Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
hätte.“
    Lerron lächelte liebenswürdig.
    „Genau das wollte ich von dir hören, Marc. Ich habe dem Hasenfuß nämlich von dir erzählt... auch davon, daß dich nichts in Angst und Schrecken versetzen kann...“ Loire nickte ein wenig nervös. „Ich jedenfalls hätte mir die zweitausend Francs ohne Herzklopfen verdient.“
    „Auch das habe ich Monsieur Passou berichtet. Er wiederum hat es umgehend an Professor Mendelle weitergegeben... das ist der Weißhaarige aus der Geschichte. Ja, und jetzt freut sich der Professor auf deine Mitarbeit!“ Einen Augenblick lang herrschte Totenstille am Stammtisch. Dann erkundigte sich Marc Loire mit heiserer Stimme: „Was meinst du mit ,auf Mitarbeit freuen1?“
    „Ganz einfach: Professor Mendelle ist morgen früh in St. Lermain, um dich abzuholen... Übermorgen bist du schon um zweitausend Francs reicher, mein lieber Marc. “ Marc Loire war plötzlich kreidebleich und fuchtelte hilflos mit den Händen in der Luft herum. „Oh... d... das... t... t... tut mir... a...aber l... l... leid“, stammelte er, „d... daß ich verreisen muß... verreisen muß... aus... ausgerechnet morgen früh muß ich verreisen... Da fällt mir ein, ich muß ja noch meinen Koffer packen... Koffer packen...“
    Loire hatte es so eilig, daß er außer dem Bezahlen auch noch seinen Hut vergaß... Gustav Lerron, der Apotheker, aber holte ganz tief Luft, und sein Gesicht überzog sich mit einem fröhlichen und zufriedenen Grinsen.
    „Endlich“, seufzte er, „endlich einmal habe ich dem Großsprecher das Fürchten beigebracht... Oh, Freunde, das tut gut!“
    Lupont beugte sich mit aufgerissenen Augen über den Tisch und fragte fassungslos: „Soll das heißen, Gustav, daß die ganze Geschichte erfunden ist?“
    „Ist sie!“ nickte Lerron, und in seiner Stimme war kein bißchen Reue. „Oder hast du schon mal was von roten Affen gehört?“
    „Eine wunderschöne Geschichte, Gustav“, meldete sich in diesem Augenblick Honoré Collet, der Polizeichef, zu Wort. „Eine wunderschöne Geschichte, die du ebenso wunderschön erzählt hast. Nur eines muß ich dir sagen, und zwar als Zuhörer, der schon von Amts wegen gut zuhören muß: Beim nächsten Mal mußt du besser aufpassen. Hätte Marc Loire nämlich genau hingehört, wären ihm die beiden ganz entscheidenden Fehler sicher nicht entgangen.“
    „Zwei Fehler?“ wiederholte Lerron erstaunt.
    „Ja, zwei Fehler. Sie haben weder mit den Affen noch mit der Panne als solcher zu tun. Denk mal darüber nach...“
    Gustav Lerron nickte. „Mach’ ich, Honoré. Und das nächste Mal werde ich vorher alle Polizisten vom Tisch schicken...“

    Um welche beiden entscheidenden Fehler handelte es sich?

Fall 5: Der Mann in Schwarz

    Der Mann trug einen dicken schwarzen Vollbart, eine dünnrandige Goldbrille und einen unauffälligen grauen Anzug. Und er bewohnte ein einfaches Zimmer im Hotel SAVOYEN. ES handelte sich dabei um ein kleines, unscheinbares Haus in der Rue Foche, an dem der Putz bis auf kleine Reste schon vor Jahren abgeblättert war.
    Es war 18 Uhr 30. Seit einer halben Stunde schon ging der Bärtige nervös in seinem Zimmer auf und ab und starrte dabei immer wieder ungeduldig auf den Telefonapparat.
    Endlich klingelte es.
    „Hallo?“ sprach der Mann mit gedämpfter Stimme in die Muschel. Und ebenso leise, nur wesentlich unfreundlicher, klang es daraus zurück.
    „Hallo, Jean, ich bin’s. Ich wollte dir nur sagen, daß alles in Ordnung ist und ich alles wie gewünscht vorbereitet habe. Du fährst mit dem Personallift bis in den sechsten Stock. Neben dem Liftschacht befindet sich ein Gestell mit einem Feuerlöscher. Dahinter habe ich den Schlüssel für 613 festgeklebt... Im Schrank findest du, was du brauchst. Die Strickleiter reicht genau bis zum vierten Stockwerk. Die günstigste Zeit dürfte wohl zwischen zwei und drei sein. Alles klar?“
    Um die Lippen des Bärtigen huschte ein flüchtiges Lächeln: „Alles klar! Was machst du, Pierre, während ich arbeite?“
    „Ich bin glücklicherweise nach Cannes abkommandiert. Und ich hoffe auch, daß sich unsere Wege nie mehr kreuzen werden!“ Ein Knacken verriet dem Bärtigen, daß sein Gesprächspartner aufgelegt hatte. Er tat das gleiche.
    Eine seidenweiche Nacht lag über der Riviera. Während in St. Tropez noch lautstark gefeiert wurde, in den Spielbanken von Nizza und Monaco noch immer die Kugeln rollten, war in Antibes bereits wohltuende Ruhe eingekehrt. In den großen Hotels am Meer

Weitere Kostenlose Bücher