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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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vergisst.«
    »Das glaube ich nicht. Ich bin mehr mit ihm zusammen als du. Er hat niemals eine Frau auch nur angesehen«, versicherte ihr Miles.
    Sie gingen die Treppe hinunter. Miles’ Beine schmerzten und bewegten sich nicht richtig. Er musste wie ein Pinguin Stufe für Stufe hinunterwatscheln. Verlegen blickte er zu Elena auf und packte das Geländer ganz fest.
    »Solltest du nicht den Lift nehmen?«, fragte sie, als er den Fuß unsicher auf die nächste Stufe stellte.
    Fang du nicht auch an, mich wie einen Krüppel zu behandeln … Er blickte auf die glänzende Windung des Geländers, »Sie haben nur gesagt, ich soll meine Beine schonen, aber nicht genau wie …« Dann schwang er sich aufs Geländer und warf ihr einen verschmitzten Blick zu.
    Auf Elenas Gesicht mischten sich Angst und Lachen, »Miles, du Wahnsinniger! Wenn du runterfällst, brichst du dir sämtliche Knochen!«
    Er ließ los und rutschte hinab. Er wurde immer schneller. Lachend lief sie die Stufen hinterher. Bei der Biegung verlor er sie aus den Augen. Doch das Grinsen verging ihm, als er sah, was ihn unten erwartete. »O verdammt!« Jetzt war er zu schnell, um zu bremsen.
    »Was, zum …?«
    »Vorsicht!«
    Am Ende der Treppe fiel Miles in die hastig ausgestreckten Arme eines kräftigen, grauhaarigen Mannes in Offiziersuniform. Beide fielen zu Boden und bemühten sich aufzustehen, als Elena atemlos in der mit Mosaik ausgelegten Vorhalle eintraf. Miles spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. Bestimmt war es dunkelrot. Der grauhaarige Mann blickte verdutzt drein. Ein zweiter Offizier, ein hochgewachsener Mann mit den Rangabzeichen eines Majors am Uniformkragen, stützte sich auf einen Spazierstock und lachte.
    Miles bemühte sich, schlecht und recht Haltung anzunehmen. »Guten Tag, Vater«, sagte er kühl. Dann hob er angriffslustig das Kinn, als wolle er jeden in die Schranken fordern, der es wagen sollte, eine Bemerkung über seine unorthodoxe Ankunft zu machen.
    Admiral Lord Aral Vorkosigan, Premierminister von Barrayar im Dienste seiner Kaiserlichen Hoheit Gregor Vorbarras, früher dessen Lordregent, zupfte an der Uniformjacke und räusperte sich. »Guten Tag, Sohn.« Nur die Augen lachten. »Zu meiner Freude … hm … sehe ich, dass deine Verletzungen nicht allzu ernst sind.«
    Miles zuckte die Achseln. Er war erleichtert, nicht schlimmere zynische Bemerkungen in der Öffentlichkeit zu hören. »Nur das Übliche.«
    »Entschuldige mich einen Moment. Ah, guten Tag, Elena, Koudelka, was halten Sie von den Schiffskosten von Admiral Hessman?«
    »Ich fand, dass die Zahlen viel zu schnell runtergerattert wurden«, antwortete der Major.
    »Ach, fanden Sie, ja?«
    »Glauben Sie, dass er etwas verbergen will?«
    »Vielleicht. Aber was? Seinen Partei-Etat? Hat nicht sein Schwager den Auftrag? Oder ist es nur Schlamperei? Unterschlagung oder Unvermögen? Ich werde Illyan auf die erste Möglichkeit ansetzen. Sie kümmern sich um die zweite. Legen Sie den Zahlen Daumenschrauben an.«
    »Die Zahlen werden schreien. Das haben sie heute schon getan.«
    »Glauben Sie keiner! Ich habe früher diese Anträge selbst gemacht, als ich beim Generalstab war. Ich weiß, wie viel Mist in sie hineingeht. Erst, wenn ihre Stimmen zwei Oktaven hochgehen, tut es ihnen weh.«
    Major Koudelka grinste. Mit kurzem Kopfnicken vor Miles und Elena und angedeuteter militärischer Ehrenbezeugung verabschiedete er sich.
    Miles und sein Vater schauten sich an. Keiner wollte das Thema anschneiden, das zwischen ihnen lag. Als hätten sie sich abgestimmt, sagte Lord Vorkosigan nur: »Bin ich fürs Mittagessen zu spät dran?«
    »Man hat mich gerade erst gerufen, Sir.«
    »Dann lass uns gehen …« Er hob den Arm, als wolle er seinem verletzten Sohn helfen, ließ es aber sogleich sein und legte die Hände taktvoll auf den Rücken. Langsam gingen sie Seite an Seite weg.
     
    Miles lag immer noch angezogen auf dem Bett, die Beine richtig ausgestreckt. Angeekelt betrachtete er sie. Rebellierende Provinzen – meuternde Truppen – hinterlistige Saboteure … Er musste noch einmal aufstehen, sich waschen und zum Schlafen umziehen, aber das erforderte eine heroische Anstrengung. Und er war kein Held! Er musste an den Mann denken, von dem sein Großvater erzählt hatte. Der hatte unabsichtlich sein Pferd bei einer Kavallerieattacke unter sich erschossen – aber nur nach einem Ersatzpferd gerufen und war wieder losgeritten.
    Ja, offenbar hatten seine eigenen Worte Botharis Gedanken in eine

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