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Das Ist Mein Blut

Titel: Das Ist Mein Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Arenz
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alberte Rainer, »und die Kollegen stochern im Tümpel.«
    Eva schüttelte nur den Kopf.
    »Nach altem Gerümpel«, schob er fröhlich hinterdrein.

32
    Als sie die farbenprächtige Tür der Surfschule Windsbraut öffneten, auf der ein Surfer eine unwahrscheinlich hohe Welle hinaufglitt – eine Welle, wie sie hier am See wahrscheinlich nicht sehr häufig vorkam –, musste Eva sich eingestehen, dass ihr Plan, Bernd Kahlert zu verhören, tatsächlich eine entscheidende Schwachstelle besaß: Sie hatte keine Ahnung, wo sie ansetzen sollte. Aber da sie auch nicht die Absicht hatte, Rainer das merken zu lassen, gab sie sich so entschlossen wie möglich.
    Die Halbinsel zwischen kleinem Brombachsee und Igelsbachsee war ganz auf Badetouristen, Freizeitler, Hobbysportler und Naturfreunde ausgerichtet. Es war jedoch schwer vorstellbar, dass der für die Gäste angelegte riesige Parkplatz jemals voll werden würde. Erst recht nicht an einem Tag wie diesem Samstag, der weder warm noch kalt, aber so bewölkt war, dass man jederzeit mit einem Regenguss rechnen musste. Am Badestrand war es ruhig, hie und da ließen sich ein paar Spaziergänger blicken, und natürlich drehten die obligatorischen Jogger ihre Runden. Ein einsamer Mann im Rentenalter kämpfte mit einem knapp sitzenden Thermoanzug. Er hielt Rainer und Eva an, als sie näher kamen: »Machen Sie mir vielleicht den Reißverschluss hinten zu? Das Ding ist so eng, da kommt man kaum rein.« Rainer half dem Mann mit dem widerspenstigen Reißverschluss – der schwarze Kunststoff spannte über dem runden Bauch des Mannes. »Gehen Sie wohl tauchen?«, erkundigte er sich. Der Rentner schüttelte den Kopf: »Nee, ich schwimme bloß meine paar Runden. Den Anzug trage ich bloß, weil’s sonst zu kalt ist.«
    »Na, viel Vergnügen«, wünschte Rainer ihm, und als sie weitergingen, sagte er leise zu seiner Kollegin: »Die Frage wird sein, ob er aus dem Ding auch wieder rauskommt.«
    »Da, das ist es, Surfschule Windsbraut «, meinte Eva anstelle einer Antwort. Das Haus lag ein wenig hinter der Baumlinie, die den Strandgürtel begrenzte, war aber mit großflächigen Tafeln ausgeschildert und deshalb leicht zu finden. Es war an diesem Strandabschnitt bis auf einige kleinere Hütten und einen etwas heruntergekommen wirkenden Schuppen das einzige Gebäude; auf der anderen Seite der Halbinsel lagen Gastronomiebetriebe und Sportstätten. »Jetzt wollen wir mal sehen, ob der Nachbar da ist.«
    »Bernd! Du wirst gewünscht«, rief der große junge Mann im Vorzimmer in den hinteren Teil der Schule, nachdem die beiden ihr Anliegen vorgebracht hatten. Er musterte die Polizeibeamten mit unverhohlener Neugier. Eva betrachtete ihrerseits unauffällig, aber mit erheblich mehr Interesse als zuvor, Bernd Kahlert, als sie ihn nun zum zweiten Mal sah. Um die Fünfzig war er, gut gebaut, muskulös. Braune Augen, die aufmerksam und freundlich dreinblickten, selbst unter dem leichten, überraschten Stirnrunzeln, mit dem er seine Besucher empfing. Unter den Leuten, denen sie bislang bei ihrem Fall begegnet waren, war niemand gewesen, dem sie es rein körperlich eher zugetraut hätte, einen Mann niederzustechen oder über ein Garagendach zu flüchten. »Herr Kahlert, tut mir leid, dass wir Sie noch mal stören müssen«, begann sie. Das entsprach zwar nicht unbedingt der Wahrheit, aber es schob den Augenblick auf, an dem sie nicht mehr wusste, was sie sagen sollte.
    »Bitte, kommen Sie doch in mein Büro«, bat er und nickte seinem jungen Mitarbeiter zu. An den Wänden im Büro hingen großflächige Bilder, viele davon Werbeplakate für die Windsbraut . Sie zeigten sportliche Surfer auf blauen Wellen unter weißen Wattewolken, elegante Snowkiter auf verschneiten Hängen oder boten ruhigere Ansichten von der Badehalbinsel, natürlich bei strahlendem Sonnenschein.
    »Dietmar Kronauer wollte bei Ihnen einen Surfkurs belegen?«, fragte Eva unvermittelt. Kahlert lächelte unsicher. »Ja. Ich nehme an, ich habe gestern mit Ihnen telefoniert?«, entgegnete Kahlert mit einem kurzer Blick auf Rainer, der nickte. »Tut mir sehr leid, dass ich Ihnen kürzlich nichts davon gesagt habe, Frau Schatz. Aber ich habe kein gutes Namensgedächtnis, und ich habe den Anrufer hier in der Schule überhaupt nicht mit dem Ermordeten in Verbindung gebracht. Außerdem hatte ich ihn ja auch nicht gesehen, nur mit ihm gesprochen. Jedenfalls stimmt es, dass er bei mir angerufen und wegen eines Surfkurses angefragt hat. Am – ich

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