Das Jahr der Krisen
Bürotür hinausging, kam eine von Leon Turpins vielen Sekretärinnen herein. »Mr. Turpin, da ist ein junges Paar im fünften Stock. Es schickt Ihnen das hier herauf. Die beiden sagen, Sie möchten es bitte sofort lesen.« Die Sekretärin fügte hinzu: »Es ist von Mr. Pethel.«
»Wer ist Mr. Pethel?« Der Name sagte ihm nichts.
»Der Eigentümer des Jiffi-Scoutporters, Sir. Jenes Porters unten im Labor – Sie wissen schon, der wichtige. « Sie überreichte ihm das Schreiben.
Als Leon Turpin es öffnete, stellte er mit einem Blick fest, daß es sich um eine Bitte an ihn handelte, dem jungen Paar, Mr. und Mrs. Hadley, zu erlauben, von Pethels Porter Gebrauch zu machen, um nach Anders-Erde auszuwandern. Zeit sei – aus Gründen, die Pethel vorzog, nicht zu nennen – von wesentlicher Bedeutung.
»In Ordnung«, sagte Turpin zu dem Mädchen. »Ich habe nichts dagegen, und in gewissem Maße müssen wir diesen Pethel umschmeicheln.« Er legte die Nachricht auf seinen Schreibtisch und bemerkte wieder die Bewerbung des anderen Paares, Art und Rachael Chaffy. Stimmt, erinnerte er sich. Don sollte sie anrufen, aber ich schätze, er hat es über der ganzen Aufregung vergessen. Nun, er kann es später tun. Er hat ihren Brief ja bei sich.
Die Chaffys und die Hadleys können darin wetteifern, überlegte Turpin, wer von Ihnen die erste amerikanische Familie sein wird, die nach Anders-Erde auswandert. Ich meine, damit sollte ein bißchen Publicity verbunden werden. Vidblatt-Reporter, Fernsehberichterstatter und so was. Präsident Schwarz, der ein breites blaues Band durchschneidet, das vor der Eingangsschlaufe des Porters hängt. Oder vielleicht, wie eine Flasche Champagner gegen die Seite des Porters geschleudert und ihm ein heroischer Name gegeben wird.
Zu der Sekretärin sagte er: »Bitten Sie die Hadleys, in mein Büro heraufzukommen.«
Mehrere Minuten später kehrte sie zurück, und mit ihr kam ein blonder, freundlich aussehender junger Mann und ein sagenhaft attraktives, rothaariges Mädchen, das schüchtern und nervös wirkte.
»Setzen Sie sich«, sagte Leon Turpin mit freundlicher Stimme.
»Mr. Pethel ist mein Chef, sagte Hadley. »Vielmehr … mein ehemaliger Chef. Ich mußte kündigen, um auswandern zu können.« Er und ›Mrs. Hadley‹ setzten sich. »Dies ist der größte Augenblick in unserem ganzen Leben. Wir werden ein neues Leben anfangen.« Hadley drückte die Hand seiner ›Frau‹. »Nicht wahr?«
»Ja«, murmelte sie fast unhörbar und nickte. Sie sah Turpin nicht direkt an, und er fragte sich, warum.
Ich habe dieses Mädchen schon irgendwann einmal irgendwo gesehen, ging Turpin auf. Aber wo?
»Sind Sie voll ausgerüstet?« fragte er die Hadleys.
Munter rasselte ihm Hadley eine lange Liste von Gegenständen herunter, die sie mitnahmen; sie hörte sich komplett an, wenn nicht überladen. Turpin fragte sich träge, wie sie das alles hinüberschleppen wollten. Niemand von Etage eins würde ihnen Hilfe anbieten, das stand fest.
»Kinder«, sagte Leon Turpin, »die Terra Entwicklungsgesellschaft freut sich, zu einem Erwachen des jungen Volkes von Amerika beizutragen, und zwar sowohl im übertragenen Sinne als auch im ganz wörtlichen …« Und dann fiel ihm unvermittelt ein, wo er der vollbusigen jungen Mrs. Hadley schon einmal begegnet war. Er hatte mit ihr geschlafen – auf dem Goldenes-Tor-Momente-der-Freude-Satelliten. Schließlich besuchte er ihn zweimal die Woche und hatte das getan, seit er gebaut worden war.
Das ist wirklich furchtbar passend, sagte sich Turpin und verbarg seine Fröhlichkeit. Das erste Paar, das in die neue Welt auswandert, besteht aus einem Kunden des Goldenes-Tor-Satelliten, der mit einem von Thisbe Olts Mädchen durchbrennt. Zu schade, daß dies nicht bekanntgemacht werden konnte. Es war köstlich.
»Ich wünsche Ihnen beiden viel Glück«, sagte Leon Turpin und kicherte.
12
Innerhalb einer Woche gingen die ersten ausgewählten Flakkies zu praktisch jedermanns Zufriedenheit durch den Jiffi-Scoutporter und in eine vollkommen andere Welt. Die Nation verfolgte das im Fernsehen, und Leon Turpin, Präsident Schwarz, der republikanisch-liberale Kandidat Jim Briskin und Darius Pethel – dem der Porter gehörte – sowie andere, mit der Sache befaßte Persönlichkeiten schauten mit einer ungeheuren Menge an Emotionen – die meisten davon verborgen – persönlich zu.
Diese verdammten Narren, dachte Dar Pethel, als er beobachtete, wie die ununterbrochene Reihe von
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