Das Intercom-Komplott
Vorbereitung einer in Buchform erscheinenden, umfassenden und authentischen Publikation über die »sogenannte« Intercom- Affäre behilflich zu sein. Und dann, nach viel weiterem Hickhack, deuten Sie die Möglichkeit an, später könnte auch etwas für mich dabei herausspringen – wenn ich sehr gut gearbeitet habe. Eine ›Prämie‹, wie Sie es nennen.
Sehr liebenswürdig. Gehe ich richtig in der Annahme, daß Sie diesen Brief von einem Rechtsanwalt entwerfen ließen? So jedenfalls liest er sich. Vor allem gefiel mir das Wort ›nett‹.
Wollen wir, lieber Herr Soundso, die Dinge nicht endlich beim richtigen Namen nennen?
Ich begreife nur zu gut, daß Sie meine Mithilfe brauchen. Da ich es war – und noch bin –, der bei der Intercom- Affäre die meisten Federn hat lassen müssen (warum eigentlich »sogenannt«; wie anders als Affäre würden Sie es bezeichnen?), da ich es war, dem man die ganze Dreckarbeit überließ, und weil ich der einzige noch lebende Beteiligte bin, der bereit und willens ist, darüber zu sprechen, ist es doch einigermaßen klar, daß ohne meine Mithilfe für Sie absolut nichts drin ist.
Sie sprechen von einer umfassenden und authentischen Publikation . Machen Sie sich doch nicht selber etwas vor, mein lieber Herr Soundso! So etwas bringen Sie nicht dadurch zustande, daß Sie die Zeitungsarchive durchstöbern oder mit den Boys von den schweizerischen Sicherheitsbehörden palavern. Es wird Ihnen nicht gelingen. Ich habe noch eine ganze Menge vertrauliche Details im Schädel – die Butzemänner gaben mir den guten Rat, das fein säuberlich dort zu lassen –, die bis jetzt noch nicht veröffentlicht wurden. Ich glaube nicht, daß Sie auch nur die Hälfte davon wissen. Vielleicht gibt es auch ein paar Dinge, über die ich noch nicht reden kann. Aber soweit es um Informationen über die Intercom -Affäre geht, bin ich der einzige, der etwas zu sagen hat.
Was nicht heißen soll, daß ich für nichts und wieder nichts rede.
Warum zum Teufel soll ausgerechnet ich nett sein?
Mag sein, daß Sie ein hervorragender Autor von Kriminalromanen sind, aber offensichtlich ist es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, daß ich als Redakteur, Agentur-Reporter und Ghostwriter ein alter Hase bin. Daß ich für Intercom arbeitete, sollte Ihre Meinung über mich in keiner Weise beeinflussen. Einem italienischen Verleger machte es auch nichts aus; er bat mich nämlich, ich solle ein umfassendes und authentisches Buch über die Intercom- Affäre schreiben. Ebensowenig dem Chefredakteur einer amerikanischen Zeitschrift, der eigens aus Paris hierherkam, um mir vorzuschlagen, ich sollte eine dreiteilige Serie über die Sache machen.
Warum lehnte ich diese Angebote ab? Weil sie nicht gut genug waren. Was mir der italienische Verleger anbot, hätte nicht einmal gereicht, die Beruhigungspillen zu finanzieren, die ich während der Arbeit gebraucht hätte. Und der Amerikaner meinte, ich sollte einem von seinen Schreiberlingen die Bröselchen vorkauen – für tausend Eier und meinen Namen auf der Titelseite. Ich sagte ihnen beiden ohne alle Umschweife, daß sie auf dem Holzweg wären.
Ich habe es nicht sehr eilig, lieber Herr Soundso, und ich habe keine Lust, um mögliche Prämien zu feilschen. Wenn Ihnen etwas an meiner Mithilfe gelegen ist, sind Sie es, der nett sein muß.
Und darunter verstehe ich folgendes:
Wir reden nicht mehr über Mithilfe – das richtige Wort ist ›Zusammenarbeit‹. Wir reden nicht mehr über mögliche Prämien – meine Bedingung ist eine fünfzigprozentige Beteiligung an den Rechten, und zwar an allen, also auch den Nebenrechten.
Nehmen Sie an – oder lassen Sie es bleiben.
Ich denke mir, Sie werden akzeptieren müssen, denn wenn Sie es nicht tun, werden Sie nichts von mir erfahren; und wenn Sie von mir nichts erfahren, wird Ihr Bericht so umfassend und authentisch sein wie ein Schlagertext. Und da wäre noch ein Punkt, den Sie gut bedenken sollten, mein lieber Herr Soundso, denn wenn ich Sie auch noch nicht persönlich kenne, so hoffe ich doch, daß sich zwischen uns eine nutzbringende Freundschaft entwickeln kann. Über die rechtlichen Konsequenzen von Verleumdungen, Verstößen gegen das Urheberrecht, falschen Darstellungen oder Beeinträchtigungen der Privatsphäre hier wie in anderen Ländern bin ich ausreichend genug informiert, um ziemlich unangenehm werden zu können, wenn mit meinem Namen Schindluder getrieben wird. Das ist freilich keine Drohung, sondern eher ein
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