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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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sondern überlegt und effizient handelte. Da sie für Helga nichts mehr tun konnte, musste sie sich jetzt einzig und allein darauf konzentrieren, wie sie lebendig aus dieser Wohnung kam.
    Schließlich hatte sie eine äußerst wichtige Mission zu erfüllen.
    Sie war die Botin, die Kontakt mit Tweed aufnehmen und ihn vor einer schrecklichen Gefahr warnen musste. Einer Gefahr, die die ganze westliche Welt bedrohte.
    Leise schlich sich Lisa durch den dunklen Gang in ihr Schlafzimmer, wo sie rasch, aber sorgfältig ein paar Dinge in einen kleinen Koffer packte. Dann schlug sie den Teppich beiseite und entfernte mit Hilfe eines Schraubenziehers eine Bodendiele, unter der sie sehr zu ihrer Erleichterung auch die Papiere vorfand, die sie vorsichtshalber dort versteckt hatte. Sie steckte sie in die äußere Reißverschlusstasche ihres Koffers, bevor sie die Diele zurück an ihren Platz legte und den Teppich wieder darüberschlug.
    An der Tür zum Wohnzimmer blieb sie noch einmal stehen.
    »Das tut mir so Leid, Helga«, flüsterte sie. »So fürchterlich Leid. Aber wie hätte ich ahnen können, dass so etwas geschehen würde?«
    Leise schluchzend verließ sie die Wohnung, sperrte die Tür hinter sich zu und ging vorsichtig die Treppe hinab. Ihre 6,35mm Beretta Automatic, die sie normalerweise in der Handtasche trug, hatte sie sich noch in der Wohnung hinter den Gürtel ihres Hosenanzugs gesteckt. Den Koffer in der linken und den Schlüssel für die Haustür in der rechten Hand, blieb sie vor der Haustür stehen und zögerte.
    »Na los, bring’s schon hinter dich!«
    Lisa holte tief Luft, bevor sie die Tür aufschloss und vorsichtig hinaus auf die Straße spähte. Im Haus gegenüber brannte kein Licht, und an dem Fenster, von dem aus ihrer Meinung nach die tödlichen Schüsse abgefeuert worden waren, konnte sie ein Schild entdecken, auf dem »Zu verkaufen« stand.
    Entschlossen riss Lisa die Haustür auf, rannte durch die menschenleere Straße zu ihrem Auto und fuhr los. Immer wieder warf sie einen Blick in den Rückspiegel, aber niemand verfolgte sie. Sie war allein in der kalten Nacht.
    Nachdem sie den Wagen nahe der Victoria Station abgestellt hatte, ging sie zu einer Reihe von Telefonzellen und rief die Notrufnummer der Polizei an. Als sich ein Mann mit mürrisch klingender Stimme meldete, nannte sie ihm die Adresse ihrer Wohnung und sagte, dass dort eine tote Frau liege. Auf die Frage des Mannes nach ihrem Namen legte sie auf und ging dann sofort zurück zu ihrem Wagen.
    »Mehr kann ich leider nicht für dich tun, Helga«, sagte Lisa leise. Die Wohnung hatte sie unter einem ihrer vielen falschen Namen angemietet und die Miete gleich für drei Monate im Voraus bezahlt.
    Nahe der Ebury Street stellte Lisa ihren Wagen in einer breiten Seitenstraße ab und ging mit ihrem Koffer um die Ecke zu einem kleinen Hotel, in dem noch Licht brannte. Hinter der Empfangstheke stand eine dicke Frau mit knallrot gefärbtem Haar.
    »Na, wen haben wir denn hier mitten in der Nacht?«, fragte sie mit verschränkten Armen.
    »Ich hätte gern ein Zimmer.«
    »Bisschen spät für so was, finden Sie nicht?«
    »Was kostet bei Ihnen ein Zimmer pro Nacht?«, fragte Lisa und zückte ihre gut gefüllte Brieftasche. »Ich bin Stewardess, und mein Flugzeug ist mit Verspätung angekommen.« Die Frau warf einen Blick auf Lisas Geld und nannte ihr einen exorbitant hohen Preis für das Zimmer. »Ich zahle drei Nächte im Voraus«, sagte Lisa, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Das Zimmer war im ersten Stock und spartanisch eingerichtet, aber sauber. Nachdem Lisa die Tür geschlossen und den Riegel vorgeschoben hatte, ließ sie sich aufs Bett fallen. Sie sehnte sich nach einer Dusche, aber sie hatte einfach nicht die Kraft dafür.
    Bis jetzt hatte sie sich zusammengenommen, nun aber drängten sich die Bilder ihrer toten Schwester, die neben dem toten Hund auf dem Boden lag, mit aller Macht in ihr Bewusstsein.
    Obwohl Lisa mit Helga, die ihren Mann wie einen Dienstboten behandelt hatte, eigentlich nie gut ausgekommen war, fing sie jetzt beim Gedanken an sie leise zu schluchzen an.
    »Ich konnte einfach nicht mehr tun«, murmelte sie mit tränenerstickter Stimme. »Wenn ich geblieben wäre, hätte mich die Polizei mitgenommen und verhört. Aber ich habe eine wichtige Mission zu erfüllen…« Von Weinkrämpfen geschüttelt, schlief sie ein, und als sie am Morgen aufwachte, war ihr Kopfkissen tränennass.
    Tweed fuhr langsam durch den alten Ort Alfriston, und

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