Das Kinder-Gesundheitsbuch
In diesem Fall bedeutet der Kalzium-Prozess die Fähigkeit, etwas verfestigen zu können, Struktur und Halt zu geben, was an unterschiedlichen Phänomenen aufgezeigt werden kann:
Kalzium wird in Form von Kalk beim Hausbau verwendet. Es trägt dazu bei, dass der Mörtel hart und fest wird, wodurch die Backsteine Festigkeit bekommen.
Auch im so genannten niederen Tierreich wird Kalzium zum »Hausbau« verwendet. So finden wir Kalzium in den Schalen von Muscheln, aber auch im Schneckenhaus wieder.
Die Fähigkeit, etwas hart werden zu lassen, taucht auch bei den höheren Lebewesen auf.
Denn erst mit Hilfe des Kalziums wird eine Anspannung, ein Festwerden der Muskeln möglich. Auch der wichtigste Muskel des Menschen, das Herz, kann sich nur mit Hilfe des Kalziums zusammenziehen.
Auch im Blut selbst kommt die Fähigkeit des Kalziums, etwas fest werden zu lassen, zum Tragen: Wenn wir uns verletzen, muss das aus der Wunde fließende Blut gerinnen können, da wir sonst verbluten. Diese Fähigkeit kann das Blut mit Hilfe vieler verschiedener Gerinnungsfaktoren erreichen. Kalzium spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Rudolf Steiner hat wiederholt darauf hingewiesen, dass solche Prozesse für jedes Lebewesen eine besondere Bedeutung haben. Der Kalzium-Prozess ist nur ein Beispiel dafür; genauso gibt es auch einen Eisen-Prozess oder einen Phosphor-Prozess. Die besondere Entdeckung von Samuel Hahnemann war, dass durch bestimmte pharmazeutische Verfahren Substanzen wieder stärker in den Zustand gebracht werden können, in dem sie als Prozess wirksam sind. Er nannte diesen Vorgang Dynamisierung oder Potenzierung (die Substanz bekommt wieder ihre ursprüngliche Potenz).
Die dynamisierten und potenzierten Medikamente wirken unmittelbar auf die Lebensorganisation, die bei Kindern besonders stark ausgeprägt ist. Außerdem reagieren sie besonders leicht und intensiv auf feine Reize, weshalb es auch zu verstehen ist, warum gerade in der Kinderheilkunde der Einsatz potenzierter Heilmittel so sinnvoll und fruchtbar ist.
Da Sie in diesem Buch überwiegend anthroposophisch-homöopathische Arzneimittel finden, möchten wir Ihnen im Folgenden kurz darstellen, mit welchen pharmazeutischen Verfahren diese gewonnen werden.
Pharmazeutische Verfahren
Für Medikamente, die aus dem Mineral-, Pflanzen- und Tierreich gewonnen werden, gibt es verschiedene pharmazeutische Verfahren, zum Beispiel Extrahieren, Überbrühen und Auskochen, Destillieren oder Rösten, Verkohlen und Veraschen.
Wie bei der klassischen Homöopathie auch werden viele der so gewonnenen Substanzen dynamisiert und potenziert:
Flüssiges Potenzieren: Die Ausgangssubstanz (Urtinktur) wird 1:10 verdünnt und rhythmisch geschüttelt (Herstellung einer D1). Die Flüssigkeit mit der D1 wird wieder 1:10 verdünnt und erneut rhythmisch geschüttelt (Herstellung einer D2). Der Vorgang wird wiederholt, bis die erwünschte Potenz erreicht ist. Bei der Herstellung von Globuli (Streukügelchen) werden Kügelchen aus Zucker mit der flüssigen Potenz durchtränkt.
Festes Potenzieren: Gleicher Vorgang wie bei der flüssigen Potenzierung, nur dass die Verdünnung mit Milchzucker geschieht und statt der Verschüttelung rhythmisch verrieben wird.
Die folgenden Verfahren wurden in der anthroposophischen Pharmazie entwickelt und werden nur von anthroposophisch pharmazeutischen Firmen angewendet. Sie erweitern die Möglichkeiten, Natursubstanzen durch pharmazeutische Verfahren so aufzuschließen (zu »potenzieren«), dass sie die Selbstregulation des menschlichen Organismus noch wirksamer beeinflussen:
Metallspiegel: Durch ständige Wärmezufuhr im Vakuum werden Metalle verflüssigt und verdampft. Sie werden damit in einen reinen, möglichst ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Sie schlagen sich dadurch als Metallspiegel am Glas nieder, werden von dort abgekratzt und als Pulver zu verschiedenen Präparaten verarbeitet. Bei Gold (Aurum) zum Beispiel heißt der so hergestellte Goldspiegel »Aurum metallicum praeparatum«.
Ein vergleichbarer Prozess geschieht, wenn wässrig gelöste Metallsalze erwärmt und dann reduziert werden. An der Wand des Glasgefäßes schlägt sich dabei der Metallanteil als dünner Spiegel nieder, kann wieder abgekratzt und fein vermahlen werden. So entsteht zum Beispiel aus Silber (Argentum) das Präparat »Argentum metallicum praeparatum«, das in Form einer Salbe zur Verfügung steht.
Vegetabilisierung von Metallen: Ein natürlich vorkommendes Metall in Form
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