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Das Kind des Schattens

Titel: Das Kind des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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Grund genannt. Es kommt darauf gar nicht mehr an. Ich werde die Frage beantworten. Auf dem Weltgewebe ist kein Blut mit meinem Namen, ich habe nur meine Stadt verraten, und in Eridu heißt es, dass dies auf dem Gewebe rot erscheint und deshalb dem Blut gleicht. Es ist schnell erzählt. Beim Wettkampf am Ta’Sirona, den Sommerspielen in Teg Vereine, traf ich vor einem Jahr ein Mädchen aus dem schwer befestigten Akkaize im Norden und liebte sie, und sie … sah und liebte mich ebenso. Als ich im Herbst des Jahres wieder in Larak war, nannte mir mein Vater die Frau, die er für mich ausgesucht hatte, und ich … wies ihn ab und nannte ihm den Grund.«
    Kim vernahm beifällige Stimmen von den anderen Männern aus Eridu und schloss daraus, dass sie nicht gewusst hatten, warum sich Faebur in den Bergen aufhielt. Bei Dalreidan war es dasselbe, bis er gerade eben von seinen Morden erzählt hatte. Dies war das Recht der Berge, dachte sie. Man stellte keine Fragen. Aber sie hatte eine Frage gestellt, und Faebur antwortete. »Als ich das tat, legte mein Vater das Kleid an, begab sich zum Löwenplatz von Larak und rief die vier Herolde als Zeugen herbei. Er verfluchte mich, ich solle nach Westen gehen, nach Carnevon und Skeledarak, und in Eridu keine Heimat haben, und das heißt«, … es klang bitter … »dass mein Vater mein Leben gerettet hat. Dann jedenfalls, wenn euer Magier und Zwergenkönig Rakoths Regen beenden kann. Seherin, du bist dazu nicht in der Lage, das hast du uns gesagt. Ich will dich noch einmal fragen, wohin in den Bergen geht deine Reise?«
    Er hatte ihr geantwortet, er hatte die Antwort seines Herzens ausgesprochen. Es gab Gründe, nichts zu erwidern, aber keiner davon erschien zwingend. Nun, da sie von dem Regen wussten, der östlich von ihnen niederging.
    »Nach Kath Meigol«, erklärte sie und bemerkte, wie die Ausgestoßenen der Berge in Schweigen erstarrten. Viele von ihnen schlugen Zeichen, mit denen sie das Böse abwehren wollten.
    Selbst Dalreidan schien erschrocken. Sie konnte sehen, dass er erblasst war. Er hockte sich vor ihr nieder und verbrachte einen Augenblick damit, Kieselsteinchen auf dem Felsen zu sammeln und sie wieder zu zerstreuen. Schließlich sprach er: »Sicherlich bist du nicht dumm, wenn du das bist, was du bist, deshalb möchte ich nicht sagen, was ich am liebsten sagen würde. Aber ich habe eine Frage.«
    Er wartete ihr Nicken ab und fuhr dann fort.
    »Wie kannst du deinem Großkönig oder irgend jemand sonst in diesem Krieg dienen, wenn du von den Geistern des Paraiko verflucht bist?«
    Wieder sah Kim, wie alle ringsherum das Zeichen gegen das Böse machten. Selbst Brock musste eine jähe Bewegung unterdrücken. Sie schüttelte den Kopf. »Es ist eine vernünftige Frage …« begann sie.
    »Hör mir zu«, unterbrach sie Dalreidan, er war unfähig, auf ihre Antwort zu warten. »Der Blutfluch ist kein leeres Geschwätz, das weiß ich. Vor Jahren habe ich einmal Wildschafe gejagt, es war im Norden und im Osten von hier, und ich war so mit meiner Jagdbeute beschäftigt, dass ich nicht bemerkte, wie weit ich gegangen war. Dann brach die Dämmerung herein, und ich erkannte, dass ich mich an den Grenzen von Kath Meigol befand. Seherin von Brennin, ich bin nicht mehr jung, aber ich bin auch kein alter Mann, der am Winterfeuer Geschichten spinnt und die Wahrheit wie schlechte Wolle auszieht: Ich war dort, und deshalb kann ich dir versichern: Alle, die dorthin gehen, laden einen Fluch auf sich: Unglück, Tod und Seelen, die verloren gehen. Seherin, das ist die Wahrheit, das ist keine Geschichte. An den Grenzen von Kath Meigol habe ich es selbst gefühlt.«
    Sie schloss ihre Augen.
    Rette uns, hörte sie. Ruana. Sie öffnete ihre Augen und entgegnete: »Ich weiß, dass es keine bloße Geschichte ist. Es gibt einen Fluch. Aber ich glaube, dass es nicht das ist, wofür es gehalten wird.«
    »Du glaubst nicht, Seherin, was weißt du?«
    Wusste sie? Nein, eigentlich nicht. Weder Ysannes noch Lorens Kenntnisse, noch die der Dana-Priesterinnen reichten zu den Riesen zurück. Selbst die Tradition der Zwerge oder der Lios Alfar wussten darüber nichts mehr auszusagen. Kim verfügte nur über ihr eigenes Wissen: Es stammte aus der Zeit in Gwen Ystrat, als sie, geschützt durch die Kräfte ihrer Freunde, jene schreckliche Reise in die Pläne des Entwirkers unternommen hatte. Und dann war der Schutz von ihr abgefallen, sie war zu weit gegangen, hatte ihn verloren und hatte sich brennend verirrt,

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