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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Abendessen angerufen«, sagte Newman, als er mit Tweed auf dem Beifahrersitz die A27 entlangfuhr.
    Hoffentlich übersieht Tweed nicht die Abzweigung, dachte Paula, die ihnen in Tweeds Wagen folgte. Vielleicht hätte sie doch lieber vorausfahren sollen.
    »Sie hat mich auf dem Handy erwischt, als ich gerade mit Mark Wendover beim Essen im Santorini’s war«, sagte Newman zu Tweed. »Ich habe ihn in Heathrow abgeholt und erst einmal ins Ritz gebracht, um mich dann später mit ihm zum Abendessen zu treffen.«
    »Erzählen Sie mir später mehr über Wendover, jetzt muss ich mich darauf konzentrieren, die Ausfahrt zu finden. Außerdem muss ich Sie über einige Dinge aufs Laufende bringen…«
    Nachdem er die Abzweigung von der großen Straße gefunden hatte, erzählte Tweed Newman alles, was geschehen war, von seinem Gespräch mit Lisa auf Lord Barfords Party bis hin zu der grausigen Entdeckung in Alfriston.
    Während er sprach, wurde Newmans Geschick als Fahrer auf eine harte Probe gestellt, weil die ungeteerte, mit Schlaglöchern gespickte Straße sich in engen Serpentinen so steil bergauf wand, sodass er ständig am Lenkrad kurbeln musste.
    Auch Paula meisterte das schwierige Wegstück mit Bravour und freute sich, dass es im Innern des Wagens schön warm war.
    Mit ihrer behandschuhten Hand hatte sie sich ein kleines Sichtfenster in die beschlagene Seitenscheibe gewischt, durch das sie ab und zu hinausblickte. Der Ausblick war atemberaubend.
    Am Fuß der Downs erstreckte sich frostüberstäubtes Flachland weit nach Westen. Durch diese endlos erscheinende Ebene kroch eine beleuchtete Raupe, die Paula als einen Passagierzug identifizierte, der wohl auf dem Weg ins Depot war. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr ganz England zu Füßen läge.
    Im vorderen Wagen erzählte Tweed gerade von Lisas außergewöhnlicher Persönlichkeit und Intelligenz. »Ich weiß allerdings nicht, was für eine Rolle sie wirklich spielt«, sagte er.
    »Außerdem frage ich mich, warum sie unbedingt mit mir sprechen will.«
    »Wir sind gleich auf der Passhöhe«, sagte Newman. »Wir müssen aufpassen, dass wir nicht an der Abzweigung zu Rondels Steinbruch vorbeifahren.«
    »Richtig«, sagte Tweed.
    Als sie den Pass erreichten, hielt Paula die Luft an und starrte auf das grandiose Panorama, das vor ihren Augen ausgebreitet war. Auf der anderen Seite der Downs sah sie im Osten wie im Westen vom Mondlicht beschienene Hügelketten, und in der Ferne glitzerte das Meer wie ein riesiger See aus Quecksilber.
    Nun führte die Straße wieder nach unten, und Newman fuhr rechts ran. Er ließ den Motor laufen und stieg aus. Tweed und Paula folgten seinem Beispiel.
    »Da ist der Steinbruch mit dem Haus. Ziemlich unheimliche Bude«, sagte Newman. »Sie hier zu bauen hat bestimmt eine Stange Geld gekostet.«
    »Sehen Sie mal, da steht etwas«, sagte Paula.
    An einem hohen Maschendrahtzaun, der ihnen den Zugang zum Steinbruch verwehrte, hing eine Aluminiumtafel, auf der mit großen Lettern »Eagle’s Nest« eingeprägt war. Ein ebenfalls aus Maschendraht bestehendes Tor versperrte die lange Einfahrt, an deren Ende zwischen den Felswänden des aufgelassenen Steinbruches ein merkwürdiges Gebäude stand. Paula kam das Haus wie surrealistische weiße Würfel vor, die in verschiedenen Winkeln übereinander geschichtet waren. Auf einer Seite des Hauses erhob sich ein großer, runder Turm.
    »Da, sehen Sie!«, rief Paula. »Aus dem Turm fährt etwas heraus.«
    »Das habe ich auch gerade bemerkt«, sagte Tweed.
    Von hinten war auf einmal ein gedämpftes Motorengeräusch zu hören. Paula drehte sich um und sah, wie ein Geländemotorrad einen steilen Pfad hinauffuhr, der wohl zum Rand des Steinbruchs führte.
    »Das ist Harry Butler«, beruhigte sie Newman, der ihr besorgtes Gesicht bemerkt hatte. »Er hat darauf bestanden, mir von London aus folgen zu dürfen, um mich zu beschützen…«
    Er hörte auf zu sprechen, weil der lange, schlanke Metallmast, der aus dem Turm hervorgekommen war, gerade etwa sieben Meter oberhalb des Steinbruchrands zum Stehen kam. Die Vorrichtung, die Paula an das Periskop eines U-Boots erinnerte, trug an ihrem oberen Ende mehrere Parabolantennen. Paula stieß Tweed mit dem Ellenbogen an.
    »Da ist jemand aus dem Haus gekommen. Sieht aus, als wäre es eine alte Frau mit einem Gewehr.«
    Die Gestalt eilte mit entschlossenen Schritten die Ausfahrt entlang und richtete, als sie auf der anderen Seite des Maschendrahttors angelangt war, ihre

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