, den Feind zu töten. Im Krieg geht es darum, die Welt neu zu gestalten, den Launen einer