Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
Sie mir bitte ihre Adressen!“

    Erich Büchner war vierundzwanzig Jahre, arbeitete als Dekorateur, war unverheiratet und bewohnte ein Einzimmer-Appartement in Schweer, einem Ortsteil am Rande der Stadt. Und Erich Büchner war zu Hause.
    „Ich bin Inspektor Rossner. Es handelt sich um Ihren Onkel Moritz Büchner.“
    Erichs Gesicht verdüsterte sich.
    „Was will der alte Querkopf...“ Und plötzlich kam ihm ein Gedanke: „Ist ihm was passiert?“
    „Nicht direkt“, erwiderte der Inspektor, „nicht direkt.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Seit drei Wochen veranlaßt ein anonymer Absender, daß Ihrem Onkel Sachen ins Haus geschickt werden, die er gar nicht bestellt hat. So kommt zum Beispiel jeden Tag jemand und will seine schmutzige Wäsche abholen. Man wollte ihm eine Fernsehantenne montieren, eine Tiefkühltruhe und eine elektrische Schreibmaschine aufstellen. Per Post kamen Radioapparate, Höhensonnen und eine Standuhr. Außerdem wollte man ihm heute mittag sechstausend Liter Heizöl in seine Tanks füllen.“
    Erich Büchner konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Trotzdem schüttelte er den Kopf.
    „Blödsinn, das alles..
    „Wie man’s nimmt. Es bereitet Ihrem Onkel jedoch offensichtlich keinen besonderen Spaß.“
    „Das kann ich mir denken!“ stimmte Erich zu. Mißtrauisch erkundigte er sich: „Was hat das mit mir zu tun? Warum kommen Sie zu mir damit?“
    „Moritz Büchner glaubt, daß der heimliche Besteller unter seinen Neffen zu suchen ist. Er meint, sie würden ihm den Segen aus Rache ins Haus schicken.“
    Erich winkte entschieden ab. „Hier irrt der gute Moritz Moses Büchner.“
    Inspektor Rossner sagte: „Wenn Sie meinen...“
    „Ich meine. Sonst noch was? Vielleicht haben Sie schon einen Haftbefehl gegen mich in der Tasche..."
    „Im Augenblick habe ich nichts weiter, Herr Büchner“, erwiderte der Inspektor freundlich und verabschiedete sich.

    Als Rossner in der Jägerstraße 24, dem Haus, in dem Arnold Büchner in Untermiete wohnte, eintraf, schlug es bereits zwanzig Uhr. Aus einigen offenen Fenstern hörte er die Stimme des Tagesschausprechers.
    Arnold Büchner, einunddreißig Jahre, ebenfalls unverheiratet, trug den linken Arm in Gips. Als er hörte, daß Rossner in Sachen Moritz Büchner kam, wollte er ihn gar nicht hereinlassen. Wütend schimpfte er: „Mit diesem geizigen Ekel will ich nichts mehr zu tun haben!“ Doch dann stutzte auch er: „Wieso Kriminalpolizei? Hat der Alte eine Bank überfallen oder sonst was Kriminelles ausgefressen?“ Inspektor Rossner begann aufzuzählen: „Irgend jemand fälscht Bestellungen und schickt sie Ihrem Onkel ins Haus.“
    „Bestellungen?“ Arnold ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Was für Bestellungen?“
    „Fernsehantenne, Tiefkühltruhe, elektrische Schreibmaschine, Höhensonne, Radioapparate, Standuhr und einen Berg Bettwäsche. Täglich kommt eine Wäscherei und interessiert sich für seine schmutzige Wäsche...“
    Arnold Büchner sagte schadenfroh: „Geschieht ihm recht. Und nun hat er Anzeige gegen Unbekannt erstattet, oder?“
    Der Inspektor lächelte. „Noch nicht. Wir sind im gleichen Briefmarkenklub, und als er mir von der Geschichte erzählte, habe ich ihm versprochen, mich darum zu kümmern. So einfach ist das. Noch nichts Offizielles also.“
    „Und was wollen Sie von mir?“
    „Ihr Onkel meint, daß einer seiner Neffen dahintersteckt.“
    Arnold lachte. „Lächerlich! Erich würde sich eher die Zunge abbeißen, bevor er so was machte. Und ich würde dem alten Muffel kein Öl ins Haus schicken, da ich weiß, daß er elektrisch heizt... Aber mir kommt da eine Idee „So?“
    „Vielleicht hat er das alles selbst arrangiert, um uns eins auszuwischen. Was meinen Sie. Ist das drin?“
    Rossner wiegte den Kopf. Dann fragte er: „Warum hat er Sie und Ihren Bruder eigentlich enterbt?“
    „Erich und ich sollten sein ganzes Haus tapezieren. Umsonst! Er wollte die Handwerkerrechnung sparen... Vielleicht hätten wir es sogar gemacht, wenn es nicht gerade zu einer saublöden Zeit gewesen wäre. Ich hatte schon meinen Urlaubstrip nach Finnland gebucht und bezahlt,„ und Erich war beruflich so eingespannt, daß es auch bei ihm einfach nicht möglich war... Er warf uns Faulheit vor und enterbte uns... Daran sehen Sie, daß er ein ausgesprochener Spinner ist!“
    Inspektor Rossner verabschiedete sich ohne weiteren Kommentar auch von Arnold Büchner, setzte sich in seinen Wagen und kehrte an den Ausgangspunkt seiner

Weitere Kostenlose Bücher