Das Inferno
bekleidet und hatten damit Zugang zu Staatsgeheimnissen. Da muss es doch eine Verbindung geben. Ich weiß zwar nicht, welche, aber an einen puren Zufall kann ich auch nicht glauben. Könnte es nicht sein, dass die beiden Männer demselben Mörder zum Opfer gefallen sind?«
»Durchaus«, sagte Newman. »Die angeblichen Selbstmorde liegen fünf Tage auseinander, eine Zeitspanne, in der der Täter mit Leichtigkeit von Washington nach Alfriston hätte reisen können.«
Als die beiden Wagen sich langsam der A27 näherten, hörte der Pilot des Hubschraubers eine ruhig klingende Stimme in seinem Kopfhörer.
»Folgen Sie den Fahrzeugen, die soeben von Eagle’s Nest abgefahren sind. Berichten Sie mir, wohin sie fahren. Es kann sein, dass ihr Ziel die Park Crescent in London ist. Bronze erwartet regelmäßige Lageberichte von Ihnen…«
Der Mann mit der ruhigen Stimme unterbrach die Verbindung und wählte eine neue Nummer.
»Hören Sie mir gut zu, Bronze. Und mache n Sie bloß keinen Fehler. Sie wissen ja, was Ihnen dann passiert. Der Pilot des Hubschraubers wird Ihnen regelmäßig mitteilen, wo sich die beiden Wagen gerade befinden, aber ich bin mir jetzt schon sicher, dass sie zur Park Crescent in London fahren. Stehlen Sie sich ein Fahrzeug, möglichst ein besonderes, die Zielperson ist nämlich nicht auf den Kopf gefallen. Und sagen Sie Zero, er soll Tweed töten, bevor dieser die Park Crescent erreicht.«
»Der Hubschrauber fliegt immer noch hinter uns her«, sagte Paula, als sie sich der Innenstadt von London näherten.
»Das muss nicht unbedingt derselbe sein wie vorhin«, wandte Newman ein. »Über London fliegen diese Dinger doch ständig herum. Übrigens, Tweed schläft tief und fest.«
»Dann sollten wir wohl mit unserem Geplapper aufhören.«
»Sie
sollten mit
Ihrem
Geplapper aufhören«, gab Newman zurück. »Außerdem sind wir sowieso gleich in der Park Crescent.«
»Sehen Sie mal, was da auf uns zufährt. Und das um diese Uhrzeit. Kaum zu glauben.«
Das Vehikel, das ihnen auf der sonst völlig leeren Straße entgegenkam, war ein für Stadtrundfahrten umgerüsteter Doppeldecker-Bus, dessen Oberdeck ohne Dach war. Es war eines dieser Vorkriegsmodelle, wie die Touristen sie liebten.
Das Schild über der Fahrerkabine, auf dem LEERFAHRT stand, war eigentlich überflüssig, denn wer wollte sich schon um drei Uhr früh die Stadt ansehen? Paula rutschte nach unten, um den alten Bus besser sehen zu können. Dabei bemerkte sie über dem Fahrer im Oberdeck des Busses eine Gestalt, die mit einem Gewehr nach unten zielte.
»Newman!«, schrie sie. »Da schießt jemand vom Bus herunter…«
Newman riss das Steuer herum und kreuzte unmittelbar vor dem Bus die Fahrbahn. Fast zeitgleich hörte Paula zwei Schüsse und sah zwei Einschusslöcher im vorderen Seitenfenster. Die Kugeln hatten den noch immer schlafenden Tweed nur um Haaresbreite verfehlt. Newman machte eine Vollbremsung, konnte aber nicht mehr verhindern, dass der Wagen mit dem linken Kotflügel eine Hausmauer streifte.
»Alles in Ordnung?«, fragte Paula den inzwischen aufgewachten Tweed, nachdem Newman den Kombi zum Stehen gebracht hatte.
»Ja«, antwortete Tweed. »Jetzt interessiert mich aber brennend, wer uns diesen Killer auf den Hals gehetzt hat. Kam der Befehl aus Alfriston? Oder aus Barford Manor?«
1
Eine Stunde nachdem sie sich vollständig angezogen aufs Bett geworfen hatte und vor Erschöpfung eingeschlafen war, erwachte Lisa schweißgebadet. Von einer unbestimmten Angst gepackt, stand sie auf, schlich vorsichtig zum Fenster und spähte zwischen den Vorhängen hinaus ins Freie. Was sie dort sah, trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei.
Gleich neben dem Fenster führte eine an der Hauswand befestigte Feuerleiter hinunter in die stille Gasse, in der sie ihren Wagen abgestellt hatte. Falls jemand Lisa bis zu dem Hotel verfolgt hatte, brauchte er nur die Feuerleiter hinaufzuklettern und war damit praktisch schon in ihrem Zimmer. Lisa fühlte sich auf einmal äußerst gefährdet.
Nachdem sie das Fenster mit einem schwachbrüstigen Riegel verschlossen und die Vorhänge wieder fest zugezogen hatte, knipste sie das Licht an und legte die zwei billigen Stühle, die zusammen mit dem Bett und einem klapprigen Tisch das gesamte Mobiliar des Hotelzimmers darstellten, so vor dem Fenster auf den Boden, dass ein Eindringling im Dunklen darüber stolpern musste.
Bevor sie sich wieder ins Bett legte, steckte sie noch ihre Beretta unter das
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