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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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von oben herein und färbte den sandigen Boden in einem zarten Graublau. An diesem Ort fühlte ich mich immer sicher. Hier begegneten sich Himmel, Erde und Meer und berührten einander, um sich wieder zu trennen, und das Geräusch der kleinen Wellen, die an diesen unterirdischen Strand schlugen, war wie ein Seufzen, gleichzeitig Gruß und Lebewohl. Darragh sagte mir nie, ob er meine geheime Höhle mochte oder nicht. Er kam einfach mit mir dorthin, setzte sich zu mir, und wenn es nicht mehr regnete, verschwand er ohne ein Wort.
    Auf dem Hügel wuchs wildes Gras, starke, biegsame Pflanzen mit einem seidigen Schimmer auf den hellgrünen Stielen. Wir nannten es Rattenschwänze, aber es hatte sicherlich auch noch einen anderen Namen. Peg und ihre Töchter waren geschickte Korbflechterinnen und benutzen dieses Gras für ihre zierlicheren Werke: Körbe, die vielleicht eine feine Dame kaufte, um darin Blumen zu sammeln, denn zum Herumtragen von Gemüse oder einer schweren Ladung Feuerholz waren sie nicht geeignet. Auch Darragh konnte flechten; seine schlanken Finger waren geschickt und flink. Eines Sommers saßen wir hier oben bei den Stehenden Steinen, spät am Nachmittag, mit dem Rücken an den Wächter gelehnt, und schauten über die Bucht zum Kap hinaus und darüber hinweg nach Westen zum Meer. Wolken sammelten sich, und die Luft war kühl geworden. An diesem Tag konnte ich die Schatten nicht lesen, aber ich wusste, dass der Sommer bald zu Ende gehen würde und ein weiterer Abschied bevorstand. Ich war traurig und wütend auf mich selbst, weil ich traurig war, und ich versuchte, nicht an einen weiteren Winter voll schwerer Arbeit und langer, kalter Tage zu denken. Ich starrte auf den steinigen Boden und dachte an das Jahr und daran, dass es wie eine Schlange war, die sich in den Schwanz biss; daran, dass es sich weiterdrehte wie ein gnadenloses Rad. Es würde auch wieder gute Zeiten geben, und nach ihnen abermals schlechte Zeiten.
    Darragh hatte eine Faust voll Rattenschwänze und bog sie geschickt, wobei er leise vor sich hin pfiff. Darragh war niemals traurig. Dafür hatte er keine Zeit; für ihn war das Leben ein einziges Abenteuer, und es gab immer eine neue Tür, die man öffnen konnte. Außerdem konnte er gehen, wann immer er wollte. Er brauchte nicht zu lernen und seine Fähigkeiten nicht zu vervollkommnen wie ich.
    Ich starrte die Kiesel am Boden an. Rund und rund, das war mein Leben, endlose Wiederholungen, ein Kreis, aus dem es kein Entkommen gab. Rund und rund. Starr und unveränderlich. Ich beobachtete die Kiesel, und nun bebten sie und rollten und bewegten sich gehorsam vor mir auf dem Boden.
    »Fainne?« Darragh sah mich forschend an, dann warf er einen Blick auf die Steine auf dem Boden vor mir.
    »Was ist?« Er hatte meine Konzentration gebrochen. Die Steine hörten auf, sich zu bewegen. Nun lagen sie in einem vollendeten Kreis da.
    »Hier«, sagte er. »Streck die Hand aus.«
    Ich tat, was er gesagt hatte, und er schob mir einen kleinen Ring aus geflochtenen Rattenschwänzen an den Finger; so geschickt hergestellt, dass man nicht sehen konnte, wo der Anfang oder das Ende war.
    »Wofür ist das denn?«, fragte ich und drehte den seidigen, federnden Grasring um meinen Finger. Darragh spähte wieder auf die Bucht hinaus und sah zu, wie die kleinen Boote vom Fischen hereinkamen.
    »Damit du mich nicht vergisst«, meinte er lässig.
    »Was für ein Unsinn«, sagte ich. »Wieso sollte ich dich vergessen?«
    »Das könnte schon passieren«, sagte Darragh und schaute mich wieder an. Er zeigte auf den ordentlichen Kreis kleiner Steine. »Es könnte sein, dass du mit anderen Dingen beschäftigt bist.«
    Ich war gekränkt. »Ich würde dich nie vergessen. Ganz bestimmt nicht.«
    Darragh seufzte und zuckte die Achseln. »Du bist noch klein. Du kannst nicht wissen, was geschieht. Winter ist eine lange Zeit, Fainne. Und – und man muss auf dich aufpassen.«
    »Muss man nicht!«, gab ich sofort zurück und sprang auf. Was bildete er sich ein, so zu reden, als wäre er mein großer Bruder? »Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, besten Dank. Und jetzt gehe ich nach Hause.«
    »Ich komme mit.«
    »Das brauchst du nicht.«
    »Ich komme mit. Oder nein, ich habe noch eine bessere Idee: Wir laufen um die Wette. Nur bis zu den Wacholderbüschen da unten, komm schon.«
    Ich blieb stehen und starrte ihn erbost an.
    »Ich lasse dir einen Vorsprung«, versuchte Darragh mich zu verlocken. »Ich zähle bis zehn.«
    Ich rührte

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