Das Kapital (Gesamtausgabe)
bestimmt? Durch die Konkurrenz. Aber es ist eben vorausgesetzt, daß die Konkurrenz aufhört zu bestimmen, daß sie durch das Gleichgewicht ihrer beiden entgegenstrebenden Kräfte ihre Wirkung aufhebt. Wir wollen ja gerade den natürlichen Preis des Arbeitslohns finden, d.h. den Preis der Arbeit, der nicht von der Konkurrenz reguliert wird, sondern sie umgekehrt reguliert.
<872> Es bleibt nichts übrig, als den notwendigen Preis der Arbeit durch die notwendigen Lebensmittel des Arbeiters zu bestimmen. Aber diese Lebensmittel sind Waren, die einen Preis haben. Der Preis der Arbeit ist also durch den Preis der notwendigen Lebensmittel bestimmt, und der Preis der Lebensmittel ist, wie der aller andern Waren, in erster Linie durch den Preis der Arbeit bestimmt. Also ist der durch den Preis der Lebensmittel bestimmte Preis der Arbeit durch den Preis der Arbeit bestimmt. Der Preis der Arbeit ist durch sich selbst bestimmt. In andren Worten, wir wissen nicht, wodurch der Preis der Arbeit bestimmt ist. Die Arbeit hat hier überhaupt einen Preis, weil sie als Ware betrachtet wird. Um also von dem Preis der Arbeit zu sprechen, müssen wir wissen, was Preis überhaupt ist. Aber was Preis überhaupt ist, erfahren wir auf diesem We-ge erst recht nicht.
Wir wollen indes annehmen, in dieser erfreulichen Weise sei der notwendige Preis der Arbeit bestimmt. Wie nun der Durchschnittsprofit, der Profit jedes Kapitals in normalen Verhältnissen, der das zweite Preiselement 1275
DAS KAPITAL
der Ware bildet? Der Durchschnittsprofit muß bestimmt sein durch eine Durchschnittsrate des Profits; wie wird diese bestimmt? Durch die Konkurrenz unter den Kapitalisten? Aber diese Konkurrenz unterstellt schon das Dasein des Profits. Sie unterstellt verschiedne Profitraten und daher verschiedne Profite, sei es in denselben, sei es in verschiednen Produktionszweigen. Die Konkurrenz kann nur auf die Profitrate wirken, soweit sie auf die Preise der Waren wirkt. Die Konkurrenz kann nur bewirken, daß Produzenten innerhalb derselben Produktionssphäre ihre Waren zu gleichen Preisen verkaufen und daß sie innerhalb verschiedner Produktionssphären ihre Waren zu Preisen verkaufen, die ihnen denselben Profit geben, denselben proportionellen Zuschlag zu dem schon teilweise durch den Arbeitslohn bestimmten Preis der Ware. Die Konkurrenz kann daher nur Ungleichheiten in der Profitrate ausgleichen. Um ungleiche Profitraten auszugleichen, muß der Profit als Element des Warenpreises schon vorhanden sein. Die Konkurrenz schafft ihn nicht. Sie erhöht oder erniedrigt, aber sie schafft nicht das Niveau, welches eintritt, sobald die Ausgleichung stattgefunden. Und, indem wir von einer notwendigen Rate des Profits sprechen, wollen wir eben die von den Bewegungen der Konkurrenz unabhängige Profitrate kennen, welche ihrerseits die Konkurrenz reguliert. Die durchschnittliche Profitrate tritt ein mit dem Gleichgewicht der Kräfte der konkurrierenden Kapitalisten gegeneinander. Die Konkurrenz kann dies Gleichgewicht herstellen, aber nicht die Profitrate, die auf diesem Gleichgewicht eintritt. Sobald dies Gleichgewicht hergestellt ist, warum ist nun die allgemeine Profitrate 10
oder 20 oder 100%? Von wegen der Konkurrenz. Aber umgekehrt, <873> die Konkurrenz hat die Ursachen aufgehoben, die Abweichungen von den 10 oder 20 oder 100% produzierten. Sie hat einen Warenpreis herbeigeführt, wobei jedes Kapital im Verhältnis seiner Größe denselben Profit abwirft. Die Größe dieses Profits selbst aber ist unabhängig von ihr. Sie reduziert nur alle Abweichungen immer wieder auf diese Größe. Ein Mann konkurriert mit den andren, und die Konkurrenz zwingt ihn, seine Ware zu demselben Preis zu verkaufen wie Jene. Warum aber ist dieser Preis 10 oder 20 oder 100?
Es bleibt also nichts übrig, als die Profitrate und daher den Profit als einen auf unbegreifliche Weise bestimmten Zuschlag zu dem Preis der Ware zu erklären, der soweit durch den Arbeitslohn bestimmt war. Das einzige, was uns die Konkurrenz sagt, ist, daß diese Profitrate eine gegebne Größe sein muß. Aber das wuß-
ten wir vorher, als wir von allgemeiner Profitrate und dem "notwendigen Preis" des Profits sprachen.
Es ist ganz unnötig, diesen abgeschmackten Prozeß an der Grundrente von neuem durchzudreschen. Man sieht ohnedies, daß er, wenn irgendwie konsequent durchgeführt, Profit und Rente als bloße, durch unbegreifliche Gesetze bestimmte Preiszuschläge zu dem in erster Linie durch den Arbeitslohn
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