Das Kinder-Gesundheitsbuch
betätigt sich das Kind in der Kunsttherapie kreativ, was die Einheit von Körper, Geist und Seele fördert. Außerdem regen die Kunsttherapien die Eigeninitiative an, wodurch das Kind selbst aktiv an seiner Gesundung mitwirken kann. Die Kunsttherapien umfassen den aktiven Umgang mit festen, flüssigen und luftigen Elementen:
Ton, Holz, Stein und Gips beim therapeutischen Plastizieren,
Farben und Formen beim therapeutischen Malen und Zeichnen,
musikalische Klänge bei der Musiktherapie mit Instrumenten und Schlagwerk,
die menschliche Sprache bei der therapeutischen Sprachgestaltung, beim Theaterspielen und Improvisationstheater,
seelisch geführte Bewegungen bei der Heileurythmie.
Bei den künstlerischen Therapien geht es nicht um Training oder um das Erreichen von Perfektion. Entsprechend ist auch keine besondere Begabung nötig. Es geht darum, dass die Kinder im künstlerischen Prozess neue schöpferische Wege im Umgang mit ihrer Umwelt und der eigenen Innenwelt entdecken. Viele Kinder und Jugendliche finden durch die Therapie neue Bewältigungsstrategien für das weitere Leben.
Zum einen wirkt bereits die Tätigkeit selbst therapeutisch, indem sich dabei Verhärtungen auflösen oder Einseitigkeiten ausgleichen. Darüber hinaus tauchen bei der Entstehung von Kunstwerken auch verdrängte Gedanken und verschüttete Gefühle auf. Diese fließen in das Werk ein, finden darin ihren Ausdruck und lassen auf diese Weise das Kind seelisch freier und gelöster werden.
Therapeutisches Plastizieren
Kinder sind meist mit Begeisterung dabei, wenn sie am Strand aus (feuchtem) Sand unterschiedliche Formen und Gebilde entstehen lassen können. Ähnlich kreativ läuft es beim therapeutischen Plastizieren ab. Das Kind nimmt mit beiden Händen zum Beispiel Ton oder Bienenwachs und gestaltet daraus räumliche Formen.
Es tut dies mit Hilfe von Daumen und Fingern, der Handaußenseite oder dem Handballen. Ton oder Wachs wird rhythmisch gedrückt, geschoben, gezogen und verformt. Dabei steigt die Konzentration des Kindes, da Ruhe einkehrt, indem die Energie in seine Finger fließt. Das Kind wird seelisch zentriert und geerdet. Mit der Zeit werden nicht nur der Ton und die Hände, sondern die Kinder insgesamt wärmer.
Das plastische Gestalten fordert und fördert unmittelbar die eigenen, kreativen Fähigkeiten des Kindes und kann damit wichtige seelische Entwicklungen in ihm anregen: Wenn zum Beispiel eine Tonkugel von einem in sich gekehrten, verschlossenen Kind allmählich zu einer Schale geformt wird, die sich der Umgebung öffnet, ändert sich damit auch die seelische Verfassung des Kindes, und es kann sich selbst mehr seiner Umgebung öffnen. Umgekehrt wird die Therapeutin ein zu umweltoffenes Kind dazu anleiten, ein offenes Gefäß nach und nach mehr zu schließen, was auf das Kind zurückwirkt.
Therapeutisches Malen und Zeichnen
Beim therapeutischen Malen und Zeichnen erleben Kinder, wie Formen und Farben entstehen.
Dadurch werden sowohl funktionelle Abläufe im Organismus (die Lebensorganisation) als auch seelische Prozesse des Kindes (die Seelenorganisation) beeinflusst. Das lässt sich auch in den Bildern erkennen, die Kinder oft im Alltag malen und die uns so unmittelbar ansprechen.
Außerdem entstehen beim Malen Wünsche für die Zukunft, es treten Erinnerung aus der Vergangenheit auf und es entwickelt sich ein neues Bewusstsein für die Gegenwart. Die gewählten Farben, Formen, Figuren oder Motive können Ventile für Angestautes, aber auch Katalysatoren sein, mit deren Hilfe Verdrängtes wieder aufgenommen und durch das künstlerische Schaffen in eine schöpferische Zukunft verwandelt wird. Mancher Dialog über Traumata beginnt mit Pinsel, Farbe und Papier. Das Bild eines Kindes ist für einen anthroposophischen Kinderarzt mindestens so wertvoll wie eine Röntgenaufnahme für einen Radiologen. Und der Prozess des therapeutischen Malens selbst ist für den Kunsttherapeuten ein ebenso wertvolles Mittel beim Kind wieder etwas »in Fluss zu bringen«, wie eine Lymphdrainage für einen Physiotherapeuten.
Musiktherapie
Sehr wirksam kann die Musiktherapie bei Störungen von Sprachverständnis und Sprachentwicklung sein.
Jeder, der gern Musik hört oder selbst musiziert, spürt die besondere Kraft der Musik. »Der Ton ist dem Herzen näher als das Bild«, sagte Adalbert Stifter. Und man könnte ergänzen: Für vieles Unbewusste in uns ist Musik anfangs sogar näher als das Wort. Über Melodie, Harmonie, Klang und Rhythmus
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