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Das Kind der Priesterin

Das Kind der Priesterin

Titel: Das Kind der Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Vergeltungen, zu denen es kommen könnte, wenn Onkel Sams verlorener Sohn in Ungnade nach Hause zurückkehrte. Die Reduzierung auf die Bauelemente von Ethan Ring würde damit beginnen, daß man den Stecker aus meinem Rückgrat herauszöge, aber damit würde es sicherlich nicht enden … Hanalore Takhashi lehnte sich in das pfauenblaue Leder der Nische zurück und sah sich meine Paranoiashow an. Vor fünf Minuten hatte ich mich noch gefragt, wo sie mein Leben lang gewesen war; jetzt wollte ich nur noch wissen, wann sie daraus wieder verschwinden würde. „Lady Luck, Sie haben den Dreh wirklich raus, wie man einen Knaben unter Druck setzt. Und das soll kein Kompliment sein. Nur ein kleiner Job, sagen Sie, und dann verschwinden Sie für immer aus meinem Leben?“ Man verliert solche und solche. Ein Lächeln ist eine Art Grimasse. Ich lächelte. „Abgemacht.“
    „Gut.“ Ihr Gesicht entspannte sich, und mir wurde auf einmal klar, wie angespannt sie ausgesehen hatte. „Wollen wir gehen?“
    „Gehen?“ Ich blieb sitzen. „Wohin?“
    „Nach draußen. Um jemanden zu treffen.“ Sie wies mit der Hand aufs Fenster und deutete mit dem Kopf auf die anderen Gäste, die nach und nach die Bar verließen. „Der Regen müßte etwa um zwanzig nach zwei einsetzen. Das wollen Sie doch nicht verpassen, oder?“
    Regen auf dem Mars ist wie Schnee in Südkalifornien: Er kommt nicht oft vor. Wenn es regnet, dann ist das wie Silvester – ein großartiger Vorwand für Unsinn und Gelächter und das Umarmen vollkommen Fremder. Vorhersagetechniken mit Hilfe von Computern und eine vergleichsweise Schlichtheit des Wetters auf dem Mars haben es ermöglicht, die Feiern im voraus zu planen: Wenn dann die Schauer über dem Touristengürtel niedergehen, über dem Olympus Mons oder Fat City oder dem Mariner-Tal, dann drängen sich die Marsbewohner und die Besucher von der Erde um die Möglichkeit, sich den Helm naß zu machen, und die Kurhotels machen ein Bombengeschäft … Und diesmal erlag auch ich, genau wie Tausende anderer heimwehkranker Kolonisten: „Jene Mitternacht, da er dich in den Schlaf sang … die Zeit, als er deine Hügel in Stahl und Silber hüllte … der Nachmittag im Park, an dem du ihn einen dreifachen Regenbogen in Wasserfarben über den Himmel malen sahst … Erinnerst du dich an den Regen?“
    Und wenn ich mich nicht so schmerzlich daran erinnert hätte, wäre ich nicht hier. Ich stand mürrisch auf. „Sie haben verdammt recht, daß ich ihn nicht versäumen möchte.“
    Wir gingen durch die Hotelhalle und schlossen uns einer vorwärtsdrängenden Menge an, um uns bonbonfarbene Druckanzüge auszuleihen. Wir folgten den anderen in die Druckschleuse, einer langen, abwärts führenden Rampe, die auf den „Balkon“ des Xanadu hinausführte, einer fahnengeschmückten Terrasse, auf der man die Olympischen Spiele hätte abhalten können. Ich bemerkte einige Unentwegte, die sich anstelle von Druckanzügen Sauerstoffgeräte und Parkas gemietet hatten, um so eng wie menschenmöglich mit dem Regen in Berührung zu kommen; so heimwehkrank war ich persönlich noch nicht. Man behauptet, ein nach irdischem Vorbild verwandelter Mars sei eine Verbesserung. Und es stimmt, daß das Auftauen der Polkappen den atmosphärischen Druck soweit erhöht hat, daß man mit sechs langen Unterhosen, einer Sauerstoffmaske und der Konstitution eines Sherpa draußen herumlaufen kann, ohne tot umzufallen. Doch das Klima ist miserabel, kalt und die meiste Zeit entsetzlich trocken – mit anderen Worten, fast so wie in meiner Heimatstadt Cleveland, Ohio. Ich betrachte das als zweifelhafte Verbesserung.
    Wir bahnten uns mühsam einen Weg um die aufgeputzte Menge herum, und der Lärm ihrer Begeisterung drang durch die Lautsprecher meines Druckanzuges betäubend auf mich ein. An der von der Luftschleuse am weitesten entfernten Stelle sah ich mehr oder weniger allein zwei Gestalten an der niedrigen Steinbrüstung stehen. Eine von ihnen hob eine im Handschuh steckende Hand, als wir näher kamen; ich war nicht sicher, ob sie uns zuwinkte oder nur prüfte, ob es schon regnete.
    „Cephas? Basil? Ich habe ihn …“ Meine rhetorische Frage wurde beantwortet, als wir uns in der Ecke der Terrasse zu ihnen gesellten. Hanalore setzte sich auf das eine Stück der Eckbank, ich ließ mich auf dem anderen nieder, während mich die beiden Männer forschend ansahen. Hinter dem hellen Sichtglas des einen Helms nahm ich den größten schwarzen Mann wahr, der mir je zu

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