Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
Schlafzimmer gehen, dann sind wir ungestört.“
Lisa wagte einen kessen Blick und es funktionierte. Glück gehabt! Sie nahm ihn bei der anderen Hand und er ließ endlich ihren Arm los. Richtig beruhigt hatte er sich noch nicht, aber immerhin war es nicht in der Küche so weit. Besonders Sebastian sollte nichts davon mitbekommen. Julia hatte sich eh schon daran gewöhnt und ihr war es egal, dachte Lisa und schloss die Schlafzimmertür.
„Schieß endlich los“, forderte Ingmar seine Frau auf, die sich genau wie er komplett entkleidete und ins Bett legte. Sie sah, wie er zwischen Lust und Wut hin- und herschwankte, aber gab sich so naiv wie irgend möglich.
„Also, ich ging zur Tür und da stand sie. Hatte sich extra mal was anderes angezogen und die Haare gemacht. Halloooo, wollen wir einen Cappuccino trinken? Mir ist soooo langweilig… So nach dem Motto. Ich dann so: Ja, äh, das ist jetzt schon etwas spontan, aber okay, komm doch herein.“
„Hm“, brummte Ingmar und starrte auf dem Rücken liegend zur Decke. Lisa stützte sich seitlich auf einem angewinkelten Arm ab und berührte mit der Brust den Körper ihres Mannes – wie unbeabsichtigt. Im lästernden Tonfall fuhr sie fort:
„Hanna, so heißt sie ja, folgte mir ins Wohnzimmer und guckte sich ganz erstaunt um. Dass es hier so gut aussah, damit hatte Madame wohl nicht gerechnet. Na ja, dann haben wir über Kochrezepte und die Kinder gesprochen, also vor allem über ihr Kind. Stell dir mal vor, die essen fast nie zusammen an einem Tisch!“
„Wundert mich überhaupt nicht, das ist doch so eine frustrierte Alte und ihr Don Fetti vögelt doch mit Sicherheit eine andere. Würde ich allerdings auch machen, wenn du so aussehen würdest wie die.“
Gleich hatte sie ihn so weit.
„Na ja“, sagte sie, „jedenfalls hat sie die ganze Packung Kekse weggefuttert, mir die Ohren vollgeheult, dass sie nicht stillen konnte und mich irgendwie angehimmelt. Ja, sie hat mich angehimmelt, anders kann man es nicht sagen. Aber lass mal stecken, das brauch ich nicht nochmal. Ich hoffe, sie klingelt hier nicht in ein paar Tagen wieder.“
Das Lügen ging ihr kinderleicht von den Lippen. Kein Wunder, sie hatte es jahrelang trainiert. Dennoch kam es Lisa in diesen Minuten absolut wahr vor, was sie erzählte. Sie wollte kein anderes Leben, sondern ihrem Mann eine gute Frau sein und den Kindern eine gute Mutter. Und das war sie, auch wenn einmal etwas schiefgelaufen war, wie Ingmar es ausdrückte, wenn sie anfing aus heiterem Himmel zu weinen. Manchmal war er auch wirklich sehr lieb und verständnisvoll. Diese Sache war auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen und die beiden waren durch die Erlebnisse nur noch enger miteinander verschweißt.
„Eine kleine Strafe hast du schon verdient“, sagte Ingmar ernst und schaute ihr nun in die Augen. Sie wusste, was er meinte und schob die Decke auf den Boden, hockte sich bäuchlings aufs Bett und streckte ihm ihre intimste Stelle entgegen.
„Ich gehöre dir, immer nur dir“, stöhnte sie ins Kissen, während er brutal und ohne Vorwarnung in sie eindrang und ihren Kopf an den Haaren nach hinten zog. Leise schrie Lisa vor Lust, Angst und Schmerzen auf. Ja, Ingmar gehörte ihr und sie ihm. Bis ans Ende aller Tage würde das so sein und sie wollte alles dafür tun. Dass sie sich nächste Woche mit Hanna verabredet hatte, würde sie ihm allerdings lieber verschweigen.
***
Irgendetwas war anders mit ihr. Chantalles Freundinnen hatten gleichaltrige Freunde oder trafen sich mit Typen, die höchstens 23 waren. Sie war erst 17, aber stand so lange sie denken konnte auf richtige Männer. Nicht solche pickeligen Kerle mit ihren tiefergelegten Autos. Nein, ihr war es wichtig, dass ein Mann was zu bieten hatte und wusste, wie man sich einer Frau nähern sollte. Charmant, mit Witz und Stil. Nicht mit Antanzen in der Disco oder besoffen am Fußballfeldrand. Sie war außergewöhnlich attraktiv und intelligent gleich noch dazu. Nach dem Fachabitur hatte sie die Schule geschmissen und stattdessen eine Ausbildung in der größten Bank ihrer Kleinstadt begonnen. Endlich konnte sie schicke Klamotten anziehen, ohne dass sie den blöden Blicken der Mitschüler ausgesetzt war. Sie verkehrte unter ihresgleichen und wusste, dass alle Männer in der Bank hinter ihr her waren.
Chantalle wollte auf keinen Fall so enden wie ihre Mutter, die vor zwei Jahren von ihrem heißgeliebten Papi sitzengelassen wurde. Papi hatte schon immer eine Freundin nach der
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