Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
sie damit identifiziert … Entdeckungen, die sie im Verlauf der Jahrhunderte gemacht haben. So können sie zum Beispiel die Zeit und den Raum beeinflussen und ihren Wünschen entsprechend gestalten. Sie haben Energiequellen erschlossen, die euch Homo sapiens unbekannt sind. Ich habe hier, im Goldenes-Tor-Momente-der-Freude-Satelliten, hier bei mir, den weisesten und freundlichsten Philosophen dieses großen Volkes. Nur einen Moment.« George Walts Kopf verschwand vom Bildschirm.
    Barmherziger Gott, dachte Jim Briskin. Er saß da und starrte auf das Fernsehgerät, unfähig, seinen Blick abzuwenden. George Walt sind wieder da, und sie haben den Verstand verloren.
    Das hat uns noch gefehlt, sagte sich Jim. Die beiden verrückten George Walt dort oben in ihrem Satelliten, der sich um uns dreht. Jetzt haben wir wirklich Sorgen.
    Sein Vidphon läutete. Automatisch ging er hinüber und nahm ab. »Nicht ausgerechnet jetzt«, murmelte er. »Rufen Sie mich später an, ich habe zu tun …«
    »Legen Sie nicht auf.« Es war Tito Cravelli. Er schwitzte und war aufgeregt. »Ich sehe, Sie haben den Fernseher eingeschaltet. Er … sie haben den ganzen Morgen über gesendet, seit etwa acht Uhr Ostküstenzeit. Sie werden jetzt wieder diesen Pekkie hereinbringen – es ist ein Videoband, es läuft immer und immer wieder. Lassen Sie sich von diesem sogenannten Philosophen eine Ladung verpassen. So etwas haben Sie noch nie in Ihrem Leben gehört. Und dann rufen Sie mich zurück.« Tito hängte ein.
    Jim Briskin kehrte wie betäubt an sein Fernsehgerät zurück, um zuzuhören und zuzusehen.
    »Ich kann durch Holz gehen«, klang es aus dem Fernseher, aber das sagten nicht George Walt. Es war – wie Tito gesagt hatte – ein Peking-Mensch, ein Sinanthropus, dessen Bild vom Goldenes-Tor-Momente-der-Freude-Satelliten aus gesendet wurde. Also, George Walt … jetzt seid ihr in der Politik, sagte sich Jim Briskin. Und gleich im großen Stil.
    Und wir haben gestern noch gedacht, wir wären schlecht dran.
    »Ich kann nicht nur durch Holz gehen«, sagte der Sinanthropus – er sah alt aus, hatte weiße Haare, dichte Brauen und ein gewaltiges Kinn – in einigermaßem gutem, jedoch ein wenig gemurmeltem Englisch, »sondern ich kann mich auch unsichtbar machen. Der Gott der Luft macht mich mächtig, wohin ich auch gehe. Er füllt die Segel des Lebens mit seinem magischen Atem, der fähig ist, alle Dinge zu vollbringen. Arme, kümmerliche Homosapiens-Wesen! Wie konntet ihr ernsthaft erwarten, unsere Welt überschwemmen zu können, wenn der Windgott selbst anwesend ist?«
    Mit dem Windgott war, wie Jim Briskin mit einem angewiderten, entnervenden Schrecken begriff, George Walt gemeint.
    Mal sehen, wie Präsident Schwarz damit fertig wird, sagte er sich. Ein Windgott über unseren Köpfen, Millionen von fossilen Menschen, die sich anstrengen, an uns heranzukommen.
    Darius Pethel kann seinen beschädigten Porter zurückhaben. Es ist Zeit, daß wir ihn loswerden – und zwar auf dem schnellsten Weg. Aber wie ist dieser alte, sogenannte Philosophen-Sinanthropus in unsere Welt herübergekommen? Hat irgend jemand von der TE etwas von seinem Durchkommen bemerkt?
    Sie müssen ihre eigene Verbindungsstelle geöffnet haben, entschied er. Entweder das, oder es stimmt tatsächlich: Er kann sich unsichtbar machen.
    Es war, gelinde gesagt, eine düstere Aussicht; und das um so mehr, wenn man sich ihr morgens, gleich nach dem Aufstehen, stellen mußte.
    Und jetzt hat wirklich jemand diese Wahl verloren, entschied er. Entweder Bill Schwarz oder ich selbst, das kommt darauf an, wen die Wählerschaft in ihrer verständlichen Wut verantwortlich zu machen beschließt.
    Er kehrte zum Küchentisch zurück, setzte sich und aß sein jetzt kaltes Frühstück weiter. Während er mechanisch aß, dachte er über die Chancen nach, den Goldenes-Tor-Satelliten erfolgreich abschießen zu können – bestimmt war das der nächste wahrscheinliche Zug von Präsident Schwarz. Schließlich war die genaue Position des Satelliten jederzeit bekannt. Sie war – wenigstens bis vor kurzem – auf der Unterhaltungsseite eines jeden Vidblatts ausgedruckt gewesen.
    Wovor ich jetzt Angst habe, erkannte er, ist, daß ich aus dem Fenster meines ehrbaren, privaten Komapts schaue und auf dem Bürgersteig Peking-Menschen lustwandeln sehe – und nicht nur einen, sondern viele davon.
    Er beschloß, nicht hinauszusehen, um sich zu vergewissern. Wenigstens für eine Weile nicht. Statt dessen

Weitere Kostenlose Bücher