Das Kapital (Gesamtausgabe)
verdrehen.
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Rate des Mehrwerts m/v = (Mehrarbeit)/(Notwendige Arbeit). Beide Proportionen drücken dasselbe Verhältnis in verschiedner Form aus, das eine Mal in der Form vergegenständlichter, das andre Mal in der Form flüssiger Arbeit.
Die Rate des Mehrwerts ist daher der exakte Ausdruck für den Exploitationsgrad der Arbeitskraft durch das Kapital oder des Arbeiters durch den Kapitalisten.[30a]
Nach unsrer Annahme war der Wert des Produkts = 410 Pfd. St. + 90 Pfd. St + 90, das vorgeschoßne Kapitla = 500 Pfd. St. Da der Mehrwert = 90 und das vorgeschoßne Kapital = 500, würde man nach der ge-wöhnlichen Art der Berechnung herausbekommen, daß die Rate des Mehrwerts (die man mit der Profitrate verwechselt) = 18%, eine Verhältniszahl, deren Niedrigkeit Herrn Carey und andre Harmoniker rühren möchte. In der Tat aber ist die Rate des Mehrwerts nicht = m/C oder m/(c + m), sondern = m/v, also nicht 90/500, sondern 90/90 =100%, mehr als das Fünffache des scheinbaren Exploitationsgrads. Obgleich wir nun im gegebnen Fall die absolute Größe des Arbeitstags nicht kennen, auch nicht die Periode des Arbeitsprozesses (Tag, Woche usw.), endlich nicht die Anzahl der Arbeiter, die das variable Kapital von 90 Pfd. St.
gleichzeitig in Bewegung setzt, zeigt uns die Rate des Mehrwerts m/v durch ihre Konvertibilität in (Mehrarbeit)/(Notwendige Arbeit) genau das Verhältnis der zwei Bestandteile des Arbeitstags zueinander. Es ist 100%. Also arbeitete der Arbeiter die eine Hälfte des Tags für sich und die andre für den Kapitalisten.
Die Methode zur Berechnung der Rate des Mehrwerts ist also kurzgefaßt diese: Wir nehmen den ganzen Produktenwert und setzen den darin nur wiedererscheinenden konstanten Kapitalwert gleich Null. Die übrig-
[30a] Note zur 2. Ausg. Obgleich exakter Ausdruck für den Exploitationsgrad der Arbeitskraft, ist die Rate des Mehrwerts kein Ausdruck für die absolute Größe der Exploitation. Z.B. wenn die notwendige Arbeit = 5 Stunden und die Mehrarbeit = 5 Stunden, ist der Exploitationsgrad = 100%. Die Größe der Exploitation ist hier gemessen durch 5 Stunden. Ist dagegen die notwendige Arbeit = 6
Stunden und die Mehrarbeit = 6 Stunden, so bleibt der Exploitationsgrad von 100% unverändert, während die Größe der Exploitation um 20% wächst, von 5 auf 6 Stunden.
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bleibende Wertsumme ist das einzige im Bildungsprozeß der Ware wirklich erzeugte Wertprodukt. Ist der Mehrwert gegeben, so ziehn wir ihn von diesem Wertprodukt ab, um das variable Kapital zu finden. Umgekehrt, wenn letztres gegeben und wir den Mehrwert suchen. Sind beide gegeben, so ist nur noch die Schluß-
operation zu verrichten, das Verhältnis des Mehrwerts zum variablen Kapital, m/v, zu berechnen.
So einfach die Methode, scheint es doch passend, den Leser in die ihr zu Grunde liegende und ihm unge-wohnte Anschauungsweise durch einige Beispiele einzuexerzieren.
Zunächst das Beispiel Spinnerei von 10000 Mulespindeln, die Nr. 32 Garn aus amerikanischer Baumwolle spinnt und 1 Pfund Garn wöchentlich per Spindel produziert. Der Abfall ist 6 %. Also werden 10600 Pfund Baumwolle wöchentlich in 10000 Pfund Garn und 600 Pfund Abfall verarbeitet. Im April 1871 kostet diese Baumwolle 7 3/4 d. per Pfund, also für 10600 Pfund rund 342 Pfd. St. Die 10000 Spindeln, inklusive Vorspinnmaschinerie und Dampfmaschine, kosten 1 Pfd. St. per Spindel, also 10000 Pfd. St. Ihr Verschleiß be-trägt 10 % = 1000 Pfd. St. oder wöchentlich 20 Pfd. St. Die Miete des Fabrikgebäudes ist 300 Pfd. St. oder 6
Pfd. St. per Woche. Kohlen (4 Pfund per Stunde und Pferdekraft, auf 100 Pferdekraft (Indikator), und 60
Stunden per Woche inkluseve Heizung des Gebäudes) 11 tons per Woche, zu 8 sh. 6 d. die Tonne, kosten rund 4 1/2 Pfd. St. per Woche; Gas 1 Pfd. St. per Woche, Öl 4 1/2 Pfd. St. per Woche, also alle Hilfsstoffe 10 Pfd. St. per Woche. Also ist der konstante Wertteil 378 Pfd. St. per Woche. Der Arbeitslohn beträgt 52
Pfd. St. per Woche. Der Garnpreis ist 12 1/4 d. per Pfud oder 10000 Pfd. = 510 Pfd. St., der Mehrwert also 510 – 430 = 80 Pfd. St. Wir setzen den konstanten Wertteil von 378 Pfd. St. = 0, da er in der wöchentlichen 129
DAS KAPITAL
Wertbildung nicht mitspielt. Bleibt das wöchentliche Wertprodukt von 132 = 52 + 80 Pfd. St. Die Rate des Mehrwerts also = 80/52 = 153 11/13 %. Bei zehnstündigem durchschnittlichem Arbeitstag ergibt dies: Not-wedige Arbeit = 3 31/33 Stunden und Mehrarbeit = 6 2/33 Stunden.[31]
[31] Note
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