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Das Ist Mein Blut

Titel: Das Ist Mein Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Arenz
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die Pfeife aus dem Mund, als er den Fundort zufrieden begutachtete: der perfekte Ort für ein Verbrechen. Und er würde es aufklären.
    Ungefähr zur gleichen Zeit stand Katharinas Vater, Pfarrer Herwig Römer, kaum dreihundert Meter entfernt im Altarraum der evangelischen Kirche St. Koloman und fluchte lästerlich. Das bunte Glasfenster an der Nordseite der Kirche, das die Emmausjünger auf dem Weg zeigte, war zerbrochen, der Boden mit dünnen, scharfkantigen Glassplittern übersät. Als ob das noch nicht ausreichte, waren das Altartuch vom Tisch gezerrt und die hohen Kerzen zerbrochen worden. Die Tür zur Sakristei stand weit offen, wie ein aufgerissenes Maul. Einen Augenblick lang zögerte der Pfarrer davor, in den Raum einzutreten, als erwarte er, dort im Schatten einen Leichnam mit verrenkten Gliedern in einer Blutlache zu entdecken. Dann nahm er sich zusammen, verbannte die absurden Gedanken, die sicher von zu vielen abendlichen Krimis herrührten, aus seinem Sinn und betrat die Sakristei.
    Er hatte geahnt, was er vorfinden würde, aber das machte es nicht besser. Der Schrank mit dem Abendmahlsgerät war aufgebrochen worden. Leere, wo bis zum vergangenen Tag Kelche und Hostienschalen gestanden hatten.
     
    Weißenburger Tagblatt vom 22 . 5 .
    Kirche ausgeraubt
     
    Buchfeld . og . Unbekannte sind wahrscheinlich in der Nacht zum Montag in die Kirche St .  Koloman in Buchfeld eingebrochen und haben das silberne Abendmahlsgeschirr entwendet , das in einem verschlossenen Schrank in der Sakristei aufbewahrt wurde . Noch am Sonntag waren Abendmahlskelche und Hostienschalen beim Gottesdienst in Gebrauch gewesen ; am Montagnachmittag entdeckte Pfarrer Herwig Römer ein zerbrochenes Kirchenfenster und bemerkte , dass das Silber verschwunden war . Der oder die Einbrecher haben auch Verwüstungen im Altarraum hinterlassen . Für den Abendmahlsgottesdienst am kommenden Pfingstsonntag hat die katholische Gemeinde Buchfeld im besten ökumenischen Geist einen Teil ihres Abendmahlsgeschirrs zur Verfügung gestellt . Sachdienliche Hinweise zur Aufklärung des Diebstahls nimmt die Weißenburger Polizeistation entgegen .

1
    Polizeioberkommissarin Eva Schatz spielte missmutig mit den Akten auf ihrem Tisch und konnte sich nicht entschließen, mit der Arbeit zu beginnen. Mittwoch. Was für ein unerfreulicher Tag. Neben ihrem Ellbogen stand ein Becher mit Kaffee, der jetzt vor allem kalt, aber schon in seinen besten Zeiten nahezu ungenießbar gewesen war. Der wahnwitzig teure Kaffeeautomat, den sich die Station erst vor drei Monaten angeschafft hatte, hatte hervorragenden Kaffee gemacht, aber am vergangenen Mittwoch den Geist aufgegeben und war seitdem in Reparatur. Niemand war sich sicher, ob sie das Gerät je wieder sehen würden. Technik! Eva schüttelte den Kopf und betrachtete ihre kräftigen Hände mit dem eingerissenen Nagel am linken Zeigefinger. Das war der neumodische Kartoffelschäler gewesen. Und da wunderten sich die Leute darüber, dass heutzutage niemand mehr selbst kochte. Außer Irene natürlich, aber das war eine andere Sache.
    Eva Schatz seufzte und überlegte sich, ob sie einfach den kalten Kaffee umwerfen sollte. Versehentlich natürlich. Über die Akten. Das würde gleich zwei Probleme auf einmal lösen.
    »Eva?«
    Ihr Kollege Meier stand auf der Türschwelle.
    »Hm?«
    »Einsatz. Leiche bei Ellingen. Einheimische wie du gefragt.«
    Eva rollte die Augen. Wie Meier immer redete, hielt er sich irrtümlicherweise für ein Telegramm. »Okay, okay, noch mal Klartext. Was ist los?«, fragte sie genervt.
    Meier sah sie an, als ob sie nicht ganz bei Sinnen sei, erklärte dann aber in etwas weniger atemlosem Stil: »In Ellingen haben sie eine Leiche gefunden, wahrscheinlich ermordet, erschlagen, wie auch immer. Du sollst der Weißenburger Polizei zur Hand gehen, die wollen jemanden von der Kripo, und da du von dort bist, haben sie dich vorgeschlagen.« Er legte ihr einen Zettel auf den Schreibtisch. »Du sollst dich mit PK Rainer Sailer in Verbindung setzen. Das ist seine Handynummer.«
    »Ach, der«, murmelte Eva, die sich an den Weißenburger Kollegen von der berüchtigten Fortbildung »Stress- und Konfliktbewältigung« im letzten Herbst erinnerte. Das einzige, was sie persönlich von der mehrtägigen Veranstaltung mitgebracht hatte, war eine Abneigung gegen Brokkoli und aggressionslösende Interaktionsspiele. »Immer ich«, murrte sie halbherzig und fügte mit einem Blick aus dem Fenster hinzu: »Und das Wetter

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