Das Kapital (Gesamtausgabe)
selbständig bestimmt wäre und aus der Addition dieser drei unabhängigen Größen der Preis der Ware sich erst bildet. In Wirklichkeit ist der Warenwert die vorausgesetzte Größe, das Ganze des Gesamtwerts von Arbeitslohn, Profit, Rente, welches immer deren relative Größe gegeneinander sei. In jener falschen Auffassung sind Arbeitslohn, Profit, Rente drei selbständige Wertgrößen, deren Gesamtgröße die Größe des Warenwerts produziert, begrenzt und bestimmt.
Zunächst ist es klar, daß, wenn Arbeitslohn, Profit, Rente den Preis der Waren konstituieren, dies ebensowohl für den konstanten Teil des Warenwerts wie für den andern Teil gälte, worin sich das variable Kapital und der Mehrwert darstellt. Dieser konstante Teil kann also hier ganz außer acht gelassen werden, da der Wert der Waren, woraus er besteht, sich ebenfalls in die Summe der Werte von Arbeitslohn, Profit und Rente 1274
DAS KAPITAL
auflösen würde. Wie bereits bemerkt, leugnet diese Ansicht denn auch das Dasein eines solchen konstanten Wertteils.
Es ist ferner klar, daß aller Wertbegriff hier wegfällt. Es bleibt nur noch die Vorstellung des Preises, in dem Sinn, daß eine gewisse Masse Geld den Besitzern von Arbeitskraft, Kapital und Boden bezahlt wird. Aber was ist Geld? Geld ist kein Ding, sondern eine bestimmte Form des Werts, unterstellt also wieder den Wert. Wir wollen also sagen, daß eine bestimmte Masse Gold oder Silber für jene Produktionselemente gezahlt wird oder daß sie dieser Masse im Kopf gleichgesetzt werden. Aber Gold und Silber (und der aufgeklärte Ökonom ist stolz auf diese Erkenntnis) sind selbst Waren wie alle andren Waren. Der Preis von Gold und Silber ist also auch bestimmt durch Arbeitslohn, Profit und Rente. Wir können also nicht Arbeitslohn, Profit und Rente dadurch bestimmen, daß sie einem gewissen Quantum Gold und Silber gleichgesetzt werden, denn der Wert dieses Goldes und Silbers, worin sie als in ihrem Äquivalent geschätzt werden sollen, soll ja gerade durch sie, unabhängig vom Gold und Silber, d.h. unabhängig vom Wert jeder Ware, der ja gerade das Produkt jener drei ist, erst bestimmt werden. Sagen, daß der Wert von Arbeitslohn, Profit und Rente darin <871> bestehe, daß sie gleich einem gewissen Quantum Gold und Silber, hieße also nur sagen, daß sie gleich einem gewissen Quantum Arbeitslohn, Profit und Rente sind.
Nehmen wir zunächst den Arbeitslohn. Denn von der Arbeit muß auch bei dieser Ansicht ausgegangen werden. Wie also wird der regulierende Preis des Arbeitslohns bestimmt, der Preis, um den seine Marktpreise oszillieren?
Wir wollen sagen, durch Nachfrage und Zufuhr von Arbeitskraft. Aber von welcher Nachfrage der Arbeitskraft handelt es sich? Von der Nachfrage des Kapitals. Die Nachfrage nach Arbeit ist also gleich der Zufuhr von Kapital. Um von Zufuhr von Kapital zu sprechen, müssen wir vor allem wissen, was Kapital ist. Woraus besteht das Kapital? Nehmen wir seine einfachste Erscheinung: aus Geld und Waren. Aber Geld ist bloß eine Form der Ware. Also aus Waren. Aber der Wert der Waren ist nach der Voraussetzung in erster Instanz bestimmt durch den Preis der sie produzierenden Arbeit, den Arbeitslohn. Der Arbeitslohn wird hier vorausgesetzt und behandelt als konstituierendes Element des Preises der Waren. Dieser Preis soll nun bestimmt werden durch das Verhältnis der angebotnen Arbeit zum Kapital. Der Preis des Kapitals selbst ist gleich dem Preis der Waren, woraus es besteht. Die Nachfrage des Kapitals nach Arbeit ist gleich der Zufuhr des Kapitals. Und die Zufuhr des Kapitals ist gleich der Zufuhr einer Warensumme von gegebnem Preis, und dieser Preis ist in erster Instanz reguliert durch den Preis der Arbeit, und der Preis der Arbeit ist seinerseits wieder gleich dem Teil des Warenpreises, woraus das variable Kapital besteht, das an den Arbeiter im Austausch für seine Arbeit abgetreten wird; und der Preis der Waren, woraus dies variable Kapital besteht, ist selbst wieder in erster Reihe bestimmt durch den Preis der Arbeit, denn er ist bestimmt durch die Preise von Arbeitslohn, Profit und Rente. Um den Arbeitslohn zu bestimmen, können wir also nicht das Kapital voraussetzen, da der Wert des Kapitals selbst durch den Arbeitslohn mit bestimmt ist.
Außerdem nützt uns das Hereinbringen der Konkurrenz nichts. Die Konkurrenz macht die Marktpreise der Arbeit steigen oder fallen. Aber gesetzt, Nachfrage und Zufuhr von Arbeit decken sich. Wodurch wird dann der Arbeitslohn
Weitere Kostenlose Bücher