Das Kinder-Gesundheitsbuch
erst zart ausgebildet.
Nach und nach eignet sich das Kind von oben nach unten seinen Körper an: Im Schulalter reifen Brustkorb und Wirbelsäule aus und die Gliedmaßen, vor allem deren Muskulatur, wachsen in der Jugend noch kräftig.
Auf der Ebene der Körperfunktionen findet genau das Gegenteil statt. Am Anfang des Lebens dominieren die Wachstums- und Stoffwechselprozesse: Ein Kind erholt sich rasch, sein Stoffwechsel ist schnell, ebenso die Wundheilung. Das Bewegungsbedürfnis ist in der Kindheit besonders groß. Und wenn das Kind fiebert, beschleunigt und verstärkt es seinen Stoffwechsel noch einmal ganz enorm – vergleichbar einem Hochleistungssportler.
Dagegen stehen im Alter, am Ende des Lebens, die Abbau- und Verhärtungsvorgänge (Sklerose) im Vordergrund: Die körperlichen Regenerationskräfte, der Stoffwechsel, die Wundheilung, die Fieberneigung und die Beweglichkeit lassen mit zunehmendem Alter nach. Die Muskulatur geht schon nach dem 40.Lebensjahr deutlich zurück – für die meisten Leistungssportler ist das Ende ihrer Karriere erreicht.
Neigen Säuglinge noch eher zu Blutungen (weshalb sie zum Beispiel Vitamin-K-Tropfen zur Unterstützung der Blutgerinnung bekommen), so besteht bei älteren Menschen die Gefahr, dass das Blut zu schnell gerinnt und Gefäße verschließt (Thromboseneigung).
Sieht man sich die Gegenüberstellung im Kasten auf der folgenden Seite an, so hat das Alter gegenüber der Kindheit nur Nachteile, wenn ausschließlich die körperlichen Veränderungen betrachtet werden. Da der Mensch aber eine Einheit aus Körper, Seele und Geist ist, ergibt sich eine ganz andere Perspektive, wenn man das Seelisch-Geistige mit einbezieht. Während der ersten Lebensphase ist das Seelisch-Geistige des Kindes ganz »eingetaucht« in die lebendig-dynamischen körperlichen Prozesse, durch die der physische Leib gestaltet wird. Oder mit anderen Worten: Während der Kindheit werden auch die seelisch-geistigen Kräfte im hohen Maße für die gesunde Entwicklung des physischen Leibes gebraucht. So wird der Körper nach und nach zum Musikinstrument, durch das das Seelisch-Geistige schließlich erklingen kann. Deshalb ist es auch sinnvoll, dass der kindliche Körper noch weich und formbar ist.
Dadurch kann das Seelisch-Geistige den Körper besser mitformen, so dass er immer mehr zum einzigartigen Instrument wird.
Ist das geschafft, löst sich mit zunehmendem Alter das Seelisch-Geistige immer mehr aus dem Körperlichen heraus und steht dann dem Erwachsenen und älteren Menschen in der zweiten Lebenshälfte unabhängiger für rein seelisch-geistige Vorgänge zur Verfügung. Dies erlebt man in erster Linie als eine Reifung und Weiterentwicklung der Persönlichkeit bis hin zur sprichwörtlichen »Weisheit des Alters«. Im Bild der Musik bedeutet das: In der Kindheit verwenden Komponist (Geistiges) und Dirigent (Seelisches) ihre Kraft, um selbst am Bau des Musikinstruments (Körper) mitzuwirken. In der zweiten Lebenshälfte können sie das Instrument dann mit selbst komponierten Melodien zum Erklingen bringen.
Gegensätzliche körperliche Prozesse in Kindheit und Alter
Kindheit :
Alter :
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Wachstum
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Körperabbau
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Regeneration
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Verzögerte körperliche Regeneration
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Schneller Stoffwechsel
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Verlangsamter Stoffwechsel
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Rasche Wundheilung
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Schlechte Wundheilung
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Körperliche Bewegung, Bewegungsdrang
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Bevorzugung körperlicher Ruhe
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Neigung und Fähigkeit zur Fieberbildung
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Wenig Fieberbildung
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Blutungsneigung
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Neigung zu Thrombose und Gefäßverkalkung
Krankheit als Krise und mögliche Chance
Kinder brauchen Unterstützung, um schwierige Aufgaben selbst lösen zu lernen.
Das harmonische Zusammenspiel seiner so unterschiedlichen Anlagen muss das Kind erst lernen. Für das menschliche Immunsystem findet der »Unterricht« bereits in den ersten drei Lebensjahren statt, wie die Allergieforschung gezeigt hat. Kein Kind wird »gesund« geboren – Gesundheit ist etwas, das nur durch Lernen erreicht und stabilisiert werden kann.
Das gilt in ganz verschiedenen Beziehungen:
Das Kind muss lernen, sich mit seiner Umwelt zu verbinden, sie wahrzunehmen und fremde Nahrung zu verdauen. Und zugleich muss es lernen, sich immer besser von dieser Umwelt abzugrenzen, seine Verdauung zu stabilisieren und gegen Krankheitserreger immun zu werden. Es muss sich auch sozial behaupten lernen – etwa gegenüber seinen Geschwistern oder anderen Kindern im Kindergarten. Dabei kann es
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