Das Jesus Sakrileg - das Tagebuch der Maria Magdalena 1
verpflichtet.
Der Mut hätte ihn verlassen.
Deswegen hatte er gewartet, bis Esther aus dem Haus ging , was leider sehr spät geschah.
Er hatte sich über sie informiert. Einige Bewohner der Straße hatten ihm gesagt, dass sie morgens und mittags immer einen Spaziergang machte.
Jeden Tag.
Da er erst am späten Vormittag ankam, blieb ihm nichts anderes übrig, als bei der Hitze in seinem alten Toyota Corola Baujahr 1990 zu warten.
Nach dem sie das Haus verlassen hatte, war er kurze Zeit später eingebrochen.
Er hatte zuerst an der Stelle gesucht, wo er das Buch zum ersten Mal gesehen und schon damals geahnt hatte, dass es sich um ein ziemlich altes Buch handeln musste.
Und aus Neugierde hatte er wenige Fotos gemacht.
Damals hatte er noch nicht ahnen können, dass dieses Buch ihn mal aus dem Getto holen würde.
Und jetzt, so kurz davor war, ein normales anständiges Leben zu führen , war dieses Buch nicht da.
Er musste eine Lösung finden.
Er würde heute Abend das Haus noch einmal aufsuchen. Er hatte keine andere Wahl. Schließlich wollte er sich m orgen mit dem Deutschen treffen.
Sollte sie ihm das Buch nicht geben, musste er das tun, was ihm solche Furcht einflößte: Gewalt an Esther ausüben.
Kapitel 32
Ismails Optimismus war am Abend verflogen. Stattdessen hatte ihn die Wut wieder.
Er hatte all seine Kontakte in Ramallah mobilisiert, jedoch ohne Erfolg.
Entweder kannte wirklich niemand diesen Ali, weil er einer unter Tausenden von Dieben war, die nicht auffielen.
Oder die Araber in Ramallah hatten gelernt, seinesgleichen nicht preiszugeben.
Denn Ismail trug voller Stolz das Kreuz am Hals .
Er wusste, dass er bei den Menschen mehr Unterstützung finden würde, wenn er in den arabischen Gebieten sein Kreuz abnehmen würde.
Schließlich war er Araber aber dies würde bedeuten, seinen Glauben zu verleugnen.
Das war unmöglich.
Selbst einige seiner Freunde aus alten Tagen schienen ihn nicht zu verstehen und gar ein wenig Verachtung für ihn übrig zu haben, was sie natürlich nicht zeigten. Da alle wussten, wie gefährlich Ismail war, wenn er wütend wurde.
Da all sein Suchen und Hoffen auf seine Freunde erfolglos blieb, bediente er sich der einzigen Sprache, die man in Ramallah sprach.
Dem Dollar.
Er bot 2000 Dollar für denjenigen, der ihm den Wohnort von Ali verriet.
Enttäuscht und wütend über den vergeudeten Tag verließ er Ramallah und begab sich zurück in sein Kloster, um zu beten und neue Kraft zu tanken.
Er hoffte, im Gebet Antworten zu finden. Kapitel 33
… Es ist heute ein sehr warmer Tag. Viel zu warm, um im Schutze der vier Wände den Tag verstreichen zu lassen.
Ich werde versuchen ein wenig spazieren zu gehen, um die Schönheit des Lebens im Frühling in mein Herz zu lassen, in der Hoffnung, meine Gedanken zu lösen und nicht fortwährend an das eine zu denken.
Ich kann es mir auch nicht erklären, liebes Tagebuch aber ich scheine machtlos gegen diese neue Kraft zu sein.
Was ist es, das mir die Sinne raubt und mich die Freuden nicht sehen lässt?
Wie kann ein Mensch so viel Gewalt über einen anderen haben?
Oder ist es nur dieser eine, den alle als Propheten verehren, während andere in ihm einen Ketzer sehen?
Bin ich vielleicht zu jung, um meine Gefühle einordnen zu können?
Ich habe dir, liebes Tagebuch, schon gestern geschrieben, dass dieser Mann mir das Leben rettete. Ist es vielleicht der Dank an ihn, der meine Vernunft benebelt?
Meine Eltern hatten sich ihm als sehr dankbar erwiesen. Wollten ihn mit Geld belohnen, doch dies lehnte er ab.
Unser Diener, der bei ihm war, um den Dank meiner Eltern kund zu tun, und ihm eine Belohnung zu versprechen, kam zurück und sagte, er solle uns folgendes ausrichten.
„Was ist es wert ein Leben zu retten, wenn einem dünkt es gleich in Gold aufzuwiegen? F reut euch, dass der Herr euch ein Lächeln erhielt. Das ist mehr, als jede Belohnung gemessen am Mammon.“
Meine Eltern wussten nicht recht, was sie damit anfangen sollten.
Sie fühlten sich ein wenig beschämt und veranstalteten ein großes Fest für die Ärmsten, um so ein wenig ihre Schuldgefühle zu mindern.
Ich hingegen, liebes, Tagebuch, werde seitdem nur von einem Gedanken verfolgt: Wann sehe ich ihn wieder?
Werde ich ihn überhaupt je wiedersehen?
Man hört so vieles über ihn, wenn das stimmt, wie kann ich dann hoffen, ihn für mich zu haben?
Ich mag jung sein, liebes Tagebuch aber ich glaube schon zu wissen, dass ich richtig liege, wenn ich
Weitere Kostenlose Bücher