Das Intercom-Komplott
Versprechen.
Nehmen wir also an, wir kämen zu einer Zusammenarbeit. Sie schreiben von Ihrem Plan, um in Ihrer eigenen geschraubten Phraseologie zu bleiben – vertippe dich jetzt bitte nicht, Nicole, das ist ein Zitat –, »einen chronologisch geordneten Bericht zu verfassen, der teils aus redigierten Tonbandniederschriften von Aussagen wichtiger Zeugen, die bereit sind, ihren Namen preiszugeben, teils aus Rekonstruktionen des Geschehens, die auf Aussagen solcher Zeugen beruhen, die aus den verschiedensten Gründen anonym bleiben müssen, besteht«. Mit anderen Worten: journalistische Flickschusterei.
Nun gut. Aber dazu hätte ich noch ein paar Worte zu sagen.
Wie Sie mittlerweile wahrscheinlich entdeckt haben werden, bin ich der einzige wichtige Zeuge, der bereit ist, seinen Namen preiszugeben. Das bedeutet, daß ein großer Teil der Arbeit mir zufallen wird (und erklärt außerdem, warum ich auf einer fünfzigprozentigen Beteiligung bestehe). Aber wenn ich auch bereit bin, für meine Rolle geradezustehen, mein werter Herr Soundso, erlaube ich unter keinen Umständen eine redaktionelle Bearbeitung meiner Beiträge. Nichts von dem, was ich sage oder schreibe, darf geändert, gekürzt, umgestellt, zusammengefaßt oder ›verbessert‹ werden. Nichts, und weder durch Sie noch einen anderen. Ich verlange nicht, daß meinem Namen der Ruhm eines Koautors zukommt, ich interessiere mich auch nicht für die »Rekonstruktionen des Geschehens« (o Gott, welch ein Wort!) oder irgendwelche anderen Arrangements, die aus den Aussagen anderer Beteiligter – die Sie zuerst einmal finden müssen – gebastelt werden. Ich bestehe aber darauf, daß alles, was ich sage oder schreibe, absolut unverändert übernommen wird, unbearbeitet und unverstümmelt, und daß ich, wie es sich gehört, als Autor genannt werde: von Theodore Carter.
Willst du mir noch einmal einschenken, mein Goldstück? Im Schrank muß noch eine neue Flasche stehen. Entschuldige bitte, Nicole. Vergaß abzuschalten. Valerie ist hier.
Das wäre es, sehr geehrter Herr Soundso. Sobald Sie mir in einem Brief Ihr Einverständnis mit meinen Bedingungen bestätigen, eine Kopie Ihres Vertrags mit Ihrem Verleger geschickt haben, außerdem einen Scheck über fünfzig Prozent des Vorschusses (auf Dollar oder Schweizer Franken lautend, das ist mir gleich), sind wir im Geschäft. Der Verleger kann unser briefliches Übereinkommen gegenzeichnen.
Eines freilich wäre noch zu sagen: Unter keinen Umständen will ich etwas mit den von Ihnen erwähnten Personen zu tun bekommen, die nicht bereit oder in der Lage sind, sich zu erkennen zu geben. Weder direkt noch indirekt. Das ist Ihr Bier. Was ich mit diesen Kerlen erlebt habe, reicht mir fürs ganze Leben. Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf: Verabreden Sie sich mit ihnen nur bei Tageslicht und an Orten, wo Sie von vielen anderen gesehen werden und ein Polizist in der Nähe ist. Ihre »Rekonstruktionen des Geschehens« werden Ihnen Kummer genug bereiten. Es wäre schade, wenn man auch Ihr Schicksal rekonstruieren müßte.
Nicole, meine Liebe, laß diesen letzten Absatz weg. Ich will nicht, daß er kalte Füße bekommt. Dann glätte das Ganze ein wenig, setze »mit freundlichen Grüßen« darunter und mach eine Kopie mehr als sonst. Oder nein. Zeig mir besser vorher noch einmal den getippten Entwurf. Schließlich geht es um geschäftliche Angelegenheiten.
BRIEF CHARLES LATIMERS
Sehr geehrter Herr Carter!
Haben Sie besten Dank für Ihren Brief. Ich fand ihn sehr amüsant. Sie werden aber hoffentlich nicht von mir erwarten, daß ich alle Ihre Vorschläge ernst nehme.
In Geschäftsdingen scheinen Sie Anhänger der direkten, der schnörkellosen Methode zu sein. Ich sage, Sie scheinen es zu sein, denn Ermahnungen, die Dinge zu sehen, wie sie sind, und sie beim richtigen Namen zu nennen, zielen oft auf das Gegenteil dessen ab, was sie bewirken zu sollen scheinen. Die vertracktesten Männer behaupten oft, unkompliziert zu sein. Dennoch werde ich mich an das halten, was Sie als Ihre Ansicht hinstellen, und Ihnen in aller Offenheit antworten.
Wer eine gefährliche Situation überlebt hat, neigt immer dazu, die Gefahr zu übertreiben, in der er sich befunden hatte, und als gegeben vorauszusetzen, daß allein er darüber zu sprechen berechtigt sei. Als erfahrener Journalist sollten Sie sich eigentlich dieser Tendenz bewußt sein und sie bei sich selbst erkennen und vermeiden können.
Sie sagen, Sie
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