Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
länger.“
„Okay, dann haben wir soweit alles. Die Kollegen sichern noch die Spuren und dann sind wir auch wieder verschwunden und Sie können weiterschlafen.“
„Weiterschlafen? Sie machen wohl Witze! Und was ist, wenn der Typ zurückkommt? Können Sie nicht einen Polizeiwagen vor die Tür stellen und mich beschützen? Was soll denn noch passieren? Ich habe richtig schlimme Angst! Mein Mann wird rasen vor Wut, wenn ich ihm das erzähle!“
„Frau Suhrhoff“, sagte Kommissar Fritz und schaute sie mit zusammengekniffenen Augen an, „Ihr Mann hat Sie misshandelt und eingesperrt, aber jetzt sind Sie vor ihm in Sicherheit. Er wird seine gerechte Strafe erhalten. Wenn Ihr Mann vor Wut rast, wird ihm im Gefängnis die Hölle heiß gemacht. Verstehen Sie das?“
„Ja.“ Lisa nickte kleinlaut.
Als Lisa herausgeputzt einen halben Tag später in dem kargen Besuchsraum der Untersuchungshaftanstalt auf ihren Mann wartete, lag auf ihrem Gesicht nichts als die pure Vorfreude. Sie hatte die bewundernden und lüsternen Blicke der Bediensteten genau gesehen. Ein Mithäftling, der ja nicht wissen konnte, um wen es sich handelte, hatte sie sogar angegrinst, als man ihn in Handschellen an ihr vorbeiführte. Nun saß sie in ihrem kurzen Rock und mit leicht aufgeknöpfter Bluse auf einem grauen Stuhl und starrte die Tür an. Gleich würde Ingmar durch diese Tür kommen. Hoffentlich ging es ihm gut. Sie hatte alles so gemacht, wie er es ihr in dem einzigen Telefonat seit dem Vorfall gesagt hatte: War beim Anwalt gewesen, hatte sich um die Kinder und das Haus gekümmert und nichts von Vivien oder anderen Nebenschauplätzen erzählt.
Endlich, die Tür öffnete sich. Ingmar kam zusammen mit einem düster blickenden Aufpasser in den Raum. Wie blass er aussah! Lisa erschrak und sprang von ihrem Stuhl auf. Ihr Mann wirkte viel kleiner als sonst, nicht so groß und kräftig. Er trug Jeans und sein weißes Lieblings-T-Shirt von der letzten Fußball-WM. Immerhin durfte er sich rasieren. Doch, doch, das war ihr Ingmar. Stumm standen sich die Eheleute gegenüber und sagten kein Wort.
„Bitte setzen Sie sich hin“, sagte der Beamte monoton und postierte sich vor der Tür.
Lisa traute sich nicht, Ingmar zu berühren und er machte keine Anstalten, sich ihr zu nähern. Vermutlich war es sowieso verboten, dachte Lisa. Das sagten die Beamten im Fernsehen doch immer in solchen Situationen. „Keine Berührungen, bitte.“
„Gut siehst du aus“, lobte Ingmar seine Frau. Und das stimmte. Eben hatte er noch überlegt, den Besuch auszuschlagen. Er hatte diese blöde Kuh eigentlich nicht sehen wollen, denn ihretwegen saß er im Knast. Diese Mistkröte hatte mit Don Fettis Frau gemeinsame Sache gemacht und ihn gnadenlos ausgeliefert. Das würde sie noch bitter bereuen. Sobald er hier raus war, würde er Lisa so lange bestrafen, bis sie um Gnade winselt. Doch jetzt, wo sie so vor ihm saß und ihn anlächelte, da war die ganze Wut wie weggeblasen.
„Schatz, wie geht es euch?“, fragte er sanft und schob seine Hand über den Tisch.
Dankbar legte Lisa ihre zarten Finger unter die Hand ihres Mannes und er streichelte die vertraute Haut. Tränen stiegen Lisa in die Augen und sie antwortete leise:
„Nicht so gut. Wir vermissen dich so, Schatz. Die Kinder sind erst mal bei Oma und Opa, da sind sie etwas abgelenkt.“
„Und du? Kannst du schlafen ohne mich? Ich dreh hier noch durch, Süße! Wenn ich mir vorstelle, dass du ganz alleine zu Hause bist, oh Mann!“
„Letzte Nacht ist bei uns eingebrochen worden!“ Lisas Stimme zitterte und sie versuchte ihre Angst so gut wie möglich zu unterdrücken. Ingmar sollte sich nicht noch mehr sorgen, aber wenn sie ihm nichts erzählte, würde er später alles rausbekommen – und dann wäre er noch wütender.
„Was? Bei uns?“
„Ja, aber der Scheißkerl hat wohl nichts mitgenommen. Er stand auf einmal neben meinem Bett, aber ich hab so getan, als ob ich schlafe. Dann ist er wieder abgehauen. Ich hab dann die Bullen angerufen…“
Der Wachmann räusperte sich laut und schickte einen mahnenden Blick zu Lisa. Diese machte sich klein und fuhr fort:
„Die Polizei ist dann gekommen, auch dieser widerliche Fritz, und man sucht jetzt nach dem Einbrecher. Vielleicht haben sie ja Fingerabdrücke gefunden, weiß ich aber nicht. Schatz, ich hatte solche Angst, ich dachte, der bringt mich um!“
Ingmar blieb ruhig. Das wunderte Lisa etwas, aber so war es besser. Selbst hier im Knast fürchtete sie sich
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