Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
erst danach. Ich möchte, dass dein Mund sauber ist, Chèrie.“
„Bis gleich, ich kann es kaum erwarten!“
Was konnte einem Besseres passieren? Kinderfreier Abend, eine geile Kollegin mit langen schwarzen Locken und braunen Augen und die Aussicht auf mindestens zwei Stunden unverbindlichen Sex! Sören wählte die Nummer seiner Frau und legte seinen Verlassenen-Ehegatten-Ton auf. Hanna hatte den Anrufbeantworter eingeschaltet.
„Hallo Kimmy, hallo Hanna, hier ist Papa! Wollte nur Bescheid sagen, dass wir dann morgen Abend ins Kino können, Kimberley. Hanna, weißt du, ob mein grauer Anzug noch in der Reinigung ist? Wenn ja, hol ich ihn selbst raus. Kannst du bitte einmal im Schrank nachgucken, ob er dort ist? Danke! Bis morgen! Kusskuss!“
Hanna stand neben dem Anrufbeantworter und lauschte den Worten ihres Mannes. Sie fühlte nichts. Ihr Mann würde schon allein herausfinden, wo sein Anzug steckte – das war sein Problem. Irgendetwas musste passieren, sonst würde sie noch in eine Depression rutschen. Sie konnte nicht ihr ganzes Leben auf Lisa Suhrhoff ausrichten, das war Hanna völlig klar. Dennoch gab ihr zumindest diese Aufgabe einen Halt. Das Projekt „Tochter“ ging mal wieder gründlich in die Hose. Kimberley verweigerte sich völlig und war stinksauer auf ihre Mutter. Sie hätte Papa doch einfach den kleinen Seitensprung verzeihen können, anstatt ihn aus dem Haus zu jagen! Kimberley vermisste Sören schmerzlich und zog sich noch mehr zurück als ohnehin schon. Weder wollte sie mit ihrer Mutter gemeinsame Mahlzeiten einnehmen, noch setzte sie sich abends mit ihr vor den Fernseher. Sie griff sich das Essen und nahm es mit in ihr Zimmer. Dabei wurde Kimberley immer dicker – genau wie Hanna.
„Damit ist jetzt Schluss! Ich werde ab sofort Diät halten und endlich wieder ins Fitnessstudio gehen!“, sagte Hanna laut zu ihrem Spiegelbild im Flur.
„Ich geh noch ein bisschen raus!“, rief Hanna in Richtung des Kinderzimmers.
Kimberley machte sich nicht einmal die Mühe zu antworten. Dann eben nicht, dachte Hanna und schlüpfte in ihre neuen Slipper. Irgendwie hatte sie sich angewöhnt, nur noch flache Schuhe zu tragen, obwohl hohe Absätze mehr streckten und viel weiblicher waren. Sie wollte sich jetzt erst einmal ein paar schöne Sandalen kaufen, denn Schuhe konnte man nie genug haben. Mit den Klamotten wartete sie noch ein Weilchen, bis die ersten Pfunde runter waren.
Kurz dachte Hanna darüber nach, ob sie Lisa und Elaine als Einkaufsberaterinnen mitnehmen sollte, aber sie verwarf die Idee rasch wieder. Die beiden schlanken Nachbarinnen waren genau das, was sie in solchen Momenten nicht gebrauchen konnte. Außerdem würden sie spitze Bemerkungen ablassen, wenn Hanna in das teuerste Schuhgeschäft der Stadt marschierte. Hanna hing ihren Gedanken nach, als sie an Suhrhoffs Haus vorbeiradelte. Bald würde es ein Gewitter geben; der Himmel sah bedrohlich dunkel und grau aus. Der seltsame Fredi Kummer stand neben seiner Garage und glotzte durch ein Fernglas – direkt zu Suhrhoffs! So schnell konnte Hanna nichts erkennen und der merkwürdige Glatzkopf, von dem sie so gut wie gar nichts wusste, außer dass er noch bei seiner Mutter lebte, hatte sie nicht gesehen. Hanna machte einen großen Bogen und tat so, als würde sie zu sich nach Hause fahren.
„Hallo!“, rief sie aufgesetzt fröhlich dem Ödipussi zu.
Wie auf frischer Tat ertappt ließ Fredi sein Fernglas sinken und schaute entsetzt zur neuen Nachbarin. Was wollte die denn von ihm, diese fette Kuh?
„Guten Tag“, murmelte Fredi und ging durch die Waschküche zurück ins Haus. So ein Mist! Bestimmt würde die Zielke Lisa alles berichten. Dabei wollte er Lisa doch beschützen! Seit dem Einbruch machte er sich schwerste Vorwürfe. Erst als die Polizei längst eingetroffen war, hatte Fredi überhaupt mitbekommen, dass im Nachbarhaus etwas Schlimmes geschehen sein musste. Hätte er nur auch nachts Wache gestanden, dann wäre ihm vielleicht die Überwältigung des Verbrechers gelungen. Oder er hätte zumindest bei der Polizei anrufen können. Wie gerne würde er Lisa zeigen, dass er für sie da ist und stets aufpasst!
Hanna stürzte in ihre Küche und versuchte, den Spanner im Blick zu behalten, aber sie konnte nichts sehen. Sie zögerte, ob sie Lisa anrufen sollte oder direkt bei der Polizei. Lisa würde vor Angst durchdrehen, also lieber zuerst Herrn Fritz Bescheid geben.
„Hallo Herr Fritz, entschuldigen Sie bitte, dass ich mich schon
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