Schlafmütze Lenny
Kapitel 1
»Komm Lenny! Fang!«, rief Laura. »Fang den Ball!« Sie warf den Ball in hohem Bogen hinauf in den Himmel, und er fiel ins Gras.
Lenny lag in der Sonne, öffnete ein Auge und gähnte. Dann schloss er es wieder.
»Ich dachte, er wäre ein Retriever«, sagte Lauras beste Freundin Michaela.
»Ist er auch«, antwortete Laura grinsend.
»Aber das bedeutet doch, dass er Sachen hinterherrennt und sie wiederbringt, oder etwa nicht?«, fragte Michaela.
Aber nur, wenn ich will, dachte Lenny träge. Er gähnte wieder. Es war ein ziemlich weiter Weg vom Haus der Millers zum Park, und jetzt, wo sie da waren, wollte er ein Nickerchen machen. Er wollte keinem blöden alten Ball hinterherrennen. Außerdem wusste er genau, dass Laura ihm sowieso nachspringen und ihn zurückbringen würde, wenn er es nicht tat.
»Eigentlich soll er Dinge apportieren, aber er tut es nicht«, erklärte Mr Miller, Lauras Vater. Sie schlenderten einen breiten Weg zwischen ein paar wundervollen Rosenbüschen entlang. »Ich glaube, ich habe noch nie einen so faulen Welpen gesehen!«
Was für eine Frechheit!, dachte Lenny entrüstet. Ich bin nicht faul! Ich spare nur Energie.
»Komm Dad, spiel mit uns ›Der Dritte in der Mitte‹!«, rief Laura, als sie mit dem Ball in der Hand auf ihn zurannte.
»Ähm ... nein, besser nicht, mein Schatz«, sagte Mr Miller schnell. »Ich setze mich lieber auf die Bank dort drüben und lese meine Zeitung.«
Als Lenny das hörte, setzte er sich auf. »Und der behauptet, ich wäre faul!«, bellte er.
Laura ging zu ihm und streichelte sein zottiges goldenes Fell. »Willst du wirklich nicht spielen, Lenny?«
Lenny leckte ihre Hand. Er liebte Laura, aber er wollte bestimmt nicht herumrennen und schwitzen und außer Puste geraten. Er wollte einfach nur in der warmen Sonne dösen.
Laura und Michaela rannten zusammen im Park herum und warfen sich gegenseitig den Ball zu. Sie waren ziemlich weit von Lenny entfernt, aber er konnte trotzdem hören, was sie sagten. »Mir hat es gestern auf deinem Geburtstagsfest sehr gut gefallen«, rief Michaela Laura zu.
Mir auch, dachte Lenny träumerisch. Er hatte den ganzen Nachmittag unter dem Tisch gelegen und darauf gewartet, dass etwas von dem guten Geburtstagsessen neben ihm zu Boden fiel.
»Dein Geschenk ist einfach toll«, gab Laura zurück.
Lenny öffnete ein Auge und bellte zustimmend. Michaela hatte Laura ein Federmäppchen geschenkt, das überall mit Bildern kleiner Hunde, die so ähnlich aussahen wie Lenny, beklebt war. »Weißt du schon, was du dir von dem Geld kaufen willst, das dir deine Oma und deine Tante zum Geburtstag geschickt haben?«, fragte Michaela. Laura schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
Lenny hörte den beiden Mädchen nicht länger zu, er döste ein. Die Sonne schien wunderschön warm auf seinen Pelz, und das lange Gras unter ihm war weich und nachgiebig. Er streckte seine dicken Pfoten aus und machte es sich noch bequemer.
»Dad!« Gerade als Lenny dabei war einzuschlafen, hörte er, wie Laura ihren Vater rief. »Dad! Der Ball ist in die Büsche geflogen, und wir können ihn jetzt nicht mehr finden!«
Mr Miller schaute über den Rand seiner Zeitung. »Habt ihr auch wirklich gut nachgesehen?«, wollte er wissen.
»Ja, bestimmt«, antwortete Laura. »Aber wir können ihn nirgendwo entdecken.« »Vielleicht können wir Lenny dazu bringen, uns suchen zu helfen«, schlug Michaela vor.
»Dann werden wir den ganzen Tag hier verbringen!«, erwiderte Mr Miller lächelnd. Er legte seine Zeitung zusammen und stand auf. »Schon gut, ich helfe euch.«
Gut, dachte Lenny glücklich. Dann habe ich ja jetzt endlich meine Ruhe.
Ein paar Sekunden später war er fest eingeschlafen und träumte von großen saftigen Knochen ...
»Dad! Dad!«
Lenny schreckte plötzlich hoch.
Laura rief schon wieder. Er hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte, aber es konnten nur ein paar Minuten gewesen sein. Er schaute hoch und sah Laura und Michaela auf der Wiese stehen, wo sie Ball gespielt hatten; sie machten einen sehr aufgeregten Eindruck.
Lenny sprang auf und sauste hinüber zu den Mädchen. Er konnte es nicht ertragen, wenn Laura unglücklich war. Mr Miller tauchte aus den Büschen wieder auf. In seinem Haar steckten Blätter und kleine Zweige, aber in der Hand hielt er triumphierend den Ball. »Was ist los, Laura?«
»Meine - meine Jacke!«, antwortete Laura unter Tränen. »Ich habe sie hier ins Gras gelegt, als wir gespielt haben, und jetzt ist
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