Das Jahr der Krisen
ganze Sache nachvollziehen und rechtswirksam werden lassen. Amtsschimmel – wir kommen scheinbar nicht davon los. Aber dies wird Ihnen Zeit lassen, Ihre technischen Veränderungen durchzuführen.«
»Es war nett, Sie kennenzulernen, Mr. Rosenfeld«, sagte Turpin, als sie sich die Hand zum Abschied gaben. »Ich nehme an, wir werden Sie von Zeit zu Zeit wiedersehen, während diese Angelegenheit erledigt wird.«
»Ich finde es sehr erfrischend, mit Ihnen zu arbeiten, Sir«, sagte Rosenfeld. »Und ich bewundere Ihren Kunstgeschmack; das ist erst der zweite Ramon Cadiz, den ich in diesem Jahr gesehen habe. Guten Tag, Mr. Turpin, Mr. Stanley.«
Die Tür schloß sich hinter Rosenfeld.
Gleich darauf sagte Don Stanley: »Sie sind gern im Amt.«
»Jeder ist gern im Amt«, meinte Turpin. »Wir nennen das menschliche Natur.« Er fragte sich, was die Regierung tun würde, wenn die Nachricht von den Pekkies in jedem Vidblatt auftauchte. Den Vertrag für null und nichtig erklären? Die ganze Idee aufgeben?
Er bezweifelte dies. Entweder zog Schwarz diese Sache durch, oder er würde im November verlieren. Es war so simpel wie Pekkies oder keine Pekkies. Natürlich würde der Präsident ein paar Marinekommandoeinheiten abkommandieren, um die Flakkies zu begleiten, um sicherzugehen, daß alles in Ordnung war. Die Alternativ-Welt brauchte vielleicht eine Übergangszeit der Befriedung, um es mal vorsichtig auszudrücken. Aber es war zu schaffen. Turpin hatte keinen Zweifel daran.
Und außerdem war das nicht das Problem der TE – die TE hatte bereits technisch alle Hände voll zu tun. Den Riß im Porter zu erweitern konnte sich ziemlich leicht als unmöglich erweisen, zumindest in der den TE-Technikern zur Verfügung stehenden Zeit.
Aber ich will diesen Vertrag, sagte sich Leon Turpin. Ich will ihn umgehend, und das ist Grund genug, um alles zu tun, um ihn zu bekommen. Vielleicht liegt die Lösung darin, einen Jiffi-Scoutporter herzustellen, der mit dem dort unten völlig identisch ist und dann hoffentlich auf exakt dieselbe Art und Weise falsch funktioniert. Oder zwei oder fünf oder sogar zehn davon, so daß die Flakkies im Gänsemarsch – in endlosen Reihen – hindurchgehen können.
Was ist mit der Ausrüstung, fragte sich Turpin plötzlich. Rosenfeld hatte sich in dieser Angelegenheit nicht geäußert. Würde die Regierung diese Leute etwa ohne Ausrüstung in einer fremden Welt aussetzen? Ohne geeignete Ausrüstung wäre die Kolonie auf der anderen Seite nichts weiter als ein riesiges Flüchtlingslager. Um überhaupt funktionieren zu können, mußte die Kolonie autark sein; das war jedem klar, der sich die Mühe machte, auch nur zehn Minuten darüber nachzudenken. Und es würde seine Zeit brauchen, eine ganze Menge Zeit, um genügend Ausrüstungen für einhundert Millionen Leute hinüberzubefördern; das Nachschubwesen hierfür würde unvorstellbar sein. Es wäre etwa das dreiunddreißigfache Problem der Versorgung am D-Day {1} , damals im Zweiten Weltkrieg. Die Regierung war verrückt geworden. Die politischen Planer waren so in die Bedeutung der Alternativ-Erde verstrickt, daß sie die eigentliche Realität aus den Augen verloren hatten.
Es konnte leicht das größte Durcheinander aller Zeiten werden.
Aber ich weigere mich, mir darüber Sorgen zu machen, erinnerte sich Leon Turpin selbst. Es ist nicht meine Verantwortung; meine ist nach dem Transport erledigt. Wenn mir die Dinge zu schnell und zu nachhaltig aus der Hand geraten, dann wird Bill Schwarz geradewegs aus dem Amt hinauskatapultiert werden, und die ganze Bürde wird Jim Briskin – oder wie auch immer er auch heißen mag – in den Schoß fallen. Und genau dorthin gehört sie auch, denn es war seine Rede, die dies alles in Gang gesetzt hat.
»Sie sollen sich alle unten an einer Stelle versammeln, wo jedermann Sie hören kann«, wies Turpin Don Stanley an.
»Wieviel Zeit, schätzen Sie, haben wir?« fragte Stanley.
»Ein paar Tage. Nur ein paar Tage. Der Präsidentschaftswahlkampf ist im Gang, oder ist das Ihrem Verstand entgangen? Wir haben Briskin bereits Auftrieb gegeben, weil wir uns von Frank Woodbine haben überreden lassen, ihn mit hinüberzunehmen. Jetzt wollen wir mal sehen, was wir für Bill Schwarz tun können. Und was wir für Schwarz tun können, ist eine ganze Menge mehr, als wir für Briskin getan haben.« Was an sich ziemlich wesentlich war.
Don Stanley ging, um den Experten auf Ebene eins die Situation bekanntzugeben. Als er durch die
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